So ein Vorzelt gibt es am Campervan selten zu sehen. Das Rundzelt von Glawning ist ein Tipi. Also keine Jurte, wie sie zum Beispiel heute noch in der Mongolei bewohnt wird.

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Es ist ein Zelt mit Spitze, die von einer zentralen Stange gehalten wird. Als weiteres Material gibt es zwei Spitzbögen, die um die Eingänge laufen, damit diese stabil stehen. Alles andere wird mit den Abspannleinen souverän stabilisiert. Herkömmliche Campervan-Vorzelte im Test finden Sie hier.

Glawning Lite

  • Maße: Durchmesser 4 m, Packmaß: 115 x 34 x 34 cm, Kederlänge 250 cm, Zeltstoff 220 g/m2 Baumwollmischgewebe, Boden 420 D Oxford-Gewebe, Mindest-Aufbaufläche 7 x 6 m
  • Gewicht: 30 kg
  • Preis: ab 997 Euro, Ofenset 549 Euro
  • Info und Bezug: glawning.de

Aufbau Tipi-Vorzelt

Der Hersteller verspricht, das Zelt in 10 bis 20 Minuten aufbauen zu können. Wir lassen uns Zeit, das erste Mal zählt nie, da braucht man immer länger. Eine Anleitung auf Papier finde ich nicht, aber der Aufbau ist selbsterklärend. Zwei zusammenzusteckende Spitzbögen und eine Stange in der Mitte. An Stoff das Hauptzelt und die Schleuse. Und ganz viele Erdnägel, das muss bei der Wahl des Untergrunds beachtet werden. Der Boden muss für die dicken Heringe geeignet sein. Denn ohne Erdnägel steht es nicht.

Zum Aufbau haben wir es gemacht, wie bei anderen Vorzelten. Erst mal die Schleuse so vor den Bus gelegt, um abzuschätzen, wie viel Abstand man zum Hauptzelt braucht, damit die Schleuse später weder zu wackelig noch zu gespannt dasteht. Dann das Hauptzelt ausgebreitet und an allen Ecken die ersten Nägel in den Boden geschlagen. Von den Nägeln gibt es zwei Arten. Welche mit einem Haken oben und welche mit einer Metallöse. Mit den Hakennägeln fixieren wir den Boden, mit der Ösen-Version spannen wir den First ab.

Die Schleuse ist der Übergang vom Auto ins Zelt. Dieser kommt mittels Keder ans Auto. Diese Schleuse gibt es in verschiedenen Ausführungen und in verschiedenen Höhen. Das Zelt passt also auch an andere Campervans, höhere wie niedrigere. Wir kedern mit Adapter.

Das geht hier so, wie es meist bei anderen Herstellern ebenfalls üblich ist. Es passt schon ran, nur die Versprechung, dass man wegfahren kann und dann wieder ran fahren mit dem Van, die mag theoretisch funktionieren, in der Praxis ist das eine ziemlich knifflige Aufgabe.

Die Schleuse besteht aus einem Teil Boden und einem Teil Oberstoff, beides lässt sich per Reißverschluss voneinander trennen. Um das Hauptzelt aufzustellen, braucht’s die zentrale Stange, die wird ineinander gesteckt und kommt dann rein in die Spitze. Hier ist es praktisch, dass wir zu zweit sind. Dann kann einer die Stange halten, während der andere, die beiden Spitzbögen in die richtige Position bringt. Das macht man, indem sie in Laschen am Boden gesteckt werden und so ihre Aufgabe als Eingangstore finden. So weit steht das ganze Tipi nun schon.

Abspannen des Glawing-Zelts

Jetzt folgt der Griff zum Hammer. Ringsum bekommt die archaische Behausung ihren Feinschliff. Seil für Seil wird am Boden fixiert. Mit handschmeichlerischen Abspannschiffchen dann angezogen. Da reicht ein leichter Zug, denn das Seil ist dick und das Schiffchen stabil. Für eine Zeltkonstruktion ist das wirklich elegant gelöst.

Und dann steht es. Beige, eingebettet in die Umgebung. Hier will man wohnen, hier will man doch sein als Mensch, als Nomade, als Indianer, als Draußenmensch. Nicht in Plastik gehüllt, sondern in Baumwolle. Nichts raschelt, nichts riecht. Fehlt nur der Ofen, den bauen wir gleich auf. Holz haben wir im Baumarkt gekauft. Weil: Beil vergessen. Und Bäume fällen ist auf dem Campingplatz verboten.

Die Tür, die Schleuse und das Fliegengitter

Nun steht also das Zelt und wir öffnen die kleinen Fenster. Seitlich geht das Zelttuch ja erst mal senkrecht nach oben, mit steilen Wänden, bevor es dann zur Spitze hin zu schrägt. Wie ein Zirkuszelt.

Jetzt lassen sich ringsherum Fenster öffnen, aber auch auf einer Kreisbogenlänge von ungefähr der Hälfte bis zwei Drittel des Umfangs der untere Teil des Zelts. Das Dach bleibt davon dank der Abspannung unbehelligt. Das ist schon gut. Da liegt man unter seinem Wohlfühldach und lau weht der Wind hindurch durchs Heim im Freien.

Die Reißverschlüsse laufen und gehen zu. Die Qualität des Materials und die Machart überzeugen, das ist alles in sich schlüssig. Es ist weder zu "highend", noch ist es "show and shine", also Blenderei, die nur gut aussieht, aber nervt. Die Balance zwischen Materialeinsatz, Funktion, Wertigkeit und Preis passt hier sehr gut.

Bevor wir den Ofen aufbauen und anfeuern: Ein paar Sachen fallen auf, werden auch später noch auffallen. Neben der ganzen allgemeinen Verzücktheit: die Frage nach der Funktion. Die Türen sind vertikal per Reißverschluss geteilt. Sie bestehen aus einer Schicht Fliegengitter und einer Schicht Baumwolle. Die haben am Bodenteil jeweils eigene Reißverschlüsse. Zusammenwickeln, um sie seitlich zu befestigen, geht sowohl unabhängig voneinander als auch zusammen.

Schlau gemacht ist zudem die Knotfunktion der Halteleinen beim Aufwickeln. Funktioniert auf jeden Fall alltagstauglich. Beim Heraustreten aus dem Zelt wird man sich erst daran gewöhnen müssen, dass erst mal eine Schnur frontal im Weg ist und dass man sich besser etwas seitlich aus dem Zelt schlängelt.

Nachteile des Glawning-Tipi

Grundsätzlich hat so ein Tipi zwei, drei Nachteile im Vergleich zu konventionellen Vorzelten. Diese dürften Interessenten aber ohnehin auf dem Schirm haben.

Doch welche Schattenseiten hat das Glawning-Vorzelt? Nun, man lebt eher auf dem Boden als in sitzender Position. Durch die Schrägen und die tief liegenden Fenster ist Herausschauen nur durch die offene Tür möglich. Dafür ist das Licht, das durch die Baumwolle scheint, sehr schön. Allerdings benötigt das Vorzelt stets einen Boden, der mit Heringen befestigt wird, und außerdem natürlich eine entsprechend große Fläche zum Aufbauen.

Das Feuer

Der optionale Ofen ist eine Möglichkeit, das Vorzelt an ungemütlicheren Tagen zu benutzen. Er wird mit Holz befeuert und hat daher einen Kamin. Das Rohr ragt durch das Zeltdach ins Freie. Dafür ist im Zeltstoff eine Stelle mit Hitzeschild vorgesehen, in die man ein Loch für das Rohr hineinschneiden kann.

Da die Nacht kalt werden soll und wir natürlich den Ofen ausprobieren wollen, mache ich mich ans Werk. Erst anzeichnen, dann ausschneiden. Einen Schönheitspreis wird dieser Ausschnitt sicher nicht gewinnen, Hauptsache, das Rohr passt durch. Geführt wird es durch eine Gummihalterung. Damit das heiße Rohr den Zeltstoff nicht beschädigt, kommt noch eine Gummihutze darüber. Das Rohr selbst besteht aus einer Handvoll Einzelelementen, wird im Ofen transportiert und kann vor Ort einfach zusammengesteckt werden.

Der kleine Ofen ist etwas zwischen herzig und massivem Edelstahl. Er ist handwerklich gut gemacht. Nur die Füße sind scharfkantig und hinterlassen auf der mitgelieferten Ofenunterlage zwei kleine Spuren. Da muss entweder am Fuß nachgefeilt oder eine bessere, robustere Unterlage gefunden werden.

Ich öffne die Tür des kleinen Ofens und befülle ihn mit Holz. Dazu kommt ein natürlicher Grillanzünder, und nach wenigen Momenten brennt’s. Es dauert nur wenige Minuten und im Vorzelt breitet sich heimelige Wärme aus.

Nun stellt sich die Frage, ob Busreisende im Vorzelt leben oder auch darin übernachten. Wir haben Letzteres gemacht und haben es geliebt. Weil wir das Vorzelt im Frühjahr ausprobiert haben, musste einmal Kollegin Ismene und einmal ich bibbernd Holz nachlegen. Aber es waren eben acht Grad nachts. Bei diesen Temperaturen ist das mit dem Zelten generell so eine Sache. Aber solange der Ofen feuert, ist der Aufenthalt im Zelt eine Wonne. Mollig warm ist’s hier drin.

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Morgens, die Laune ist gut. Die Sonne kommt heraus, und ich koche uns Kaffee. Später bauen wir ab. Das geht schnell. Es sind eben wenige Teile, und die sind fix zusammengepackt. Der Stoff ist rasch und gut zusammengelegt und in der Tasche verstaut.  © Promobil

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