Die Anreise nach Sizilien: lang. Zumindest für uns Norddeutsche. Wir starten unsere Tour an der Lübecker Bucht. Satte 1.300 Kilometer liegen vor uns bis Genua. Von dort aus geht es per Fähre rüber auf die Insel. Die Entscheidung für Sizilien als Reiseziel, für uns hatte sie vor allem praktische Gründe. Denn wir reisen zu dritt, mit einjährigem Kind im Ford Nugget. Unsere zweite Elternzeit steht an.
Sechs Wochen, die wir so effizient und unkompliziert wie möglich im Camper nutzen wollen. Los geht’s Mitte September. Den kompletten Oktober verbringen wir auf der Insel, denn wir wollen die größtmögliche "Wettersicherheit". Die geografische Nähe zu Tunesien – von der Westküste aus sind es nur 150 Kilometer Luftlinie – erscheint uns da hilfreich. Und tatsächlich werden wir mit viel Sonnenschein belohnt, wenn auch nicht immer.
Die Überfahrt
Sardinien, Korsika und Elba haben wir schon gesehen, teilweise mehrfach. Nun sind wir gespannt, was Sizilien zu bieten hat. Strände, Bergdörfer und der Ätna wollen erkundet werden, genauso wie eine Büffelfarm. Doch von vorn. Die Fährgesellschaft GNV bringt uns rüber auf die Insel. 20 Stunden dauert das. Kostenpunkt: rund 300 Euro pro Fahrt inklusive Camper und Kabine. Die Anlandung am Abend im Hafen von Palermo, sie verläuft genauso wie befürchtet.
Der Verkehr in der sizilianischen Hauptstadt ist hektisch. Roller überholen von allen Seiten, Auto quetschen sich nebeneinander, wo eigentlich kein Platz ist. Wir flüchten schnell aus dem Großstadt-Chaos. Stattdessen verbringen wir die ersten zwei Nächte auf dem Platz Camping la Playa rund 30 Minuten Fahrzeit von Palermo entfernt. Kein Luxusplatz, aber die Einrichtungen sind völlig ausreichend. Der Standard auf Sizilien, er erscheint uns ohnehin etwas niedriger als anderswo. Trotzdem entdecken wir auf unserer Tour um die Insel einige Perlen.
Einmal rund um die Insel
Die erste "Strand-Perle" ist der Ort San Vito Lo Capo. Ein kleiner Küstenort im Nordwesten der Insel. Hier liegt ein Traumstrand mit glasklarem Wasser in einer geschützten Bucht. Im Hintergrund erhebt sich der gut 500 Meter hohe Monte Monaco. Ein wahres Postkartenmotiv. Auch der dahinterliegende Ort sorgt bei uns für große Freude. Kleine, gemütliche Restaurants reihen sich aneinander. Abends pulsiert das Leben – und das trotz Nebensaison. Die Preise hier: an den touristischen Erfolg angelehnt. Wir übernachten auf dem Campingplatz Village la Pineta. Völlig okay und der Strand ist schnell zu Fuß erreicht.
Lange Strände und kleine Orte sind das eine – doch Sizilien hat mehr zu bieten. Auch zahlreiche Barockstädtchen und antike Stätten warten darauf, besucht zu werden. Unser erster Ausflug führt uns ins Bergdörfchen Erice. Die Fahrt dorthin: abenteuerlich, kurvig und steil. Rund 750 Meter hoch liegt das Dorf. Von hier aus haben wir einen perfekten Ausblick auf die Region und das Meer. Dass die wenigen Hundert Einwohner hier fast ausschließlich vom Tourismus leben, das ist schnell zu sehen. Ein Touri-Lädchen reiht sich an das nächste. Dennoch machen die Stadtmauer, das Kastell aus dem 13. Jahrhundert und die vielen alten Gebäude Eindruck.
Mehr als nur tolle Strände
Nach einem Strandzwischenstopp für einige Tage auf dem Campingplatz Helios geht unsere Inselumrundung weiter. Kultur steht auf dem Programm. Wir besuchen die archäologischen Stätten von Agrigent – seit 1997 Weltkulturerbe. Ein riesiges Gelände voller antiker Überreste griechischer Tempel. Die Sonne brennt. Zum Glück spendet der riesige Concordiatempel am Ende des Rundgangs ein wenig Schatten. Er gehört zu den am besten erhaltenen Tempeln der griechischen Antike. Tiefer steigen wir in die griechische Baukunst auf Sizilien nicht ein. Zu heiß brennt die Sonne auf den Nacken. Stattdessen lassen wir die Klimaanlage ihren Job tun und fahren weiter auf einen besonderen Stellplatz: eine Büffelfarm in der Nähe von Ragusa.
Auf der Farm Magazzè gibt es nicht nur einige Plätzchen für Camper inklusive sauberen Toilettenhäuschens. Hier sehen wir auch die Tiere, die den berühmten Mozzarella di Bufala Campana erst möglich machen – den Büffelmozzarella. Im angeschlossenen Restaurant können wir Büffelfleisch und Mozzarella probieren und das für wenige Euro. Im Shop decken wir uns mit Salami und dem sahnigen Mozzarella ein, schließlich haben wir ja noch einige Tage vor uns.
Auf der Weiterfahrt wundern wir uns immer wieder, wie achtlos auf Sizilien mit dem Müll umgegangen wird. An den Straßenrändern stehen immer wieder große Säcke, Plastikflaschen oder sogar Sofas, Kühlschränke und Waschmaschinen. Sperrmüll, den wohl so bald keiner abholt. Ein Problem, das auf der Insel seit Jahren besteht. Es gibt schlicht nicht genug Platz dafür. Leidtragende sind die Bewohner, Touristen und allen voran die Natur. Auch an den Stränden entdecken wir immer wieder viel Plastikmüll. Das kennen wir auch von vielen anderen Küsten, auf Sizilien allerdings fällt es uns sehr stark auf.
Aber zurück zu den schönen Seiten. Es zieht uns weiter ostwärts Richtung Ragusa. Ein spätbarockes Städtchen, das ebenfalls Unesco-Welterbe ist. Der Stadtbummel: etwas beschwerlich angesichts der vielen Steigungen. Der Ausblick über die Dächer des Örtchens dafür umso schöner. Die dicken Wolken am Horizont lassen allerdings schon erahnen, was uns in den nächsten Stunden blüht: Dauerregen. Wir suchen Unterschlupf im Agriturismo Le Zagare di Vendicari.
Ein Ferienhof mit Appartements und Stellplätzen für Wohnmobile und Camper. Angeschlossen: ein Restaurant mit den selbst angebauten Produkten. Abends schlemmen wir dort bei einem mehrgängigen Menü. Vom Agriturismo aus starten wir unseren nächsten Stadtbummel ins nächste Unesco-Welterbe: Noto. Auch hier werden wir von prachtvollen Barockbauten empfangen. Dazu ein geschäftiges Treiben auf der Hauptstraße durch den Stadtkern. Lange halten wir uns allerdings nicht auf. Stadtbummel mit einem Einjährigen können mitunter anstrengend werden.
Blick in Richtung Ätna
Wer nach Sizilien fährt, darf ein spektakuläres geologisches Highlight nicht verpassen: den immer mal wieder Feuer spuckenden Vulkan Ätna. Auch wir wollen hochfahren. Vorher tanken wir ein wenig Sonne auf dem Campingplatz Campeggio Sabbiadoro. Ganz unten gibt es einige Stellplätze mit direktem Meerblick. Die Auf- und Abfahrt ist extrem steil. Leider werden wir hier von gefräßigen Mücken nachts komplett zerstochen. Sie haben sich tagsüber ins Auto gestohlen und auf ihr Festmahl gewartet. Der Himmel im Nugget sieht seitdem aus wie ein Schlachtfeld. Mit rot gekratzten Armen und Beinen machen wir uns also auf den Weg zum Vulkan.
Der Weg dorthin lässt alle Strapazen der Nacht vergessen. Überall neben der Straße zeugen Unmengen an versteinerten Lava-Strömen von vergangenen Ausbrüchen. Teilweise haben sie ganze Häuser und Kirchen unter sich begraben. Teure Ätna-Safaris mit Geländewagen schenken wir uns. Die Vulkanspitze ist ohnehin in dichte Wolken gehüllt. Stattdessen schauen wir uns die Krater benachbarter Vulkane an, bestaunen die Lava-Steine und genießen diese für uns völlig unwirkliche Mondlandschaft.
Zum Verarbeiten zieht es uns nach Naxos. Hier entscheiden wir uns für den Stellplatz Eden Parking. Der bietet zwar kein Strandfeeling, dafür aber tolle Restaurants in der Umgebung und zum Strand sind es auch nur wenige Minuten zu Fuß. Besonders schön: Der Ätna ist von hier aus zu sehen. Außerdem können wir von hier aus Taormina erkunden. Wir fahren mit dem Fahrrad zur Seilbahn und lassen uns entspannt hochfahren. Eine ebenfalls extrem schöne Stadt. So schön, dass sie gleichzeitig ein absolutes Touristenzentrum ist, mit Restaurants und Läden aneinandergereiht. Der Blick auf den Vulkan und das Meer von hier oben ist allerdings auch unbezahlbar.
Die letzten Nächte auf unserer Rundreise verbringen wir in der Nähe von Cefalù auf dem Campingplatz Sanfilippo. Ein supergepflegter Platz mit neuen Sanitärgebäuden und großartigen Stellplätzen mit Blick auf das Meer und einer schönen Bucht.
Cefalù selbst ist ebenfalls sehr sehenswert und mit dem Fahrrad leicht zu erreichen. Inzwischen ist der 30. Oktober. Das Meer wird langsam kühler, hat aber immer noch über 20 Grad. Die Sommerzeit geht zu Ende. Plötzlich geht die Sonne schon um kurz nach 17 Uhr unter. Auch unser Campingplatz macht Winterpause. Aber wir haben dank der Sommerverlängerung mit nur drei Regentagen genug Sonne getankt, um die dunkle Jahreszeit zu überstehen.
Camping-Tipps Sizilien
Alle Campingplätze der Tour im Überblick
Camping la Playa
Village la Pineta
Camping Helios
Agriturismo Le Zagare di Vendicari
Eden Parking
Camping Sanfilippo © Promobil
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