Der Renault-Trafic-Ausbau der Kölner Campingbusmarke Kompanja ist der Leatherman oder das Schweizer Taschenmesser. Auf wenig Platz vereint er Camping und Alltags-Features.
Klar, es gibt andere Kompakt-Camper, die nach Entfernen der Schlafsitzbank zum Transport von Möbeln oder von sperrigen Sportgeräten taugen. Und manche lassen sich durch variable Sitzkonstellationen im Nu in einen Ausflugsbus für die Großfamilie verwandeln. Doch der Kompanja hat darüber hinaus, durch viele clevere Detaillösungen, die Gabe, sich nahezu perfekt an verschiedenste Konstellationen und Einsatzzwecke anzupassen.
Kompanja Grundriss und Daten
- Grundpreis ab: 58.800 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 5,08/1,96/2,03 m
- Zul. Gesamtgewicht: 3,1 t
- Gurte/Schlafplätze: 4–6/4
Besonderes Konzept des Kompanja
Anders als beim klassischen California-Grundriss sieht das Kompanja-Konzept je eine Möbelzeile auf beiden Seiten vor. Die sind entsprechend schmal, damit dazwischen in die Bodenschienen zwei Schnierle-Einzelsitze nebeneinander passen – bei Bedarf dahinter noch eine dritte Sitzreihe, wenn man das Bett ausbaut. Das besteht aus einem zusammen schiebbaren Lattenrost und der dreiteiligen Matratze, die sich komplett entfernen lassen – übrig bleiben nur die seitlichen Grundträger.
Viel Stauraum zu zweit
Wenn man zu zweit auf Tour geht, können alternativ auch die Sitze zu Hause bleiben, etwa um Surfbretter durchzuladen. Trotzdem bleibt das Bett benutzbar. Der vordere Rostteil stützt sich dann auf zwei eigenen Füßen ab – mit eingebauten Sitzen dagegen auf den umgelegten Rückenlehnen. Die 90-Millimeter-Kaltschaummatratze mit Vliesauflage auf straffem Lattenrost ist eben und bequem und kommt auf eine Liegefläche von 1,84–2,01 mal 1,28–1,42 Meter. Grund für die ungleichmäßigen Maße ist der kompakte Küchenblock, der vorn rechts im Schiebetürausschnitt steht und auf dessen Deckel ein eigenes kleines Matratzenstück liegt. Nimmt man es ab, lässt sich neben dem Bett ein Kaffee brühen.
Die Kopffreiheit im Heck ist mit rund 54–58 Zentimetern nicht besonders üppig. Dafür fehlt es nicht an dimmbaren Lesespots und zwei 12-V-Buchsen, in die bei Bedarf USB-Adapter eingesteckt werden können. Diese universelle Lösung nutzt Kompanja im ganzen Ausbau, in dem sich insgesamt neun 12-V-Steckdosen finden. Um das Smartphone während des Ladens über Nacht in Kopfnähe aufbewahren zu können, wären offene Ablagen hilfreich.
Die seitlichen Schränke sehen hier aber nur geschlossene Fächer vor. Weiter vorn gibt es dagegen vier offene – vielleicht könnte man je eins rechts und links nach hinten versetzen. Diese beiden Oberschränke sind übrigens optional – wer auf einen oder beide verzichten kann, bekommt eine um rund 20 oder 40 Zentimeter breitere Matratze im Schulterbereich.
Optionales Biwak-Bett im Heck
Gegen Aufpreis gibt es für das Bett noch eine besondere Funktion: Als sogenanntes Biwak-Bett kann es durch die offene Heckklappe hinten herausgezogen und mit zwei Zusatzstreben abgestützt werden. Der Umbau ist zwar ein wenig fummelig, aber mit etwas Übung in ein paar Minuten erledigt. Ergebnis ist eine luftige Liegefläche halb im Freien, um tagsüber etwa gemütlich zu schmökern. Wer mag, kann so auch die Nacht verbringen, mit der Heckklappe als Dach immerhin vor Tau geschützt – oder mit dem zusätzlichen Heckzelt bei Bedarf mit Sichtblende.
Diese Funktion hat außerdem den Vorteil, dass Bett und Sitzgruppe parallel zu nutzen und nicht ständig umbauen zu müssen. Für Familien, die mehrere Tage auf dem Campingplatz stehen und alle vier Betten benötigen, kann diese Raumerweiterung zur Entspannung beitragen. Die Liegemaße im Dachbett sind mit 1,90 mal 1,24 Meter für Erwachsene ohnehin etwas knapp. Ähnlich wie unten liegen Reisende auf der 70-Millimeter-Matratze mit Vliesauflage und Lattenrost straff, aber bequem.
Als einer der Vorreiter des Trends zum Stoffbalg, den man vorn komplett öffnen kann, findet sich diese Funktion natürlich beim aktuellen Kompanja-Modell. Beleuchtung und Ablagen für Brille und Smartphone gibt es im Oberstübchen ebenfalls – einen Stromanschluss zwar nicht direkt, aber gleich unterhalb am Dachrahmen in üblicher Ladekabel-Entfernung. Praktisch: Das Bedienteil der Webasto-Dieselheizung ist ebenso am Dachrahmen montiert, sodass es von oben wie von unten gleichermaßen gut erreichbar ist.
Zwei Kochstellen im Küchenblock in der Tür
Der Küchenblock ist ein ganz besonderes Konstrukt, vereint auf engstem Raum alle wesentlichen Funktionen. Das beginnt mit der aushängbaren Tür, die gleichzeitig als Tisch fungiert, sei es an der Sitzgruppe, im Schiebetürausschnitt oder am Heckauszug. Für vier Gedecke ist die Tischplatte allerdings sehr knapp und das Wiedereinhängen der Tisch-Tür gelingt nicht immer auf Anhieb. Unten im Küchenblock ist auf einem Vollauszug eine 31-Liter-Kompressorkühlbox untergebracht, sie ist auch draußen nutzbar.
Darüber hat eine fein gearbeitete Besteckschublade ihren Platz, die ebenfalls ganz herausnehmbar ist, etwa um im Freien zu decken. Ganz oben gibt es einen weiteren Auszug, in dem der Zwei-Flammenkocher untergebracht ist. Er ist ebenfalls für Außeneinsätze tauglich. Serie ist ein Doppelinduktionskochfeld. Um damit ohne Landstrom kochen zu können, muss allerdings zusätzlich eine Powerstation, also eine Kombination aus Lithium-Batterie und Wechselrichter geordert werden, was die Sache ziemlich kostspielig macht. Mehr zu Powerstations erfahren Sie hier.
Alternativ gibt es einen Zweiflammen-Gaskocher inklusive Versorgung zu bestellen, das spart im Vergleich immerhin 1.000 Euro. Hinter der Kocherschublade kommt das Spülbecken mit Duschbrause-Armatur zum Vorschein. Die Spüle entpuppt sich als faltbare Kunststoffschüssel, in der Camper und Camperinnen das schmutzige Geschirr auch zum Sanitärgebäude tragen kann. Mit der seitlichen Metallschiene lässt sich die Schüssel an verschiedenen Stellen einhängen. In manchen Situationen, etwa bei einer Übernachtung am Straßenrand, kann es etwas problematisch sein, keinen Sammelbehälter für Abwasser zu haben.
Viele Details im Heckauszug-Modul
Vierundzwanzig Liter Frischwasser halten zwei Kanister bereit, die hinten rechts im Stauraum ihren Platz haben. Wahlweise kann der zweite mit einer eigenen Tauchpumpe und Außenduschengarnitur bestückt werden, praktisch insbesondere, wenn man den Heckauszug mit ordert.
Diese clevere Holzkonstruktion mit Schwerlastauszügen sorgt für Ordnung im Stauraum. Der Auszug bietet Abstellplätze für vier Euroboxen – drei flache und eine hohe – und hat gegen Aufpreis eine Schublade integriert. In die passt wiederum, formschlüssig, der Gas- oder Induktionskocher.
Entsprechende Anschlüsse zur Versorgung sind ebenso vorhanden. Zusammen mit der Außendusche und dem Faltspülbecken lässt sich unter der Heckklappe eine komplette Küche aufbauen. Nimmt man die beiden oberen Kunststoffboxen herunter, entsteht zudem eine große Arbeits- und Abstellfläche, auf der man fröhlich schnibbeln kann.
Alternativ ist der Heckauszug ideal, um Gerätschaften und Zubehör für verschiedenste Hobbys einzupacken. Ob Angel-, Modellflug- oder Kletterausrüstung – hier findet alles seinen Platz. Und neben dem Auszug bleibt trotzdem noch Freiraum für Sperriges wie Campingmöbel. Wobei der von Kompanja mit angebotene Satz aus einem Falttisch und zwei -stühlen platzsparend seitlich auf den Radkasten gestapelt werden kann.
Auch der Schrankraum in den beiden Möbelzeilen ist erstaunlich üppig, angesichts der kompakten Fahrzeuggröße. Wobei die beiden Hochschränke hinten, wie erwähnt, extra kosten. Nur ein Fach ist durch Bordtechnik belegt. Dort residiert das Ladegerät und die 100-Ah-Lithium-Batterie – Letztere ebenso aufpreispflichtig wie die beiden Solarpanels auf dem Dach.
Den Ausbau fertigt Kompanja fast ausschließlich aus Holz und Metall. Robuste Bambus-Tischlerplatten dienen als Arbeits- und Abstellfläche. An den Schrankklappen kommen versteckte Scharniere mit sieben Drehachsen zum Einsatz.
Basisfahrzeug Renault Trafic
Der Renault Trafic ist ein moderner Kleinbus, der mit nahezu allen aktuellen Komfort- und Sicherheitsfeatures ausgestattet werden kann. Mit dem 130-PS-Motor des Testwagens ist man passabel unterwegs. Wer mehr Temperament will, greift aber besser zur 150- oder 170-PS-Version. VW T 6.1- oder Mercedes-V-Klasse-Liebhaber werden an dem französischen Bus jedoch etwas an Perfektionsgrad vermissen.
Daten und Messwerte
- Auf- und Ausbau: Teilverglaste Kastenwagenkarosserie mit Stahlverstärkungen, außen Stahlblech, Dach GfK, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden PE/PE/PU, Wandstärke Wand/Dach/Boden 20/10/20 mm, kein Doppelboden, 3 Einscheiben-Glasfenster (2 x zu öffnen), 2 Gaze-, 1 Folienfenster im Dachbalg, keine Dachhauben.
- Bordtechnik: Kraftstoff-Gebläseheizung Webasto, 2000 W, 1 Ausströmer (Sitzgruppe), Wasseranlage: 2 Frischwasserkanister, kein Abwassersammler, 2 Tauchpumpen, Frischwasserschläuche, Trockentrenntoilette Trelino (Option).
- Basisfahrzeug: Renault Trafic Blue dCi 130, Kastenwagen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 1997 cm3, Leistung 96 kW/ 130 PS bei 3500/min, Drehmoment 330 Nm bei 1500/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
- Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,1/12,3/19,7 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 4,5/11,9//8,6/17,8 s; 80–100 km/h (6. Gang) 9,8 s; Testverbrauch 8,8 L/100 km.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 58.800 Euro
(Renault Trafic, Motor 80 kW/110 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II
Testwagenpreis: 86.849 Euro
- ✘ 130-/150-/170-PS-Motor: ✔ 1.547/2.975/4.165 Euro
- Sicherheitspaket: Notbrems-, Fernlicht-, Spurhalte-, Toterwinkel-, Verkehrszeichenassistent: ✔ 1.487 Euro
- Automatikgetr./✘ Abstandstempomat: ✔ 2.380/654 Euro
- ✘ Alufelgen schwarz/Trittstufe manuell: ✔ 1.360/750 Euro
- ✘ Heckauszug Bambus/plus Kocherschublade: 1.600/320 Euro
- ✘ Gaskocher und Gasversorgung/ Lithium-Batterie: 1.580/1.280 Euro
- ✘ Biwak-Bett/Heckzelt/Markise: 680/320/820 Euro
✘ im Testwagen enthalten; ✔ empfehlenswert
Das fiel uns auf
(+) Entscheidungsfreiheit: Wahlweise kann ein zweiflammiger Gas- oder Induktionskocher eingesetzt werden.
(+) Ausbau mit sehr soliden Beschlägen. Die Klappenaufsteller sind sogar in der Federkraft einstellbar.
(+) Der Lattenrost gibt nur wenig nach. Zusammen mit der Matratze ist das Bett straff, aber bequem.
(-) Niedrige Tür und hoher Absatz: Das Ein- und Aussteigen erfordert etwas Sportlichkeit. Eine Trittstufe gibt’s optional.
(-) Stellenweise ist das unverkleidete Blech zu sehen. Vorteil: Hier lassen sich Magnethaken flexibel anbringen.
(-) Clever: Die Küchenschranktür ist gleichzeitig Tischplatte. Das Einhängen gelingt aber nicht immer auf Anhieb.
Wertung
maximal 5 Punkte möglich
- Wohnen: 3,3 von 5 Punkten
- Beladen: 3,8 von 5 Punkten
- Technik: 3,0 von 5 Punkten
- Fahren: 3,0 von 5 Punkten
- Preise & Service: 2,9 von 5 Punkten
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