Berlin - Die Fernzüge der Deutschen Bahn sind im September zuverlässiger unterwegs gewesen als in den Monaten davor - doch viele kommen noch immer zu spät. Knapp 63 Prozent erreichten im vergangenen Monat ohne größere Verzögerung ihr Ziel, wie der Konzern mitteilte.
Das waren sechs Prozentpunkte mehr als im August. Anfang des Jahres hatte Bahnchef Richard Lutz noch ein Pünktlichkeitsziel von 80 Prozent in Aussicht gestellt, dieses Vorhaben aber nach wenigen Wochen kassiert.
Auch im Regionalverkehr hat sich die Situation im September etwas entspannt. Seit Juni war mehr als jeder zehnte Regionalzug verspätet gewesen - für dieses Segment eine besonders schlechte Quote. Im September stieg die Pünktlichkeit wieder über 90 Prozent. Das Unternehmen wertet einen Halt als pünktlich, solange der Zug mit weniger als sechs Minuten Verspätung ankommt.
Netz ist an vielen Stellen überlastet
Hauptproblem bleiben laut Bahn die zahlreichen Baustellen, die den Verkehr bei gleichzeitig hoher Nachfrage ausbremsen. Insbesondere in den trockenen Sommermonaten wurden zudem zahlreiche Gütertransporte vom Schiff auf die Schiene verlagert. Aufgrund des Niedrigwassers konnten Schiffe auf vielen Abschnitten des Rheins nicht fahren.
Fern-, Regional- und Güterzüge wiederum bremsen sich auf dem an vielen Stellen überlasteten Netz dann gegenseitig aus. Das 9-Euro-Ticket hatte besonders auf touristischen Strecken die Auslastung im Personenverkehr in den Sommermonaten weiter erhöht.
Sperrungen wegen Generalsanierung
Bahn und Bund wollen das Problem mit einer Generalsanierung der besonders hoch ausgelasteten Strecken in den kommenden Jahren in den Griff kriegen. Als erster Schritt der Grundsanierung im Netz soll die Strecke Frankfurt/Main-Mannheim ab Juni 2024 rund fünf Monate lang gesperrt werden - direkt nach der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Der Abschnitt hat große Bedeutung für das Gesamtnetz der Bahn. Darüber fährt ein Fünftel der bundesweiten Fernzüge und ein Viertel der Fahrgäste.
Branchenverbände fordern indes nicht nur die Sanierung des bestehenden Netzes, sondern auch den Neubau und die Reaktivierung von Strecken. Nur so könne das Angebot auf der Schiene auch abseits von günstigen Ticketangeboten attraktiver werden.
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