Ventil auf und laufen lassen – ist doch ganz simpel, oder? In der Praxis ist die wirklich vollständige Entleerung der Leitungen oft gar nicht so einfach. promobil gibt Tipps und erklärt, wie man am besten vorgeht.

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Soll das Wohnmobil oder der Wohnwagen für ein paar Wochen oder Monate stillgelegt werden, empfiehlt es sich, die Wasseranlage komplett zu entleeren. Das gilt vor allem dann, wenn das Fahrzeug Frost ausgesetzt ist. Denn Schäden in Armaturen und Leitungen durch gefrierendes Wasser sind nicht nur ärgerlich, sondern können noch gravierendere Folgeschäden nach sich ziehen. Dann nämlich, wenn dadurch Undichtigkeiten etwa an Wasserhähnen entstehen, die unbemerkt bleiben, und deshalb bei den nächsten Touren mit dem Reisemobil stetig Wasser in Möbel und Aufbau rinnt.

Aber auch wenn das Fahrzeug frostfrei abgestellt werden kann, empfiehlt sich die vollständige Entleerung – und zwar aus hygienischen Gründen. Im Restwasser können sich sonst Keime vermehren und zu Biofilmen heranwachsen, die an unzugänglichen Stellen, wie in den Leitungen, nur schwer wieder zu entfernen sind. Das Leeren und Austrocknenlassen der Wasseranlage ist also gleich aus zwei Gründen angeraten.

Checkliste fürs richtige Entleeren

  • 12-V-Bordnetz ausschalten
  • Duschkopf in die Duschwanne legen
  • Sämtliche Hähne und Armaturen komplett öffnen und in Mittelstellung zwischen warm und kalt bringen
  • Frischwassertank-Weithalsdeckel abnehmen und Ablassventil öffnen
  • Ablassventile bzw. Frostwächterventil für die Warm-/Kaltwasserleitungen öffnen
  • Armaturen soweit möglich durchpusten, Duschkopf abschrauben und durchpusten/ ausschütteln
  • 12-V-Bordnetz wieder einschalten, Toilettenspülung betätigen und Pumpe kurzzeitig (ca. 20 s) trocken laufen lassen
  • 12-V-Bordnetz wieder ausschalten
  • Armaturen, Ventile und Weithalsdeckel während der Standzeit am besten geöffnet lassen, so kann das Wassersystem austrocknen

Vorbereitungen zum Entleeren des Wassersystems

Die Reinigung der Wasseranlage steht als Erstes an. Bevor man die Reinigungslösung einfüllt, sollte man den eventuell entstandenen Biofilm aus allen zugänglichen Stellen manuell entfernen, damit das Reinigungsmittel nachfolgend effektiver wirkt. Dazu schrubbt man den Frischwassertank durch die Revisionsöffnung mit einer Bürste. Anschließend füllt man den Tank mit frischem Wasser und gibt den Reiniger nach Herstellerangabe hinzu.

Dann öffnet man jede einzelne Wasserentnahmestelle im Mobil, bis die Reinigungslösung dort austritt. So kann sich das Reinigungsmittel über das gesamte Leitungsnetz verteilen. Nach der Einwirkzeit, die je nach Produkt zwischen einer und mehreren Stunden variiert, lässt man die Reinigungslösung über die Armaturen ablaufen. Der abgelassene Reiniger kann kurz im Abwassertank verbleiben, um unangenehme Gerüche zu verhindern. In den meisten Fällen muss man nach der Reinigung die Anlage mit Frischwasser durchspülen.

Fünf Tipps zur Reinigung der Wasseranlage

Auf dem Markt gibt es unterschiedliche Reinigungslösungen für das Frischwassersystem im Reisemobil oder Wohnwagen. Dosierung und Einwirkzeit unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller. Hier einige zusätzliche Tipps für die Reinigung des Frischwassersystems vor der Winterpause.

Tipp 1: Während der Tankreinigung Handschuhe tragen, um die Haut vor der Reinigungslösung zu schützen. Entstehende Dämpfe von der Reinigungslösung möglichst nicht einatmen.

Tipp 2: Bevor man das Reinigungsmittel in den Frischwassertank füllt, säubern Sie die Innenwände des Tanks mit einer Bürste säubern, um den Biofilm zu lösen. Ggf. auch die Außenseite und Verschlüsse des Tanks reinigen.

Tipp 3: Zugängliche Wasserleitungen mit einer Flaschen-/Schlauchbürste säubern.

Tipp 4: In den Perlatoren der Armaturen lagern sich gerne Kalk und Bakterien ab. Daher alle Perlatoren abschrauben, bevor man die Reinigungslösung durch das System laufen lässt, um sie separat zu reinigen.

Tipp 5: Dafür eine kleine Menge der Reinigungsflüssigkeit separieren und die abgeschraubten Perlatoren für die vorgegebene Einwirkzeit darin einlegen. Anschließend gründlich ausspülen und wieder einbauen.

Wie geht man beim Entleeren am besten vor?

Einfach das Ventil des Frischwassertanks zu öffnen und das Restwasser abzulassen, reicht eben nicht aus. So entleert sich zwar dieses Reservoir, aber nicht das Leitungsnetz und die Armaturen. Darum empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen. Zuallererst sollte man das komplette Bordnetz am Kontrollbord ausschalten oder – falls vorhanden – den Pumpenschalter. So kann die Wasserpumpe nicht anfangen zu pumpen und trocken zu laufen, was früher oder später zu Schäden führt.

Im nächsten Schritt legt man den Brauseschlauch auf den Boden in die Duschtasse. Dann werden die Hähne an Spüle und Waschbecken sowie die Duscharmatur in Mittelstellung zwischen kalt und warm komplett geöffnet. Manche Hähne haben zur Markierung dieser Position extra einen Pfeil angebracht. Außerdem empfiehlt es sich, die Weithalsöffnung des Frischwassertanks zu öffnen.

Wie bei den Hähnen sorgt dies dafür, dass Luft nachströmen kann, sobald man die Ablassventile öffnet – und nicht etwa durch den entstehenden Unterdruck Wasserreste hängen bleiben. Dann öffnet man das Ablassventil des Frischwassertanks, das Dreh- oder Kipphebelventil der Warmwasserleitungen und das Frostwächterventil, das nicht nur den Boiler automatisch vor Frostschäden schützt, sondern meist auch gleichzeitig als manuelles Entleerungsventil für die Kaltwasserleitungen dient. Dazu dreht man den blauen Knebel oben auf dem Gehäuse in Längsrichtung, sodass der blaue Knopf seitlich herausspringt und das elektromagnetische Ventil öffnet.

Um Wasserreste zu entfernen, schraubt man den Duschkopf am besten ab und schüttelt ihn aus. Achtung! In der Verschraubung ist eventuell ein loser Dichtungsring eingelegt, den man nicht verlieren sollte. Zudem lässt sich mit ein paar Lungenstößen in den Brauseschlauch weiteres Restwasser entfernen. Gleiches ist bei den Hähnen angesagt, wobei es hier natürlich deutlich mühsamer ist, in den Wasserauslauf zu pusten.

Als Hilfsmittel kann dabei übrigens ein Luftballon dienen, den man aufpustet, über den Auslauf stülpt und mit der Luft aus dem Ballon das Wasser aus der Armatur und der Leitung verdrängt. Noch komfortabler gelingt das Durchpusten übrigens mit dem Floë-Entwässerungsset und einem mobilen Kompressor.

Nicht vergessen: Entleerung der Kassettentoilette

Leicht vergessen wird beim Entleeren die Kassettentoilette. Auch darin sitzt eine Wasserentnahmestelle, nämlich ein elektrisch betätigtes Spülventil. Hier kann es ebenfalls zu Undichtigkeiten durch gefrierendes Wasser kommen, mit der Folge, dass anschließend bei der Toilettenbenutzung etwas Spülwasser unbemerkt in den Kassettenschacht – und bei dessen mangelnder Abdichtung, wer weiß, wohin – läuft. Deshalb sollte die Toilettenspülung mehrmals betätigt werden, bis kein Wasser mehr in die Schüssel fließt. Dafür muss das Bordnetz natürlich wieder kurzzeitig eingeschaltet werden. Dies kann dazu genutzt werden, die Pumpe gezielt für vielleicht 20 Sekunden trocken laufen zu lassen. Auch das dient dazu, Restwasser zu entfernen.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Tauchpumpe zudem aus dem Tank herausziehen und zusätzlich ausschütteln. Übrigens haben manche Tauchpumpen oben ein Rückschlagventil eingebaut, das dafür sorgt, dass beim Hahnöffnen sofort Wasser kommt. Es kann allerdings die vollständige Wasserentleerung behindern. In diesem Fall sollte zum Entleeren der Schlauch vor dem Rückschlagventil abgezogen werden. Damit dies einfach und schnell gelingt, ist es hilfreich, hier gleich eine Schnellkupplung einzubauen.

Ähnliches gilt prinzipiell für Druckpumpen, die stets mit Rückschlagventilen ausgestattet sind. Auch hier kann es sinnvoll sein, die Leitung – in Fließrichtung – nach der Pumpe abziehen zu können, um Restwasser ablaufen zu lassen. Auf der anderen Seite ist der Druckpumpe häufig ein kleiner Filter vorgeschaltet. Der ist meist mit einem Schauglas ausgestattet, durch das man Verschmutzungen erkennen kann. Darin bleibt allerdings das Wasser stehen. Deshalb schraubt man den Glasdeckel am besten kurz ab und kippt ihn aus.

Genauso funktioniert das übrigens bei den überwiegend tassenförmigen Siphons unter dem Wasch- und Spülbecken. Um zu verhindern, dass unangenehme Gerüche aus dem Abwassersystem durch den Ablauf in den Wohnraum entweichen, ist der Siphon so konstruiert, dass darin Wasser stehen bleibt. Bei Frost kann das zum Problem werden. Darum schraubt man den Deckel, wo möglich, kurz ab und kippt ihn aus und kann ihn nötigenfalls gleich reinigen.

Bei der Duschtasse ist der Siphon allerdings meist nicht so einfach zugänglich. Die praktikabelste Möglichkeit ist hier, mit einer Saugglocke oder einem Pömpel und ein paar Druckstößen das Restwasser aus dem Siphon der Duschwanne zu pressen. Alternativ kann ein geeignetes Frostschutzmittel eingefüllt werden.

Beim Entleeren hinderlich und durch Frost gefährdet ist ein eventuell eingebauter Wasserfeinfilter. Im Idealfall ist der Filter so eingesetzt, dass er per Schnellkupplungen leicht entnommen und gegen ein Leitungsstück ausgetauscht werden kann. Dann kann der Filter durch Schütteln von Restwasser befreit und am besten frostfrei gelagert werden.

Tipps für die richtige Entleerung

  1. Für die vollständige Entleerung der Wassertanks kann es sinnvoll sein, das Fahrzeug entsprechend schräg zu stellen, damit der jeweilige Ablaufstutzen an der tiefsten Stelle liegt.
  2. Wer nicht mit dem Mund die Armaturen durchpusten möchte, kann auch einen Luftballon verwenden oder sich ein Hilfsmittel aus Gummitülle ("Wasserdieb") und Schlauchstück basteln und einen Kompressor verwenden.
  3. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte die Siphons unter dem Spül- und Waschbecken aufschrauben und entleeren. An der Duschwanne kommt man meist nicht so einfach an den Siphon dran. Hier kann man eventuell mit einer Saugglocke bzw. einem Pömpel und ein paar Luftstößen das Restwasser aus dem Siphon pressen. Alternativ kann man ein geeignetes Frostschutzmittel einfüllen.
  4. Eine Druckpumpe vollständig zu entleeren ist nicht so einfach, weil sie wie ein Rückschlagventil wirkt und das Wasser beim Öffnen der Armaturen nicht aus ihr heraus in den Tank zurückfließt wie bei einer Tauchpumpe. Das Trockenlaufenlassen der Pumpe sorgt zwar dafür, dass die Pumpenkammern weitgehend wasserfrei sind, in dem nachfolgenden Leitungsstück kann aber Restwasser stehen bleiben. Wenn das Ablassventil der Wasserleitung nicht ohnehin kurz hinter der Pumpe in die Druckleitung eingesetzt ist, ist es sinnvoll, hier ein zusätzliches Ablass- oder 3-Wege-Ventil einzubauen und nach außen zu führen. So pumpt die Pumpe beim Trockenlaufenlassen das Restwasser auf kurzem Wege vollständig nach außen.
  5. Ähnliches gilt bei einer Tauchpumpe, wenn ein Rückschlagventil eingebaut ist. Dann ist es hilfreich, in den Schlauch eine Schnellkupplung einzubauen, sodass man die Tauchpumpe samt Rückschlagventil abnehmen und ausschütteln kann.
  6. Gleiches gilt, wenn ein Wasserfilter fest eingebaut ist. Je eine Kupplung davor und danach machen es möglich, den Filter zu entnehmen und auszuschütteln oder getrennt frostfrei zu lagern.

Frostschaden & Verkeimung einfach vermeiden

Natürlich muss nicht sofort ein Frostschaden entstehen, wenn man die genannten Tipps mal nicht penibel beherzigt. Je nach Situation und Minusgraden hat das aus Wasserresten entstehende Eis eventuell genügend Platz, um sich bei der Kristallisation ungehindert auszudehnen. Auch die Materialien spielen eine Rolle. So sind etwa Armaturen aus Kunststoff eher anfällig für Frostschäden als stabilere Metallhähne.

Was die Verkeimung anbelangt, ist es angeraten – am besten nach einer Desinfektionsmaßnahme –, alle Armaturen, Ablassventile und Revisionsdeckel während Standzeiten offenzulassen, damit die Oberflächen abtrocknen können. Allein die feuchte Atmosphäre in einem geschlossenen Leitungsnetz kann genügen, dass Biofilme wachsen.

Wer einmal weiß, wie er die Wasseranlage seines Fahrzeugs mit den hier genannten Tipps und Hinweisen zuverlässig entleert, legt sich am besten eine passende Routine zurecht und hat die Sache dann in etwa 20 Minuten erledigt. Lohn der Mühe: eine funktionsfähige und saubere Wasseranlage zum Start in die neue Saison.

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Sinnvoller Helfer: Das Floë-Entwässerungssystem

Zur Vereinfachung der Entleerung hat sich das nordirische Unternehmen APT etwas ausgedacht. Das eigentlich recht simple, unter dem Namen Floë vertriebene System besteht aus einem Absperrhahn, einem T-Stück mit Hahn und einem Adapter mit Autoreifenventil. Die Teile werden nahe am Tank in die Wasserleitung integriert. Zum Entleeren der Leitungen schließt man den Hahn in der Tankleitung und öffnet den Hahn am T-Stück. Dann schließt man eine Luftpumpe – am besten einen Kompressor – am Ventil an und erzeugt maximal 1 Bar Druck. Durch stoßartiges Öffnen der Wasserhähne wird das Restwasser ausgepustet. Das Floë-Set gibt es für etwa 60 Euro bei Frankana.  © Promobil

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