Schon sein ganzes Leben verbringt Ferdi Fendt draußen. 22 Jahre Sonne, Regen, Schnee und Wind. Vor allem UV-Strahlen haben Spuren hinterlassen: Von Leuchtenträger, Gaskasten und Radläufen platzt großflächig der Lack ab. Der linke Radlauf ist sogar eingerissen. Ersatzteile gibt’s für das Baujahr 2001 nicht mehr. CARAVANING-Mitarbeiter Walter Gängenbach konnte es nicht mehr mit ansehen und hat sich des Redaktionscaravans erbarmt. Mit frei im Handel verfügbaren Materialien und viel Geduld hat er die Teile repariert und konserviert. Und zwar so:

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  • das bringt’s: gutes Aussehen & mehr Freude
  • das kostet’s: rund 115 Euro für Material & Geduld

Schritt-für-Schritt-Anleitung

Mit einer scharfen Klinge entfernte Walter sämtliche spröden Klarlackreste, die nach der gründlichen Wäsche mit dem Hochdruckreiniger noch übrig waren. Eine Arbeit, die mehrere Stunden in Anspruch genommen hat. Den Gaskastendeckel hat er dafür abgebaut. Stoßstange und Radläufe blieben dran, damit durch die Demontage nicht noch größere Schäden entstehen.

Für den gebrochenen linken Radlauf hat sich Walter für einen Kleber entschieden, mit dem er und unser Schwestermagazin "PS" bereits beste Erfahrungen gemacht haben: Schwanheimers Industriekleber. Zunächst wird der transparente Kleber "Nr. 100" auf den Riss gegeben, danach der pulverförmige Spezialfüllstoff auf die feuchte Stelle gestreut und noch einmal mit Kleber nachgeträufelt. Dadurch wird der Riss quasi verschweißt. Der optionale Aktivator Plus beschleunigt das Aushärten. Nach wenigen Minuten ist die Klebestelle hart und dauerhaft stabil.

Nach dem ersten leichten Überschleifen hat Walter die Stelle mit Feinspachtel geglättet und erneut verschliffen. Beim rechten Radlauf, beim Bugdeckel und beim Leuchtenträger musste Walter nicht kleben, letzteren jedoch spachteln. Mit feinem Schleifpapier wurde der Kunststoff schließlich aufgeraut.

Kunststoff-Primer kam nach dem gründlichen Säubern mit Verdünnung als Grundierung auf alle bearbeiteten Teile. Selbstredend muss dazu alles sauber abgeklebt werden – ein Arbeitsschritt, der sich durch die Demontage der Teile vermeiden oder reduzieren lässt.

Nachdem die Grundierung ausreichend lange Zeit hatte zu trocknen und abzulüften, kommt die abschließende Schutzschicht darauf: Walter Gängenbach hat sich dazu entschieden, einen überlackierbaren Unterbodenschutz auf Kunstharzbasis mit leicht körniger Struktur zu verwenden. Das Material bleibt etwas elastisch und ist so gewappnet für "Beschuss" vom Zugwagen. Im nächsten Arbeitsschritt soll Farbe auf die Kunststoffteile kommen. Doch das passiert erst, nachdem die Bugwand geöffnet und ein alter Feuchteschaden behoben wurde. Mehr dazu dann in dieser Rubrik in der nächsten Ausgabe.

Die verwendeten Materialien

  • Schwanheimer Industriekleber 20 g für 23,50 Euro, Spezialfüllstoff 30 g für 11,20 Euro, Aktivator 10 ml für 18,40 Euro. Online erhältlich.
  • Auto K Feinspachtel mit Härter, rund 5,50 Euro für 250 Gramm. Erhältlich in jedem Autozubehörgeschäft und in Baumärkten.
  • Haftvermittler zur Vorbehandlung von lackierbaren Hartkunststoffen. Tipp: Unbedingt Verträglichkeit mit Kunststoff vorher prüfen. Preis für die 400-ml-Spraydose: rund 10 Euro im Autoteile-Handel.
  • Der Steinschlagschutz von Auto K auf Kunstharz- und Kautschukbasis ist explizit auch für Wohnwagen geeignet und überlackierbar. Bitumen-Sprays sind das nicht! Preis: circa 8 Euro für die 500-ml-Dose.

Wie funktioniert die Reparatur von ABS?

Schritt 1 und 2: Als Erstes werden alle losen Teile entfernt. Um zu verhindern, dass sich der Riss weiter ausbreitet, muss am Ende und gegebenenfalls an Stellen, an denen sich der Riss verzweigt, angebohrt werden.

Schritt 3 und 4: Dann wird der Schadensbereich angeschliffen. Nun folgt das Verschweißen des Risses. Hierzu wird auf das Schweißgerät eine flache, breite Spitze aufgesetzt, um die Risskanten Stück für Stück miteinander zu verbinden. Das Glätten der dabei entstandenen Unebenheiten erfolgt am Ende durch nochmaliges Darüberstreichen mit dem Schweißgerät.

Schritt 5 und 6: Im nächsten Schritt wird der Bereich mit einem Spachtel begradigt. Dann schneidet der Karosseriebauer das Bewehrungsnetz streifenweise zu. Wichtig dabei: Das Netz muss die Randbereiche des Schadens überspannen. Nur so ist gewährleistet, dass der Riss bei eventuell später auftretenden Spannungen nicht erneut aufreißt.

Schritt 7 und 8: Anschließend wird das Bewehrungsnetz mit dem Kunststoff verschweißt. Der Prozess wird so lange wiederholt, bis die gesamte Rissfläche abgedeckt ist.

Schritt 9 und 10: Dann werden Grate und Kanten mit einem Spachtel entfernt und der vollständige Bereich mit der Karosseriefeile bearbeitet, um alle Unebenheiten zu beseitigen.

Schritt 11 und 12: Im nächsten Schritt streicht der Karosseriebauer die Fläche mit Epoxidharz ein. Dann werden die zuvor passend geschnittenen GfK-Streifen aufgelegt und angedrückt. Auch die GfK-Streifen müssen den Schadensbereich überspannen. Der Schritt wiederholt sich, bis die gesamte Fläche überzogen ist. Im Anschluss wird das GfK-Netz mit Epoxidharz bestrichen.

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Nach vollständiger Durchtrocknung folgt die Bearbeitung mit einem Exzenterschleifer und Schleifpapier. Als Nächstes schließt sich die Lackvorbereitung an. Hierbei werden Spachtel und Füller – jeweils mit Zwischenschliff – aufgetragen und lackiert.  © Caravaning

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