Mitte 2019 hat die CARAVANING-Redaktion ein neues Mitglied: einen gebrauchten Wohnwagen. In erster Linie hält der Fendt Platin 510 TF, Baujahr 2000, für Nachrüst- und DIY-Projekte der Redaktion her. Alle Stories dazu hier.

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Doch was wäre ein Langzeittestcaravan, wenn man ihn nicht auch zum Urlaub nutzt? Wohin es auf Reisen für unseren Ferdinand Fendt überall geht, lesen Sie hier.

Wanderurlaub im Thüringer Wald

Logbuch vom 14. September 2023
Tester: Stefan Weidenfeld, Senior Journalist CARAVANING

Ein Wanderurlaub im Thüringer Wald soll es sein. Da kommt mir das Angebot der Redaktion recht gelegen, dem guten alten "Ferdinand Fendt" einmal wieder etwas Bewegung zu verschaffen und ihn seiner Bestimmung gemäß zu nutzen.

Redaktionsmitglied seit 1995, durfte ich mich vor ein paar Monaten offiziell in den Ruhestand verabschieden – mit der Option, bei Bedarf immer mal noch ein wenig mitzuhelfen. Zu meinen Anfangszeiten war die Testerei eine reine Männerdomäne. Zum Glück hat sich das mittlerweile gründlich geändert. Eine der Folgen davon (und die sympathische Idee einer Testerin): Testfahrzeuge, die für längere Zeit in der Redaktion verbleiben, bekommen einen Kosenamen verpasst und avancieren so quasi zum Familienmitglied oder mindestens zum Plüschtier.

Als jedenfalls unser Ferdinand das Licht der Montagehalle erblickte, war ich häufig mit Caravan-Tests befasst, und es kann ganz gut sein, dass ich einen von Ferdinands damaligen Baureihen-Brüdern vor über 20 Jahren schon mal am Haken hatte. Deshalb bin ich sehr gespannt, wie sich das Campen in diesem (gemeinsam mit mir) gealterten Herrn heute anfühlt, was alles noch gut funktioniert und was vielleicht auch nicht.

Für das erste Missgeschick kann Ferdinand rein gar nichts: In der Hektik des Aufbruchs lässt sich die Fernbedienung für die eigens nachgerüstete Reich-Rangierhilfe in der Redaktion partout nicht auffinden. Wäre ja ein ganz nettes Spielzeug gewesen, denke ich, aber kein Problem, das Rangieren hab ich nun wahrhaftig lange genug geübt.

Das nächste Malheur offenbart sich, als die Matratze mit einem Spannlaken bezogen werden soll: Die ebenfalls fein nachgerüsteten, sehr komfortablen Froli-Federelemente sind großenteils abgebrochen – das Problem einer einzelnen Charge, wie der Hersteller auf Nachfrage einräumt. Auf den kostenlosen Ersatz wollen wir nicht warten, also beheben wir den Schaden provisorisch und durchaus solide mit Kabelbindern.

Erste Reisestation: Finsterbergen

Finsterbergen, der Rennsteig-Caravaning Valentinsteich; ein Vier-Sterne-Platz, sehr klein und sehr fein. Nur 35 Stellplätze, ein Dauercamper, eine Hand voll Mietunterkünfte, eine kleine Zeltwiese am Teich – Idylle pur, abgesehen von den Stechmücken, die das Idyll erfolgreich zur Vermehrung nutzen. Ganz in der Nähe ein hübsches Sommer-Freizeitbad, das bei unserer Ankunft Ende August leider schon geschlossen ist.

Wer wie ich jahrelang als professioneller Tester gearbeitet hat, kann es sich nur schwer verkneifen, auf allen möglichen Mängeln herumzuhacken, die ihm so auffallen. Doch auch für die nächste Panne trägt Ferdinand keinerlei Verantwortung. Wir schieben den Grauwasserrolltank unter die Stelle, wo das Grauen eigentlich heraustropfen sollte. Das tut es denn auch – aber nicht gebündelt, sondern breit gestreut, weshalb die kleine Öffnung des Rolltanks längst nicht alles auffangen und schlucken kann. Ursache: Das Aggregat der nachgerüsteten Rangierhilfe musste so nahe am Wasserauslass positioniert werden, dass ein Teil der Flüssigkeit darauftrifft und als breitgefächerter Sprühregen herabspritzelt. Provisorische Abhilfe vor Ort schafft ein Plastikeimer mit weiter Öffnung; als Dauerlösung müsste die Führung der Abwasserrohre modifiziert werden – was im hektischen Redaktionsalltag zunächst wohl untergegangen war.

"Wie der Herr, so 's G'scherr!", sagt eine schwäbische Weisheit – frei übersetzt: Der Zustand einer Gerätschaft sagt etwas aus über den Zustand ihres Besitzers. Und in der Tat: Während dem ambitionierten Rennsteig-Wanderer (ich meine mich selbst) schon nach zehn, zwölf Kilometern alle möglichen Gelenke wehtun, macht sich die gealterte Wohnwagentür beim Öffnen und Schließen mit kläglichem Knarren und Quietschen bemerkbar – besonders peinlich, wenn der Caravaner spät am Abend noch mal rasch ins Sanitärhaus huschen möchte. Ferdinands Leiden ist indes leichter zu kurieren als dasjenige seines Bewohners: Die Tür lässt sich komplett aushängen, die Scharniere werden geölt – und schon kehrt Ruhe ein.

Über andere altersbedingte Wehwehchen – wie zum Beispiel die erschlafften Aufsteller der Dachhaube und der Bettlade, die trotz Pflege allmählich milchig erblindenden Fensterscheiben und diverse Schönheitsfehler an der Außenhaut – möchte ich nun aber nicht weiter jammern; vielleicht erbarmt sich die Redaktion ja auch noch und setzt das DIY-Projekt entsprechend fort. Viel wichtiger ist mir indes der Eindruck, dass alles Wesentliche einwandfrei funktioniert, der Möbelbau mitsamt Klappen und Beschlägen dasteht wie eine Eins, kurz, dass es sich bei Ferdinand um einen so kerngesunden, rüstigen und gutgelaunten Senior handelt, wie man es sich für sich selbst nur wünschen möchte.

Zweite Reisestation: Eisenach

Die zweite Station unserer Thüringen-Reise ist Eisenach. Der Campingpark liegt rund zehn Kilometer südlich des Städtchens und ist ziemlich fest in der Hand von Dauercampern. Schadet nichts: Für uns ist er ein idealer Ausgangspunkt gleichermaßen für Wanderungen etwa durch die Drachenschlucht und wieder auf dem Rennsteig wie auch für die Erkundung kultureller Highlights: der berühmten Wartburg, des grandiosen Bach-Museums und einiger weiterer. Ausflüge nach Gotha und Erfurt stehen gleichfalls auf unserem Urlaubsprogramm. Dazu parken wir das Auto am Eisenacher Bahnhof und lassen uns bequem per Nahverkehrszug weiterchauffieren.

Schon zu Ferdinands Jugendzeiten konnte sein Interieur-Design nicht gerade als progressiv gelten – schließlich wandte sich die Marke vorwiegend an die Zielgruppe der "Silver Generation", also an Menschen, die damals so alt waren wie ich es allmählich werde. Textilien und Möbelfronten empfinde ich aber nach wie vor als harmonisch aufeinander abgestimmt, und so erleben wir einen angenehmen Campingurlaub in einem durchaus heimeligen Nostalgie-Ambiente. Der Grundriss-Zuschnitt ist ein zeitloser, beliebter Klassiker und wird mit wenigen Modifikationen bis heute angeboten. Wir fühlen uns in "Ferdinand Fendt" jedenfalls rundum wohl – und schlafen in ihm wie die Murmeltiere.

Fazit: Ferdinand macht auch auf der 325 Kilometer langen Rückreise nach Stuttgart eine gute Figur macht. Friedlich und seriös, wie es sich für einen älteren Herrn gehört, gondelt er hinter unserem Opel Astra her, so dass wir gut erholt und ganz entspannt zu Hause ankommen.

Nach 20 Jahren nix neues? Von wegen!

Logbuch vom 7. Juni 2022
Tester: Walter Gängenbach, Fuhrparkmanager CARAVANING

Obwohl ich seit zwei Jahrzehnten die Redaktion von CARAVANING in praktischen Dingen unterstütze, durfte ich dieses Jahr zum ersten Mal mit dem redaktionseigenen Caravan Ferdi in den Urlaub fahren. Er machte noch Winterschlaf, als ich ihn in Schorndorf abgeholt hatte, doch bei mir angekommen bekam er schnell die Bordbatterie vollgeladen und den Wassertank gereinigt.

Danach machte ich mich an den Innenraum. Die Vorhänge habe ich – auf Anraten meiner Frau – kurz in die Waschmaschine geworfen. Am nächsten Tag haben wir alles eingeladen, was man so braucht – zum Glück mangelt es Ferdi Fendt nicht an Platz, er hat viel mehr Stauraum als ein Reisemobil. So ging es dann los, zur ersten Fahrt mit Ferdinand.

Unser Ziel war Bad Windsheim, genauer gesagt die Frankentherme – am dortigen Reisemobilhafen gibt es lobenswerterweise auch sechs Stellplätze für Caravans. Super Stellplatz, Landstrom und Ablassmöglichkeit für Grauwasser sind auch dabei.

Als unser rollendes Heim stand, wollten wir in der Küche Wasser zapfen – doch das Wasser kam nicht nur aus dem Hahn, sondern auch aus dem Küchenschrank. Redakteur Philipp Heise, unser Telefonjoker, leistete Abhilfe, indem er uns ein kurzes Erklärvideo zur Reparatur geschickt hat. Zum Glück blieb es in den zwei Wochen bei diesem einen einzigen Technik-Problemchen – es war übrigens die Therme, die wohl im Winter geplatzt war.

Von der Truma-Therme bis zur Frankentherme, schließlich lief doch alles bestens. Der Caravan war für meine Frau und mich eine neue und sehr schöne Erfahrung. Morgens in der Rundsitzgruppe frühstücken und abends den Tag dort ausklingen lassen, das war Entspannung pur – und das eine ganze Woche lang.

Fazit: Mit dem Ferdi Fendt in den Urlaub, das würde ich jederzeit gerne wiederholen. Ich hoffe nur, dass ich nicht wieder zwanzig Jahre warten muss.

Nach Corona-Pause endlich wieder Urlaub am Meer

Logbuch vom 28. Juli 2021
Tester: Frank Lentfer, Fuhrparkmanager auto, motor und sport

Meine Familie und ich durften Ferdinand Fendt für unseren Urlaub in Rellingen und auf Büsum nutzen. Nach etlichen Wochen des Wartens aufgrund des Corona-Lockdowns konnten wir es kaum noch erwarten, bis es losgeht.

Als es dann soweit war, waren wir schon beim Beladen positiv überrascht über den großzügigen Stauraum. Gepäck für zwei Wochen und drei Personen? Kein Problem! Nachdem wir alles für unseren zweiwöchigen Trip verstaut hatten, ging es endlich los.

Ferdi lief fast unbemerkt hinter dem Zugfahrzeug her. Die Fahrt von Baden-Württemberg bis nach Schlewsig-Holstein verlief ohne Störungen. Der erste Urlaubstopp war auf dem Grundstück von der Familie kurz hinter Hamburg.

Kleine technische Probleme beim Ancampen

Dort angekommen und den ersten gemeinsamen Stunden zusammen mit dem Dauertester waren wir vom großen Raumgefühl positiv überrascht. Normalerweise verbringen wir viele Urlaube auf unserem Dauerstellplatz, wo wir einen Tandemachser haben.

Da das norddeutsche Wetter ordentlich kühl war, wollten wir die Heizung nutzen. Leider mussten wir feststellen, dass das Gebläse nicht funktionierte und die Zündung dauerhaft klackte. Nach länger Suche gemeinsam mit meinem Bruder, der Elektriker ist, konnten wir den Fehler beheben und alles ging wieder. Ferdi ist eben nicht mehr der Jüngste.

Mit laufender Heizung haben wir dann schließlich alle bestens geschlafen: Meine Frau und ich im Doppelbett mit der sehr guten neuen Matratze mit Froli-Bettsystem und unsere neunjährige Tochter auf der umgebauten Sitzgruppe im vorderen Teil des Wohnwagens.

Nach zwei Tagen Familienbesuch ging es nach Büsum an die Nordsee auf den Campingplatz Nordsee.

Dank der großzügigen Stellplätze hatten wir dort kein Problem Ferdi zu platzieren. Nicht einmal den eingebauten Mover haben wir benötigt. Unser Wintervorzelt war im Handumdrehen aufgebaut, und schon konnte der Urlaub beginnen. Sehr gut gefallen hat uns auch der vorhandene Beamer mit Leinwand. So waren auch die ersten Regentage kein Problem und die Sitzgruppe wurde zur abendlichen Sofalandschaft für den Filmabend.

Sehr schnell haben wir uns im Ferdi wie zu Hause gefühlt. Positiv sind uns auch die vielen Fenster aufgefallen. Sie haben dafür gesorgt, dass es uns auch bei Sonnenschein nicht zu heiß wurde.

Leider sind unsere 11 Tage in Büsum wie im Flug vergangen, was vielleicht auch daran lag, dass wir uns im Ferdi so schnell sehr wohl gefühlt haben.

Fazit: Ferdi ist trotz seines hohen Alters ein top durchdachter und komfortabler Wohnwagen, mit dem wir jederzeit gerne wieder losfahren würden.

Italientrip mit Ferdinand am Haken

Logbuch vom 3. September 2019
Tester: Jörg Lohse, stellvert. Chefredakteur Motorrad

Stumpfes Kleid, ausgeblichene Kunststoffflächen, rein äußerlich macht der Youngtimer-Fendt Platin nicht auf Glanz und Gloria – zumal er beim Abholen auch noch wie ein hässliche Entlein im Schatten eines schneeweiß funkelnden Dethleffs abgestellt war. Aber egal, innen spielt die Musik und die bringt eine Familie gleich in die passende Urlaubsstimmung: Helle Vertäfelung, blitzsauber und kein fieser Geruch. Dass der Wohnwagen nun zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hat, sieht (und riecht) man ihm wirklich nicht an.

Schnell sind die wesentlichen Dinge für einen Spontantrip zum Lago Maggiore in den Schränken verstaut, der Kühlschrank befüllt, das große Heckbett bezogen. Die Raumaufteilung gefällt. Der per Schiebetür abtrennbare großzügige Schlafbereich für die Eltern, der halbwüchsigen Tochter wird zum Leben und Chillen der komplette vordere Wagenteil mit großer Sitzecke zugesprochen. Dusche und WC bleiben tabu, dafür setzen wir schon immer auf die Sanitärausstattungen von Campingplätzen. Stattdessen nutzen wir die Nasszelle als Stauraum für Wasserkisten, Jacken und Schuhe. Zumal das Hand-Waschbecken ohnehin außerhalb des WC/Bads platziert ist – insgesamt ein Raumkonzept, das uns sehr zusagt.

Auch der Küchenbereich mit gut nutzbarem Arbeitsflächen gefällt uns, samt versteckten, aber gut zugänglichem "Müllbereich". Das obere, von zwei Seiten zugängliche "TV-Regal" funktionieren wir zur gediegenen Vinothek um. Fernsehen können wir auch zuhause. Das fehlende Vorzelt machen wir durch einen schattigen Stellplatz und Sonnensegel wieder wett und für lauschige Abendstunden lassen wir bunte LED-Ballons, die wir in einem der vielen Staufächer finden, leuchten.

Zusammen mit einer Flasche Primitivo sitzen wir dann am Lago und siehe da, in solchen Momenten findet auch die anfangs matt erscheindende Außenhaut des Fendt Platin zu altem Glanz zurück.

Danke, liebe Kollegen, für die schöne Aufbereitung dieses guten, alten Hauses auf zwei Rädern.

Urlaub um die Ecke

Logbuch vom 15. August 2019
Tester: Philipp Heise, CARAVANING-Redakteur

Ist es nicht herrlich, wenn einen das eigene Heft inspiriert? So ging es mir 2017 als ich den Bericht über das Donautal in den Händen hielt. Dieses wunderbare geschwungene Flusstal mit seinen schroffen Kalksandsteinfelsen hat es mir einfach angetan. Das Beste daran: Baden-Württembergs Grand Canyon liegt nur etwa 130 Kilometer von Esslingen entfernt. Inspiriert vom Reisebericht, habe ich das Donautal wenige Wochen nach der Lektüre mit meinem Motorrad erkundet und war begeistert! Die gut ausgebaute Landstraße folgt kurvenreich dem Lauf der Donau – Bikerherz, was willst du mehr?

Als wir (Freundin, Hund und ich) nun knapp zwei Jahre später ein langes Wochenende vor der Brust und Ferdinand-Fendt vor der Tür haben, ist der Plan schnell gefasst: Es geht vier Tage ins Donautal. Diesmal mit zwei E-Bikes und einem Hundeanhänger im Gepäck. Ohne Fahrradträger auf der Deichsel müssen die Brocken von Fahrrädern leider aufs Dach unseres SUVs. Ein Glück, dass man als Caravaner immer eine Fußbank an Bord hat. Den Hundeanhänger fixieren wir kurzerhand an der Stelle des Esstisches, welcher wiederum kopfüber zwischen den Polstern der Rundsitzgruppe verkeilt wird. Mit Kaffeemaschine, Tisch, Stühlen und Vorzelt im Bettstauraum (sortiert nach Priorität) machen wir uns auf den Weg. Wie schon bei vorangegangenen Reisen, lässt sich Ferdinand auch auf den kurvigen Abschnitten allzeit ruhig und sicher ziehen.

Basislager für unsere Fahrradtouren ist der Campingplatz Wagenburg. Er liegt idyllisch direkt am Ufer der Donau und bietet eine perfekte Anbindung an den Donau-Radweg. Wer wie wir, donnerstags und außerhalb der Ferien anreist, hat gute Chancen auf einen Platz in der ersten Reihe am Fluss. Aufgrund der prächtigen Wetterprognose mit viel Sonne wird die Aufbauroutine kurzerhand um das leichte Sonnen-Vorzelt ergänzt. Nach dem flinken Aufbau steht das Lager und mit dem Plätschern der Donau im Hintergrund stellt sich schnell Gemütlichkeit ein.

An den folgenden Tagen sitzen wir durchschnittlich 40 Kilometer auf dem Sattel und folgen dem Lauf der Donau. Erst lassen wir uns flussabwärts in Richtung Sigmaringen treiben, wo wir in der Gelateria Capriccio ein wunderbares Eis genießen. Der größte Teil des geschotterten Donau-Radweges wird von den charakteristischen Sandsteinfelsen flankiert, durch die sich der zweitlängste Fluss Europas gegraben hat. Am Samstag geht es dann Flussaufwärts vorbei am Kloster Beuron, erklärtes Tagesziel ist Fridingen. Dort finden wir auf einer überdachten Holzbrücke mit unseren Fahrrädern Zuflucht vor einem Wolkenbruch, der anscheinend auch eine Hochzeitsgesellschaft kalt erwischt hat. Schön für uns, da wir unverhofft in den Genuss einer Blaskappelle kommen, die auf der Brücke spontan ein Ständchen spielt.

Zurück am Campingplatz, haben sich die dunklen Wolken verzogen. Überrascht werden wir von regem Treiben auf dem plötzlich ausgebuchten Gelände. Unser Ferdi schwächelt zwar ein bisschen mit seinen inkontinenten Wasserhähnen, was wir ihm aber angesichts der guten Urlaubsstimmung verzeihen. Ehe wir uns versehen ist es Sonntagmittag und wir starten erholt in Richtung Heimat. Mit an Bord die Erkenntnis, dass die schönsten Urlaubsregionen manchmal näher sind als man denkt.

Die erste Tour mit dem neuen Alten

Logbuch vom 12. Juni 2019
Tester: Philipp Heise, CARAVANING-Redakteur

"Ich fahre am langen Pfingstwochenende zu meiner Schwester, kannst Du Dich bitte um unseren Hund kümmern?" Mit diesen Worten meiner Freundin stehe ich vor der Frage: Was mit dem verlängerten und nun sturmfreien Wochenende anfangen? Der Gedanke, mich meinen motorradbegeisterten Freunden für einen Trip in die Alpen anzuschließen, ist wohl vom Tisch. Wobei noch einmal kurz Bilder von unserem Hund im ausgeschnittenen Topcase meiner 1150 GS vor meinem inneren Auge vorbeiziehen, bevor ich diesen Gedanken endgültig verwerfe. Einen traumatisierten Hund mit entzündeten Augen, könnte ich meiner Freundin wohl ohnehin schlecht erklären. Also kurz überlegt, was mich mit unserem Hund verbindet: Natürlich die Freude am Campen!

Also wird kurzerhand das Schöne mit dem Nützlichen kombiniert, indem ich das Wochenende für eine erste Bestandsaufnahme unseres Ferdinand Fendt nutze. Ein geeigneter Platz ist schnell gefunden: Der ruhige und gepflegte Stellplatz Bertsch & Lott ist Teil eines Bauernhofes und liegt in unmittelbarer Nähe zum Hymer Museum in Bad Waldsee. Hier sind die Alpen in der Ferne schon zu erahnen, während die leicht hügelige Umgebung zu ausgedehnten Spaziergängen einlädt – optimal also für Camping-Wellness mit dem Vierbeiner.

Auf der knapp zweistündigen Anfahrt läuft Ferdi mustergültig hinterher. Einzig bei stärkeren Bremsungen drängt er leicht aus der Spur. Wahrscheinlich greift eine der Radbremsen nicht mehr voll. Irgendwie seltsam so kurz nach der bestandenen HU.

Das erste Einrichten

Am Platz angekommen, freue ich mich über die Kunststofffliesen im Gaskasten, die uns der Vorbesitzer als Stützenteller überlassen hat. Auf der weichen Wiese des Platzes sind sie wirklich Gold wert, da sie ein tieferes Einsinken verhindern. Nachdem Caravan, Tisch und Stühle stehen, macht sich die erste Entspannung breit, bis mir einfällt, dass ich noch gar kein Frischwasser zum abendlichen Zähneputzen an Bord habe. Ohne Schlauch sammelt der entnehmbare Frischwassertank Sympathiepunkte. Den Plan, mir mit dem Wasser aus Ferdis Leitungen die Zähne zu putzen, verwerfe ich allerdings schnell wieder, als dicke schwarze Flocken aus sämtlichen Hähnen perlen. Hier stand wohl schon etwas länger Wasser in den Leitungen. Ein weiteres Indiz dafür, sind die leckenden Armaturen in Küche und Waschbereich, die auf einen klassischen Frostschaden hindeuten.

Ebenfalls nicht mehr taufrisch sind die beiden Aufsteller des Midi-Hekis, die an Ihrer Aufgabe, das große Dachfenster offen zu halten, scheitern. Im Gegenzug erfreut die hohe Qualität der etwas aus der Mode gekommenen Möbel und das hohe Ausstattungsniveau. In der Küche gibt es, anders als bei uns zuhause, sogar eine Mikrowelle – das schreit ja förmlich nach Kompensation! Und so klingt der erste Abend gemütlich mit einer Flasche Lieblingsbier und einer dampfenden Schale köstlichen Mikrowellenmilchreis aus.

Erkenntnis nach der ersten Nacht: Die Matratze, ebenfalls nicht mehr die jüngste, funktioniert immer noch prima. Und auch unseren Hund hat die Nacht in seinem Körbchen sichtlich erfrischt: Voller Lebensfreude geht es durch die grünen Wiesen, natürlich mit ausgiebigem Toben und Wälzen. Beim anschließenden Frühstück freue ich mich über die Frischmilch und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Vom Stellplatzbetreiber und Landwirt auf Nachfrage frisch aus dem Tank gezapft, schmeckt sie deutlich gehaltvoller als die abgepackte Variante aus dem Supermarkt.

Den Rest des Wochenendes folge ich größtenteils dem Beispiel meines vierpfotigen Begleiters, denn Hunde können bis zu 20 Stunden am Tag schlafen oder ruhen.

Das einzige Problem beim entspannten Campen ist die Zeit. Sobald sich eine angenehme Routine einstellt, fängt sie an zu rasen und vergeht wie im Flug. Und so sind wir, ehe wir uns versehen, schon wieder auf dem Rückweg nach einem tollen langen Camping-Wochenende mit unserem Ferdinand Fendt. Im Gepäck: eine lange To-Do-Liste für anstehende Arbeiten und Umbauten.

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Fendt Platin 510 TF (2000) im Überblick

Erstzulassung: 04/2000
Grundpreis: 28.930 DM/14.792 Euro
Aufbaulänge/-breite: 5,65/2,30 Meter
Masse fahrbereit: ca. 1256 kg
Zul. Gesamtmasse: 1500 kg
Maximale Auflastung: 1500 kg
Schlafplätze: 2+2  © Caravaning

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