Ein Caravan wie eine Skulptur, eine Lackierung wie ein Praliné – dieser Constructam Coral ist ein Blickfang. Da schauen wir doch gerne mal rein!

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Ist es ein klassischer Constructam, dann ist es ein Hingucker, die belgischen Caravanisten wussten, wie man schöne Formen kreiert. Das gilt natürlich auch für den Coral von 1967, mit dem Familie Breuer gern und viel unterwegs ist. Der sündig schön restaurierte Wohnwagen vereint Stil und Nutzwert, gut 4.000 Kilometer spult der Oldie normalerweise im Jahr ab. "Uns zieht es vor allem in den Norden, nach Dänemark, nach Schweden, in die Niederlande", erzählt Ralf Breuer. Dieser Klassiker steht sich nicht die Reifen platt, er darf das tun, wofür er einst erschaffen wurde.

Gebaut wurde das gute Stück 20 Jahre nach dem Gründungsjahr der Marke. 1947 hatte Theo van der Herten als Zulieferer für den Schiffsbau und den Eisenbahnbetrieb die ersten Schritte unternommen. Und als Europa in den 1950erJahren das Fernweh als Reisevergnügen entdeckte, wagte sich auch Constructam in den Freizeitmarkt, 1958 entstanden denn die ersten Wohnwagen, denen man anmerkte, dass ein Kenner stromlinienhübscher Formen am Zeichenbrett saß. Theos Bruder Lucien hatte vor seinem Einstieg in die Firma als technischer Zeichner im Schiffbau gearbeitet.

Revolutionäres Design und innovative Konstruktion

"Das sprach sich bald herum", erklärt Ralf. "Anfang der 1960er Jahre sorgte das revolutionäre, stromlinienförmige Design für ein ordentliches Wachstum der Marke." Doch Form ist nicht alles, Constructam hatte auch konstruktiv bedingte Talente zu verbuchen, denn "die untere Hälfte der Wohnwagen war aus einem Metallrahmen mit Aluminium gefertigt und die Oberseite aus einem glasfaserverstärkten Polyesterverdeck", führt Ralf aus und streicht sacht über die Außenhülle, die auch farblich abgesetzt den Materialmix offenbart. "Durch den eher schweren Unterbau liegt der Schwerpunkt schön niedrig, Constructam-Wohnwagen hatten traditionell sehr gute Fahreigenschaften." Ralf schaut bei dieser Gelegenheit ein wenig zerknirscht, denn sein Landrover erlitt kurz vor dem Fototermin einen Motorschaden, "ohne Auto fühle ich mich richtig amputiert", versichert er, wartend auf den Anruf der Werkstatt, dass der Landy wieder am Start ist.

Als Zugfahrzeug würde freilich auch manch kleineres Wägelchen geeignet erscheinen, das zulässige Gesamtgewicht des Coral liegt bei tausend Kilo, eine Vierteltonne an Zuladung ist möglich. Man spürt die solide Konstruktion, nicht nur die Glasfenster bestechen mit ihrer Massivität, wobei der Caravan jüngst ordentlich aufgebrezelt wurde. "Das hat zum Großteil noch der Vorbesitzer erledigt", erklärt Ralf, der mit den noch fehlenden Arbeiten wenig Mühe hatte. "Leider weiß ich denn aber auch nichts zur Historie dieses Coral", bedauert er und setzt erst einmal Kaffeewasser auf.

"Die Küche funktioniert natürlich", mit Doppel-Gaskocher, Spüle und Kühlschrank ist der Coral komplett ausgerüstet, einzig eine "normale" Heizung fehlt, "aber die elektrische Fußbodenheizung ersetzt das problemlos", versichert Ralf. Auch die originalen Gasleuchten mit Glühstrümpfen – oh, wie waren die zerbrechlichen Gebilde einst unseren neugierigen Kinderfingern ausgesetzt – wurden auf ungefährlicheres Geleucht umgebaut, die Lampen funktionieren heute mit Strom.

Ralfs Entdeckung des Charms des Constructam Coral

Wir nehmen eine Weile in der hellen Sitzgruppe Platz, die großen Fensterflächen sind einfach eine Wucht, das Sonnenlicht flittert durch das gelb eingefärbte Dachfenster. "Das ist noch ein rundes, später wurden die eckiger, größer, aber charmanter finde ich die runde Version." Seit fünf Jahren hat Ralf den Coral, original war er komplett weiß, "das farblich abgesetzte Unterteil gefällt mir aber besser", betont er. Design oder Nichtsein sozusagen, man kann auch einen Coral noch aufhübschen. "Oder einen Condor oder einen Comet, von der klassischen Condor-Serie gar nicht zu reden; mit einem ‚C‘ beginnende Modellnamen hatten Tradition bei Constructam."

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Oft wird Ralf auf den Coral angesprochen, parkt er auf einem Campingplatz. "Die Menschen sind wirklich neugierig auf das spezielle Design, das so wunderbar aus der Zeit gefallen scheint", freut er sich. "Dabei sah ich mich lange Jahre gar nicht als Caravanisten, ich war mit meinem Dachzelt auf dem Landy echt zufrieden", blickt er zurück. "Je nun, bis zu einem total verregneten Wochenende in Potsdam. Dort ausgefroren bei einem Freund im trockenen Eriba sitzen zu dürfen und auch noch im Warmen, das war fast wie ein Erweckungserlebnis", schmunzelt Ralf. Tja, manchmal braucht es eben ein fieskaltes Wetter, um die Freuden eines belgischen Pralinés zu entdecken.  © Promobil