Schon der erste Blick in den Schauinsland entlockt dem Campingbus-Fan ein "Wow!". Die Großzügigkeit, die der relativ kurze Kastenwagen innen vermittelt, beeindruckt. Das liegt vorwiegend daran, dass der noch junge Ausbauer Südbaden Van aus der Nähe von Freiburg auf ein Bad verzichtet. Dadurch entsteht ein offener, luftiger Grundriss, der sich positiv von den oft etwas beengt wirkenden Kastenausbauten abhebt.

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Südbaden Van Schauinsland

  • Grundpreis ab: 74.500 Euro
  • Länge/Breite/Höhe: 5,41/2,05/2,65 m
  • Zul. GesamtgewichT: 3.5 t
  • Gurte/Schlafplätze: 2–3/2–4

Grundriss: Viel Nutzfläche trotz kleinem Raum

Eine weitere Besonderheit des Schauinsland fällt gleich beim Einstieg durch die Schiebetür auf: die zweigeteilte Küche. Direkt neben der Schiebetür ist auf der Beifahrerseite ein Induktionsherd eingebaut. Der besitzt zwar nur ein Kochfeld, das bietet allerdings auch größeren Töpfen genug Platz. Es ist mit 15.00 Watt ziemlich kräftig und funktioniert auch ohne Landstrom. In die Schublade unter dem Kochfeld passen allerdings keine allzu großen Töpfe und Pfannen.

Der Hauptküchenblock mit großem, tiefem Spülbecken und stabiler Armatur steht gegenüber auf der Fahrerseite. Rechts neben dem Becken gibt es eine Arbeits- und Ablagefläche, links ist auf gut zu bedienender Höhe der 70 Liter große Kompressor-Kühlschrank installiert, mit beidseitig öffnender Tür. Geschirr, Besteck und Lebensmittel finden ihren Platz in einem Hängeschrank über der Spüle, einer Schublade unterhalb oder einem praktischen Apothekerauszug links unter dem Kühlschrank.

Obwohl der Schauinsland, wie erwähnt, ohne Bad auskommt, muss man nicht auf eine Toilette verzichten. Im Unterschrank des Küchenblocks ist auf einem Auszug serienmäßig eine Trockentrenntoilette montiert. Die funktioniert nach etwas Eingewöhnung problemlos und verursacht keinerlei unangenehme Gerüche.

Wandelbarer Wohn- und Schlafraum

Im hinteren Teil des Fahrzeugs befindet sich eine u-förmige Sitzgruppe, auf der bis zu fünf Personen Platz finden. Gut: Der ovale Tisch der Sitzgruppe lässt sich flexibel drehen und schwenken, er kann zudem komplett entfernt werden.

Am Abend werden aus der Sitzgruppe zwei Einzelbetten, der Tisch dazwischen dient als großzügige Ablage für Brille oder Bücher. Die Matratzen der beiden Betten sind mit je 1,86 Metern allerdings nicht allzu lang, können aber über einen ausziehbaren Lattenrost und unter Zuhilfenahme der Rückenpolster zu einer großen Liegefläche verbunden werden.

Damit ein Reisender im Heck schon ungestört schlafen kann, während der Partner im Fahrerhaus noch etwas liest, kann man den Schlafbereich mit einem Vorhang vom übrigen Ausbau abtrennen.

Der Möbelbau im Schauinsland ist hochwertig. Schubladen, Schrankklappen und die Fensterinnenrahmen sind aus Zirbenholz gefertigt. Das sieht nicht nur gut aus, sondern verbreitet auch einen angenehmen Duft im Bus. Für die Möbelkorpusse kommen Tischler-Platten zum Einsatz, die mit einer matt-schwarzen HPL-Beschichtung versehen sind und auch gegen Fingerabdrücke unempfindlich sind. Die stabilen Scharniere der Hängeschränke gefallen. Etwas Kritik ernten allerdings der Apothekerauszug und die Besteckschublade: Beide öffneten sich in zügig gefahrenen Kurven – stabilere Verschlüsse würden hier sicher Abhilfe schaffen.

Auf einen Kleiderschrank mit Stange muss man im Südbaden Van verzichten. Platz für Kleidung ist in den Hängeschränken im Heck, die teils als offene Ablagen, teils als geschlossene Fächer ausgeführt sind. Ein großes, offenes Staufach findet sich oberhalb des Fahrerhauses. Es ist zwar nicht besonders hoch, reicht aber über die ganze Fahrzeugbreite und ist außerdem recht tief. Neben dem Fach sind fünf stabile Haken angebracht, an denen Jacken und Handtücher aufgehängt werden können. Im gesamten Fahrzeug befinden sich zudem viele kleine, offene Ablagen, in denen Kleinigkeiten gut gesichert mitreisen.

Der Heckstauraum fällt nicht besonders groß aus, was natürlich dem Grundriss mit U-Sitzgruppe geschuldet ist. Busse mit dem typischen Querdoppelbett im Heck können hier, allein schon durch die höhere Einbaulage der Liegefläche, mit mehr Stauvolumen punkten. Zugriff auf den dennoch respektablen Stauraum hat man zum einen von außen durch die Hecktüren, aber auch von innen über zwei Klappen, eingesetzt im vorderen Teil der beiden Längsbanktruhen.

Technik

Zur Bordtechnik: Der Südbaden Van kommt komplett ohne Gas aus. Warm wird es dank einer Diesel-Gebläseheizung; Herd und Kühlschrank benötigen Strom und auch der optional erhältliche Boiler für warmes Wasser (im Testwagen nicht enthalten, Aufpreis 600 Euro) arbeitet elektrisch.

Die Stromversorgung übernimmt eine serienmäßig eingebaute 160-Ah-Lithium-Powerstation mit integriertem Wechselrichter. Da vor allem das Induktionskochfeld stark an der Batterie zehrt, ist es für Camper, die länger ohne Landstromanschluss auskommen wollen, sinnvoll, zusätzlich in eine Solaranlage zu investieren. Südbaden Van bietet optional Module bis 400 Watt an, der Testwagen ist mit einem 200-Watt-Panel ausgestattet.

Für Frisch- und Abwasser steht im Schauinsland jeweils ein 20 Liter fassender Kanister bereit. Beide haben ihren Platz im Küchenblock unterhalb des Spülbeckens. Der Schauinsland ist mit mehreren dimmbaren LED-Lampen und -Leuchtbändern in den verschiedenen Bereichen des Ausbaus ausgestattet. Das Bedienteil für die Steuerung der Lichtkreisläufe findet sich neben den Panels für Heizung und Strom über der Schiebetür. Praktisch: Die Lichtsteuerung kann abgenommen werden, die Lampen können so von jeder Stelle im Bus aus bedient werden.

Basisfahrzeug & Ausstattung

Der Schauinsland basiert auf dem Peugeot Boxer mit 140 PS. Die Motorisierung reicht zum gemütlichen Reisen gut aus. Wer bei Überholvorgängen und am Berg mehr Leistung möchte, sollte die 165-PS-Version wählen (Aufpreis 1.190 Euro). Zudem bietet der Hersteller den Schauinsland für 3.000 Euro extra auch auf Fiat-Ducato-Basis an. Vorteil Ducato: Im Gegensatz zum Boxer ist ein Automatikgetriebe erhältlich.

Das Testfahrzeug ist mit zahlreichen Extras ausgestattet. Dazu gehört auch ein Offroad-Paket mit speziellen Alu-Felgen, Frontschutzbügel, LED-Zusatzscheinwerfern, Unterfahrschutz und einer besonders robusten, elektrischen Trittstufe. Auch eine Luftfederung für die Hinterachse und Zusatzfedern vorn sind als Optionsausstattung an Bord.

Wer mit mehr als zwei Personen auf Reisen gehen will, hat die Möglichkeit, sich per Schienensystem im Boden einen dritten Gurtsitzplatz einbauen zu lassen. Zusätzliche Schlafplätze sind außerdem über ein optional erhältliches Aufstelldach möglich.

Daten und Messwerte

  • Auf- und Ausbau: Stahlblechkarosserie, innen Filz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden Kautschuk, Wandstärke Wand/Dach/Boden 20/20/20 mm, 7 Kunststoff-Isolierfenster mit Alu-Rahmen, 1 Dachhaube mit Ventilator, 1 Dachfenster.
  • Bordtechnik: Diesel-Gebläseheizung Eberspächer Airtronic S2 Commercial, 3 Ausströmer (1 x Einstieg, 1 x Spüle, 1 x Sitzgruppe), Wasseranlage: Frisch- & Abwasserschläuche, Tauchpumpe, Powerbox Leab LPS II 3012-160 mit 3000-W-Wechselrichter, Ladebooster 45 A, 230-V-/USB- Buchsen 4/4.
  • Basisfahrzeug: Peugeot Boxer Blue HDi 140, Kastenwagen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2.179 cm3, Leistung 103 kW/ 140 PS bei 3750/min, Drehmoment 340 Nm bei 1750/min, Sechsgang-Schaltgetriebe.
  • Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 5,5/12,8/21,1 s; Elastizität 60–80/100 km/h 6,7/16,2 s (4. Gang), 10,6/27,5 s (5. Gang), Testverbrauch 10,8 L/100 km.

Preise und Ausstattung

Grundpreis: 74.500 Euro

(Peugeot Boxer Blue HDi 140, Motor 103 kW/140 PS)

Testwagenpreis: 111.720 Euro

  • 165-PS-Motor: ✔ 1.190 Euro
  • ✘ Markise: ✔ 1.150 Euro
  • ✘ Offroad-Paket: Alufelgen, LED-Zusatzscheinwerfer, Schutzbügel, Unterfahrschutz, Offroad-Trittstufe: 8.330 Euro
  • ✘ Zusatzluftfederung Hinterachse & Zusatzfederung Vorderachse: 2.740 Euro
  • ✘ Solaranlage 200 W: ✔ 1.300 Euro
  • ✘ Fahrradträger für 2 E-Bikes: 2.900 Euro
  • ✘ 9-Zoll-Navigationssystem inkl. Soundsystem: 4.500 Euro
  • ✘ 2 Bullaugen-Fenster auf Beifahrerseite: 950 Euro

✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert

Das fiel uns auf

(+) Der Fahrzeugschlüssel hat seinen festen Platz in einer Wandhalterung. Langes Suchen entfällt dadurch.
(+) Brotkrümel auf dem Tisch? Dreck auf dem Boden? Kein Problem, ein Handstaubsauger ist serienmäßig dabei.
(+) Viele offene Ablagen bieten Platz für Kleinigkeiten. Gut gesichert, können sie auch während der Fahrt dort bleiben.

(+) (-) Die flexiblen Wasserkanister können leicht befüllt, geleert und gereinigt werden. Nachteil: Sie fassen nur jeweils 20 Liter.

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(-) Wer auf der Beifahrerseite schläft, hat wenig Platz für die Füße. Das Kochfeld obendrüber schränkt ein.
(-) Der Verschluss der Küchenschublade funktioniert nicht optimal, der Auszug öffnet sich in Kurven.

Wertung

maximal 5 Punkte möglich  © Promobil

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