Tomate plus Kartoffel ergibt Tomoffel. Dabei handelt es sich nicht um eine neue Frucht, sondern um eine Hybridpflanze, die es schon länger gibt. Von dieser kannst du sowohl Tomaten als auch Kartoffeln ernten.
Vielleicht hat dich das Wortspiel aus Tomate und Kartoffel an ein neues ungewöhnliches Gemüse denken lassen, das halb Tomate und halb Kartoffel ist. Tatsächlich ist die Tomoffel aber eine Hybridpflanze: Oben wachsen Tomaten, unter der Erde Kartoffeln. Woher kommt sie und was sind ihre Vorteile?
Woher kommt die Tomoffel?
Eine Pflanze, die überirdisch Tomaten trägt und unter der Erde Kartoffeln treibt, klingt wie eine Fantasie – und das war sie ursprünglich auch. In einem Roman des Schriftstellers Enst Penzoldt von 1930 soll das Wort "Tomoffel" laut dem Bayerischen Rundfunk (BR) erstmalig Erwähnung gefunden haben. Darin züchtet der Protagonist eine hybride Pflanze, die 40 Jahre später dank Georg Melcher Wirklichkeit wurde. Melcher war Biologe und züchtete die Tomoffel, um Tomaten mit der Kälteunempfindlichkeit der Kartoffel auszustatten.
Seitdem ist die Tomoffel auch unter den Bezeichnungen "Tomtato" oder "Kartoffeltomate" bekannt.
Wie entsteht eine Tomoffel?
Auch wenn eine Hybridpflanze wie die Tomoffel sofort vermuten lässt, dass sie gentechnisch verändert sein muss, wird diese Pflanze auf eine andere Weise erzeugt, nämlich durch Veredelung. Dies ist eine alte gärtnerische Methode zur Vermehrung von Pflanzen, bei der Teile von zwei verschiedenen Pflanzen zusammengefügt werden, damit sie als eine Pflanze weiterwachsen. Das Ziel ist, die besten Eigenschaften beider Pflanzen zu kombinieren, wie beispielsweise einen besseren Geschmack und eine höhere Widerstandsfähigkeit.
Bei der Tomoffel wird ein Tomatenpflänzchen von Hand auf einen Kartoffeltrieb gesetzt, wodurch die beiden Pflanzen miteinander verwachsen. Die gemeinsame Veredelung gelingt bei der Tomoffel, da sowohl die Tomate als auch die Kartoffel zur Familie der Nachtschattengewächse gehören.
Übrigens: Die erste Tomoffel entstand nicht durch Veredelung, sondern wurde von Georg Melcher durch Gentechnik erzeugt. Er hat die sogenannte Protoplastenfusion angewandt, bei der die Zellen von Tomate und Kartoffel verschmelzen. Doch in der Praxis ergibt das eine Tomoffel, die genetisch so instabil ist, dass sie keine fruchtbaren Samen ausbilden kann. Die heutigen Tomoffeln werden daher ausschließlich durch Veredelung erzeugt.
Vorteile der Tomoffel
Veredelte Gemüse bringen einige Vorteile mit sich: Sie wachsen schneller, erbringen über einen längeren Zeitraum höhere Erträge und sind gegenüber Schädlingen und Krankheiten resistenter. Die Tomoffel soll laut dem BR bis zu 30 bis 40 Prozent mehr Ertrag als eine nicht veredelte Pflanze bringen. Daher eignet sie sich gut, wenn nur wenig Platz zum Gemüseanbau zur Verfügung steht. Du kannst die platzsparende Tomoffel zum Beispiel gut als Balkongemüse anpflanzen.
Wenn du bereits Erfahrung mit dem Veredeln hast, kannst du probieren, die Tomoffel durch diese Methode selbst herzustellen. Ansonsten findest du die Hybridpflanze auch im Handel. Sie wird meistens im Topf angeboten und wird bis zu 100 Zentimeter hoch. Es handelt sich um eine einjährige Pflanze, von der du im Sommer überirdisch Kirschtomaten und im Herbst unterirdisch Kartoffelknollen ernten kannst.
So kannst du die Tomoffel pflanzen, pflegen und ernten
Möchtest auch du von derselben Pflanze Tomaten und Kartoffeln ernten, kannst du dir eine Tomoffel in den Garten pflanzen. Die Pflege ist simpel und du kannst sowohl im Sommer als auch im Herbst von ihr ernten.
Standort:
- Wähle einen warmen und sonnigen Platz.
- Achte darauf, dass der Boden nährstoffreich, feucht und durchlässig ist.
- Du kannst die Tomoffel auch im Gewächshaus kultivieren.
Anpflanzen:
- Setze die Tomoffel entweder in einen Kübel oder ab Mitte Mai ins Freiland.
- Verwende einen Topf oder Kübel mit einem Durchmesser von 50 bis 60 Zentimeter.
- Pflanze die Tomoffel so ein, dass die Veredelungsstelle über der Erde liegt und gieße sie gut an.
- Bereite den Boden im Freiland mit Kompost vor und halte 50 cm Abstand zu anderen Gemüsearten.
Pflege:
- Gieße die Tomoffel ausreichend, besonders während Trockenperioden. Du solltest aber Staunässe vermeiden.
- Versorge die Pflanze mit Pflanzenjauche oder einem organischen, kaliumreichen Dünger, sobald sich die ersten Tomatenrispen entwickeln.
- Befestige die Pflanze an einem Stab, wenn sich die ersten Tomatenrispen bilden.
- Kappe den Hauptstamm, nachdem etwa sechs Rispen gebildet wurden, um die Bildung aromatischer Tomaten zu fördern.
- Bedecke die Kartoffelknollen regelmäßig mit frischer Erde, damit sie voll ausreifen.
Ernten:
- Ernte die Tomaten ab Juli, wenn sie tiefrot sind. Du kannst unreif geerntete Tomaten aber auch nachreifen lassen.
- Schneide die Pflanzentriebe nach der Tomatenernte zurück.
- Ernte ab Herbst die Kartoffelknollen und lagere sie ein.
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