Pizzafans aufgepasst! Ein aktueller Test von Öko-Test zeigt: Fast alle Pizzakartons sind mit den gefährlichen Stoffen Bisphenol A und Bisphenol S belastet. So kannst du dich schützen.
Was wäre ein Leben ohne Pizza? Für die meisten unvorstellbar. Schnell eine Pizza beim Italiener um die Ecke holen und zu Hause in aller Ruhe genießen oder sich die Pizza ins Büro liefern lassen, gehört für viele zum Alltag. Öko-Test hat jetzt Pizzakartons untersucht – und herausgefunden, dass die Pappschachteln alles andere als harmlos sind.
Pizzakarton-Test: Giftige Chemikalien in fast allen Kartons
Jede Pizza to go bringt einen Karton mit sich – und damit Müll. Aber Pizzaschachteln verursachen nicht nur riesige Müllberge, sie können auch mit problematischen Chemikalien belastet sein, wie der Test von Öko-Test zeigt.
Die Tester:innen haben zehn Pizzaschachteln von bekannten Pizzaketten und Großhändlern auf zwei kritische Verbindungen untersuchen lassen: auf Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S (BPS). "Beide dürfen in Verpackungsmaterialien, die für den Kontakt mit Lebensmitteln vorgesehen sind, seit dem 20. Januar 2025 nicht mehr eingesetzt werden", erklärt Öko-Test. Diese EU-Verordnung gilt allerdings nicht für Papier.
Das Ergebnis: In fast allen Kartons wurden Bisphenol A (BPA) und Bisphenol S (BPS) gefunden. Die Laborergebnisse sind alarmierend: In einem Fall wurde die empfohlene Tagesdosis von BPA um das 45.000-fache überschritten. Die Chemikalien gelten als gesundheitsschädlich.
Das Problem: Die Stoffe können aus dem Karton in die Pizza übergehen und somit in unseren Körper gelangen. Die ganz wesentliche Frage der Tester:innen lautete deshalb: Bleiben die Chemikalien im Karton? Oder gehen sie in die Pizza über? "Von den neun getesteten Kartons, bei denen der Nachweis von Bisphenol A positiv war, konnte das Labor in vier Fällen einen Übergang der Chemikalie auf die Pizza feststellen", erklären die Tester:innen. BPS ging in allen Fällen in die Pizza über.
Die Gewinner im Pizzakarton-Test
Beim Test von zehn Pizzakartons schnitten nur wenige gut ab. Dennoch gibt es zwei Gewinner:
- Pizza Hut (keine Belastung): Der Pizzakarton von Pizza Hut ist der einzige im Test, der komplett frei von BPA und BPS war. Der Grund: Für den Karton werden nur Frischfasern verwendet, also Papier ohne Altpapieranteil.
- Call a Pizza (sehr geringe Belastung): Hier wurde zwar BPA im Karton gefunden, es ist jedoch nicht vom Karton auf die Pizza übergegangen. Auch Call a Pizza verwendet nach eigenen Angaben Frischfasern für ihre Kartons.
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Verlierer im Test: 45.000 Prozent mehr BPA als erlaubt
Der Verlierer im Test ist der Pizzakarton Italia des Herstellers Cuboxal, der laut Öko-Test Marktführer für Pizzakartons in Europa ist. Dieser Karton enthielt nicht nur die höchste Gesamtmenge an BPA, sondern gab auch die mit Abstand größte Menge an die Pizza ab.
Mit dem Verzehr einer einzigen Pizza würde man die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als unbedenklich eingestufte tägliche Aufnahmemenge (TDI) von BPA um 45.000 Prozent überschritten. Selbst der vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR) geschätzte, weniger strenge Wert für die Tagesdosis, würde um 250 Prozent überschritten werden. Bei BPS ist der Messwert noch alarmierender: Er liegt 250.000 Prozent (!) über dem von der EFSA empfohlenen Wert für die tägliche Maximaldosis. Für Bisphenol A gibt es noch keinen offiziellen TDI, das BfR empfiehlt, den TDI von BPA auch für BPS anzuwenden.
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Wie gelangen BPA und BPS in den Pizzakarton?
Das Hormongift gelangt über das Recyclingpapier in die Pizzakartons. Vor allem Thermopapier wie Kassenbons, Parktickets und Eintrittskarten, das fälschlicherweise im Altpapier landet, ist eine Hauptquelle für diese Schadstoffe. Während BPA in Thermopapier seit 2020 verboten ist, wird es von einigen Herstellern durch BPS ersetzt, was die BPS-Belastung in den Kartons erklärt. "Zusätzlich können auch Druckfarben, Klebstoffe oder Kunststoffe im Verbund mit Papier Bisphenol A enthalten – wenn auch in wesentlich geringeren Mengen als Thermopapier. Bei der Verwendung recyclierter Papierfasern bei der Herstellung neuer Produkte aus Papier könnten Reste von Bisphenol A auch in die neuen Produkte gelangen", erklärt das BfR den nach wie vor hohen BPA-Gehalt in Recyclingpapier.
Wie gefährlich ist BPA?
BPA ist eine Industriechemikalie, die seit langem wegen ihrer hormonellen Wirkung in der Kritik steht. Sie steht im Verdacht, das Immunsystem zu beeinträchtigen, die Fortpflanzungsfähigkeit und die Entwicklung des ungeborenen Kindes im Mutterleib zu stören und das Risiko für bestimmte Krebsarten zu erhöhen. Auch Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern können mit BPA in Verbindung gebracht werden.
BPS wird inzwischen ebenfalls als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. Die EU-Chemikalienverordnung REACH zählt beide Verbindungen zu den "besonders besorgniserregenden Stoffen" (SVHC).
So kannst du BPA und BPS beim Pizzaessen vermeiden
- Pizza schnell aus dem Karton nehmen: Nimm die Pizza zu Hause so schnell wie möglich aus dem Karton. Die Zeit, die die Pizza im Karton bleibt, beeinflusst die Menge der Chemikalien, die in die Pizza übergehen.
- Mehrwegboxen nutzen: Schaffe dir eine wiederverwendbare Pizzabox an. Diese sind BPA-frei. Für ca. 10 Euro gibt es die Boxen online zu kaufen:
- Pizza vor Ort im Restaurant essen oder zu Hause selber machen.
- Altpapier richtig entsorgen: Achte darauf, dass kein Thermopapier in Form von Kassenbons, Parktickets oder Eintrittskarten ins Altpapier gelangt. Die Entsorgung über den Papiermüll birgt die Gefahr, dass sich die Giftstoffe über das Altpapier verteilen. Über Produkte aus Recyclingpapier (wie z.B. Pizzakartons und Toilettenpapier) landen sie schließlich bei uns – und in der Umwelt.
- Der Pizzakarton selbst darf laut Umweltbundesamt übrigens ins Altpapier – auch "mit kleineren Lebensmittelanhaftungen":
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Nicht nur in Pizzakartons ist BPA ein Problem. Öko-Test hat das Hormongift auch in Dosentomaten und Dosenmais nachgewiesen. Es wird vermutet, dass der Stoff aus der Dosenbeschichtung in den Inhalt übergeht. Hier kann man das Risiko umgehen, indem man auf Produkte in Gläsern oder Verbundkartons umsteigt.
Alle Details zum Test findest du in der Ausgabe 01/2025 von Öko-Testoder online auf oekotest.de.
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