Verborgene Zusatzkosten bei Platzreservierungen und Reiseversicherungen: In einer europaweiten Aktion haben die Verbraucherschutzbehörden Reiseportale im Internet geprüft. Das Fazit: Fast alle getesteten Seiten täuschen die Verbraucher.

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Wer kennt das nicht: Überall poppen schier unglaublich günstige Angebote im Internet für Flüge auf. Und am Ende war es doch wieder viel teurer als geplant. Für knapp 100 Euro auf die Kanaren, für 80 Euro nach Istanbul: Wer kann da schon widerstehen? Und wenn nach unzähligen Eingabefenstern der tatsächliche Preis dann endlich auftaucht, ist die Enttäuschung groß. Das Gepäckstück wird extra berechnet, die Buchung mit Kreditkarte kostet zusätzlich und wer Sitzplatzreservierung und eine Reiserücktrittsversicherung möchte, muss eben auch dafür bezahlen. Wenn es ganz blöd läuft, war der letzte Klick zu schnell gemacht und schon ist die Buchung getätigt.

Wie sich nun herausgestellt hat, sind derartige Erfahrungen keine Einzelfälle, sondern die Regel bei Reisebuchungen im Netz. Die Rechte von Verbrauchern werden im Internet von fast allen Reiseportalen missachtet. Das hat eine EU-weite Untersuchung von länderübergreifend vernetzten Verbraucherschutzbehörden ergeben. Allein das Bundesministerium für Verbraucherschutz (BVL), das den deutschen Part bei der Kontrolle übernahm, musste bei nahezu allen untersuchten Seiten Verstöße gegen den Verbraucherschutz feststellen. Zusatzkosten werden oft nicht korrekt angegeben, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen werden nicht ausreichend zugänglich gemacht oder sind nur in Fremdsprachen einsehbar. Mangelhafte Kontaktangaben machen Beschwerden fast unmöglich.

Schon 2012: "Eine Flut von Beschwerden"

Dass bei Flugbuchungen versteckte Gebühren aufgeschlagen werden, ist allerdings auch keine große Neuigkeit. Die Verbraucherzentrale Sachsen hatte beispielsweise schon 2012 vor den Praktiken des Reiseportals "fluege.de" gewarnt. Über das Portal war "eine Flut von Beschwerden" bei der Verbraucherzentrale eingegangen, wie dessen Geschäftsführer der Berliner Zeitung berichtete. Auch zu dieser Zeit richteten sich die Beschwerden vor allem gegen die versteckten Kosten bei der Buchung mit diesem Portal, die erst zum Ende hin transparent würden.

Wenn es nach dem Willen der Europäischen Kommission geht, könnten diese Missstände im digitalen Reisegeschäft nun bald der Vergangenheit angehören. "Sweep" heißt das neue Zauberwort, das Verbrauchern in ganz Europa zugute kommen soll. Unter dieser Maßnahme hat die Kommission ein europaweites Behördennetzwerk geschaffen, das gemeinsam und gezielt Internetseiten auf spezielle Regelverstöße untersuchen soll. Die jüngste "Sweep"-Aktion hatte sich nun den Reiseportalen im Netz gewidmet und die Missstände deutlich gemacht.

Auch das BVL hat die zuständigen Behörden in den jeweiligen Mitgliedsländern aufgefordert aktiv zu werden, um die Verstöße unverzüglich zu unterbinden. Bis die rechtlichen Schritte allerdings Wirkung zeigen, sind die Nutzer noch auf sich allein gestellt. Also: nicht zu früh über günstige Angebote freuen, die Buchung am Ende noch einmal genau prüfen und dann überlegen, ob der Preis auch wirklich angemessen erscheint.  © Glutamat

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