promobil-Redakteurin Irina Ziegler und ihr Mann Norbert umrunden im Dauertester Frankia Neo MT 7 GDK die Insel Sardinien. Kann der Teilintegrierte die zwei eingefleischten Campingbus-Fans überzeugen?
Genau so haben wir uns das vorgestellt: Vor dem Frühstück in einer einsamen Bucht im Meer schwimmen und danach einfach im Wohnmobil das Salzwasser abduschen. Ohne am Waschbecken oder der Türklinke anzuecken, ohne Kampf mit einem allzu anschmiegsamen Duschvorhang und ohne Überschwemmung vor dem Sanitärabteil.
Diese Schwierigkeiten kennen wir aus unserem 6-Meter-Kastenwagen, der unter anderem deshalb in unserem Herbsturlaub daheimbleiben muss. Stattdessen geht der promobil-Dauertester mit uns auf eine zweiwöchige Reise nach Sardinien. Für uns ist die Fahrt mit dem Frankia Neo MT 7 GDK neben dem Dauertest ein persönlicher Konzeptvergleich zwischen Kastenwagen und teilintegriertem Wohnmobil. Besonders Bad, Bett und Fahrradtransport stehen dabei auf dem Prüfstand, da wir genau damit in unserem Campingbus von Zeit zu Zeit hadern.
Mit der Zuladung müssen wir haushalten
Beim Packen daheim wandert erstmal sämtliches Equipment aus unserem Bus in den Dauertester. Vollbepackt und mit dem für die Tankreinigung gefüllten Frischwassertank (120 Liter) rollen wir beim Baustoffhändler auf die Waage. Mit zu dreiviertel gefülltem 92-Liter-Dieseltank und Fahrer zeigt die Waage genau 3.500 Kilogramm an. Die Reise treten wir am nächsten Tag zu zweit und dafür mit nur 20-Liter-Frischwasser (Fahrstellung) knapp unterhalb der 3,5 Tonnen-Grenze an.
Unser Fazit zur Zuladung: Beim Beladen hätten wir noch Einsparpotenzial ausschöpfen können. Alu- statt Stahlgasflaschen, weniger Getränkevorräte, keinen überdimensionierten Werkzeugkasten, keine zusätzliche Gasflasche für den Grill und wie immer weniger Klamotten mitnehmen.
Erste Fahreindrücke von der Sprinter-Basis
Bereits bei der Anreise sammelt der 150-PS-Sprinter mit 9-Gang-Wandlerautomatik Pluspunkte. Mit aktivem Abstandstempomat rollen wir entspannt vorbei an Stuttgart in Richtung Bodensee. Die Motorisierung des Frankia erweist sich hoch zum San-Bernardino-Tunnel als ausreichend, um zügig im Verkehr mitzuschwimmen, am späten Abend erreichen wir den Fährhafen in Livorno.
Schwankendes Wohnmobil in der ersten Nacht
Der Stellplatz im Hafen ist proppenvoll. Also verbringen wir die erste Nacht im Frankia an der Zufahrtsstraße, eingereiht zwischen anderen Wohnmobilen. In unserem ausgebauten Kastenwagen schlafen wir in einem Heckquerbett. Deutlich bequemer ist der Einstieg in die Längseinzelbetten im Frankia über die breite Stufe. Hier im Heck setzen sich das offene Raumgefühl und die großzügige Kopffreiheit des TIs fort.
Obwohl die Matratze lediglich auf einem Abstandsgewirke aufliegt, ist sie äußerst bequem. Doch schnell merken wir, dass bei jedem vorbeifahrenden Fahrzeug das Wohnmobil ins Wanken gerät. Und so werden wir zwar unsanft, aber doch irgendwann in den Schlaf geschaukelt. Kurbelstützen hätten uns sicher eine ruhigere Nacht beschert. Mehr zu Hubstützen lesen Sie hier.
Wie schlägt sich der Frankia Neo auf kurvigen Straßen?
Nach der knapp neunstündigen Fährüberfahrt rollen wir am frühen Abend des nächsten Tages aus dem Bauch der Fähre. Nach einer knappen Stunde erreichen wir von der Hafenstadt Olbia aus unseren ersten Übernachtungsplatz bei Posada. Die Reiseetappen der folgenden Tage führen uns über kurvenreiche und teils holprige Küsten- und Bergstraßen rund um die Insel.
Das Alko-Tiefrahmen-Fahrwerk in Verbindung mit der Automatik zeigt sich äußerst komfortabel und stabil, um damit auch in den von Steigungen und Kurven geprägten Strecken der Insel nicht als Hindernis wahrgenommen zu werden. Trotz der größeren Ausmaße des Dauertesters gegenüber unserem sechs Meter langen Fiat-Ducato-Bus, ist der Frankia dank kürzerem Radstand sogar wendiger. Obwohl auch unser eigenes Wohnmobil keine Klapperkiste ist, erweist sich der Aufbau des Frankia als nahezu geräuschlos. Einzig ein abgebrochenes Kunststoffteil der Remis-Verdunkelung an der Beifahrertür sorgt für Geklapper. Das lässt sich vor Fahrtantritt beheben, indem man das Teil dorthin zurückschiebt, wo es abgebrochen ist.
Wohnen im geräumigen Teilintegrierten
Wenn es abends zum Draußen sitzen zu kühl wird, ziehen wir in die Sitzgruppe um. Die klassische Sitzanordnung mit Halbdinette und gedrehten Fahrerhaussitzen mögen wir auch in unserem Bus. Allerdings sind die Sitzplätze in der Fahrerkabine des Sprinters bauartbedingt enger als in unserem Ducato. Die beidseitigen Armlehnen sind im Fahr- und Wohnbetrieb bequem, beim Drehen der Sitze und Anschnallen aber teils etwas fummelig.
Über dem Fahrersitz vermissen wir eine Leseleuchte. Dafür schätzen wir den großen Tisch, den wir zum Essen meist erweitern. Da er an der Wand eingehängt ist, kann man das Polster der L-Sitzbank leider nicht nutzen. Dafür gefällt uns der Stauraum unter der Sitzbank, der von innen und außen zugänglich ist. Kleidung und Wäsche verstauen wir in den großen Heckstauschränken und im Kleiderschrank unter dem Bett auf der Beifahrerseite locker. Die offenen Ablagen über dem Kopfende sind praktisch für Lesestoff, Brille und Co. Das Mobiltelefon laden wir meist über die USB-Anschlüsse an den beiden Lesespots. Perfekt wären diese mit USB-C-Anschluss.
Der Küchenstauraum überzeugt
Beim Kochen in unserem Kastenwagen schätzen wir den Blick und die Entlüftung durch die offene Schiebetür. Die Kochstelle im Frankia ist genauso ausgerichtet, die schmale Aufbautür im Teilintegrierten kann natürlich nicht mit der großen Schiebetür im Campingbus mithalten. Etwas wettmacht dieses Manko das Fenster über der Küchenzeile. Allerdings ist es recht klein, und da man es nur bis zur ersten Stufe der Fensteraussteller öffnen kann, findet nur wenig Luftaustausch statt.
Beim Zweiflammen-Gaskocher stört uns anfangs, dass der Kocher nicht versenkt ist, dafür kann man ihn deutlich leichter sauber halten. Die Arbeitsfläche ist dank Erweiterungsbrett der Spülbeckenabdeckung für uns ausreichend, aber nicht üppig. Dafür sind die tiefen Küchenschubladen und die großen Hängeschränke wahre Raumwunder. Am besten am Küchenstauraum gefällt uns der großzügige Apothekerauszug unter dem Bett auf der Fahrerseite. Die Ablage über dem Kühlschrank ist sehr praktisch als Platz für die Kapselkaffeemaschine und weiteren Krimskrams. Schade, dass der Dauertester Frankia Neo MT 7 GDK zwar eine Solaranlage, doch keinen Wechselrichter an Bord hat – eine Anregung zur Nachrüstung. So bleibt die Kapselmaschine bei Übernachtungen ohne Stromanschluss morgens kalt. Cappuccino und Cornetti gibt es dann unterwegs in der nächsten Bar. Insgesamt genießen wir besonders am Küchenblock das Platzangebot und den breiten Durchgang im Teilintegrierten.
Die große Heckgarage begeistert
Wir packen zwei E-Mountainbikes in die Heckgarage. Durch die große Heckklappe werden das häufige Ein- und Ausladen und das Festzurren der Bikes noch einfacher. Die zwei Zurrschienen am Boden haben zwar vier Ösen, aber nur in Verbindung mit unserer selbstgebauten Halterung lassen sich die Bikes umfallsicher verstauen. Tische, Stühle, Grill und Co. finden neben den Bikes noch ausreichend Platz in der großen und gut zugänglichen Garage des Frankia. Ein großer Pluspunkt für den Dauertester.
Unser Highlight ist das Bad im Frankia Neo
Beim Bad im Frankia kann man angesichts der üppigen Dimensionen eigentlich nicht von einem Kompaktbad sprechen, obwohl sich Toilette, Dusche und Waschbecken in einem Raum befinden. Zum Duschen schiebt man Toilette und Waschbecken nach hinten und faltet den Spritzschutz aus Plexiglas auf. So entsteht eine Duschfläche, die selbst bei separaten Duschen ihresgleichen sucht. Die Druckpumpe erzeugt in den hochwertigen Armaturen einen konstant kräftigen Wasserstrahl. Durch eine umlaufende Rinne läuft das Duschwasser über zwei etwas kleine Abflüsse ab. Im Spiegelschrank hat unser Sanitärbedarf locker Platz, leider findet sich darin keine Steckdose. Haken für unsere Handtücher suchen wir vergebens. Ein Saugnapfhaken aus dem nächsten Baumarkt leistet provisorische Dienste. Trotzdem ist das Bad für uns das Highlight des Frankia Neo MT 7 GDK.
Ver- und Entsorgung mit dem Frankia Neo MT 7 GDK
Unsere Sanitärnutzung erfordert regelmäßiges Ver- und Entsorgen. Zu Anfang sind wir vom langen Abwasserschlauch begeistert. Allerdings sind die VE-Stationen auf unserer Reise meist eher schmuddelig und der Schlauch nach dem Entsorgen entsprechend schmutzig. Ein zusätzliches kurzes Schlauchstück hätte uns in der Regel zum Ablassen des Grauwassers ausgereicht. Die Füllstandsanzeige des Abwassertanks im Bordpanel sinkt während der gesamten Reise nie unter 10 Prozent. Erst zu Hause in unserem etwas abschüssigen Hof funktioniert es endlich mit der 0-Prozent-Anzeige, und der Tank läuft komplett leer. Das Mobil muss dafür hinten etwas höher stehen und leicht zur Fahrerseite geneigt sein.
Das fiel uns noch auf
Dem Sanitärabteil im Dauertester eilt der Ruf als Sensibelchen voraus, da der Schiebemechanismus von Toilette und Waschbecken bereits zweimal repariert werden musste. Entsprechend umsichtig bedienen wir ihn. Obwohl wir Waschbecken und Toilette mehrmals täglich verschieben, funktioniert der Mechanismus über zwei Wochen lang defektfrei.
Am ersten Abend machen wir uns noch ein wenig über die Ambientebeleuchtung lustig, die uns übertrieben erscheint. Im Gegenzug wundern wir uns über die spartanische Beleuchtung in der Küche. Unsere Meinung zur Ambientebeleuchtung wandelt sich, je öfter wir uns abends im Wohnmobil aufhalten, zum Positiven. Und als wir Tage später den Minilichtschalter direkt an der Küchenlichtleiste entdecken, erscheint uns das Licht in der Küche plötzlich fast etwas zu hell.
Irgendwann klappert es dann doch auf unserer Reise. Die Ursache ist schnell gefunden. Die verklebte Führungsschiene der Verdunkelung an der Aufbautür hat sich ein Stück gelöst und schlägt bei Erschütterungen gegen die Wand. © Promobil
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