Diese Paddeltour ist flexibel kürz- und erweiterbar. Sie führt durch die Mecklenburgische Seenplatte mit guter Infrastruktur fürs Zelten. Auch Nicht-Paddler entdecken hier schöne Plätze.

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Die Mecklenburgische Seenplatte hat besonders naturnahe Campingplätze – perfekt für Paddler. Alle Plätze sind auf Wasserwandernde eingestellt und Boote können oft am Ufer liegen bleiben. Meist ist auch die Zeltwiese am Wasser platziert. So liegen Zelt und Boote gut zusammen.

Wir suchen uns gerne Startpunkte, die ruhiger gelegen sind und keine Motorboote erlauben. Dann fällt das Einpaddeln leichter. Also starten wir im Müritz-Nationalpark. Die geplante Strecke hat von allem etwas: wilde Natur, artenreiche Vegetation, charmante Ortschaften, Tierbeobachtungsorte, Schleusen, Badestellen, dazu Einkehrmöglichkeiten und Besichtigungen traditioneller Handwerksbetriebe.

Erste Etappe: 10 km

Nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz Naturfreunde in Kratzeburg stimmen wir uns mit dem Ausrüstungscheck und ein paar Auffrischungsübungen am Boot auf unsere achttägige Tour ein. Dann geht es ans Probebeladen der Boote. Das Auto wartet während der Tour auf dem Campingplatz auf uns.

Am nächsten Tag nehmen wir uns Zeit für ein ausgiebiges Frühstück und verstauen alle Sachen. Griffbereit bleiben Badesachen und Snacks sowie die Wasserwanderkarten, Sonnenmilch, Käppi und wasserdichte Schuhe. Zwei bis drei Liter Wasser pro Person sollten an sonnenreichen Tagen auch an Bord sein. Schweres wie das Campingequipment kommt an die Bootsenden nach unten und muss vorn und hinten gut ausgeglichen werden, damit die Boote gut im Wasser liegen. Spritz- und Regenschutz liegen immer griffbereit, denn das Wetter kann sehr schnell von heiterem Sonnenschein zu Starkregen kippen. Um zwölf Uhr sitzen wir startklar mit Kajak-Schwimmwesten in den Booten.

Wir fahren über den Käbelicksee, die Havel, den Granziner See und machen einen Abstecher zum Granziner Töpferhof. Leckerer Kuchen und selbst gemachte Limonade sind ein guter Grund für einen Paddelstopp. Auf der Weiterfahrt helfen uns die grünen Bojen, die Einfahrt zum Schulzensee zu finden. An der Granitzer Mühle nutzen wir das erste Mal eine Lore für den Bootstransport von 700 Land-Metern zum Pagelsee. Die Kinder sind fasziniert und aufgeregt, ich bin fertig. Und es ist schon später Nachmittag. Aber weiter geht’s. Wir paddeln gemütlich einen engen Kanal entlang und kommen in Babke an sein Ende. Ein kurzes Landstück lässt sich mit einem geschienten Bootswagen überqueren. Am Zeltplatz der Fischerei Babke gibt es frischen Fisch mit Pommes und die Besitzer sind megafreundlich. Es gibt neben Toilette und Dusche auch eine Feuerstelle. Das Zelt steht endlich um 20 Uhr und eine Stunde später liegen wir gemütlich auf unseren Isomatten und schlafen beim Rauschen des Wassers ein.

Zweite Etappe: 4 km

Beim Frühstück besprechen wir die Tagesroute mit Blick auf die Karte. Wettercheck und entsprechende Pläne B und C sind immer dabei. Wir schauen auch, wo wir unterwegs Rast machen können. Queren wir große Seen, plane ich immer mehr Zeit als auf Flüssen ein. Denn dort kann es bei Wind sehr ungemütlich werden. Gegebenenfalls pausieren wir einen Tag und paddeln auf Nummer sicher. Die heutige Planung für eine Strecke von vier Kilometern geht sehr schnell. Der Fischer hat angeboten, mit den Kindern Fische auszunehmen. Meine Kinder wollen das wirklich. Ich packe in der Zwischenzeit die Boote.

Wir starten ohne Eile wieder erst zur Mittagsstunde. Die Havel entlangpaddelnd, über den idyllischen Jäthensee, halten wir uns immer entlang der Betonnung. Die ist im Nationalpark auf den Seen üblich und weist den Wasserwandernden den Weg zwischen den Seen. Die Ufer sind Schutzzonen und dürfen nicht betreten werden. Zum Jamelsee gibt es nur einen sehr schmalen Zugang. Wer nicht aufmerksam ist, verpasst die Einfahrt. Das große Hinweisschild zum Hexenwäldchen beruhigt uns, denn diesen schmalen Zufluss hätten wir sonst übersehen.

Hier müssen wir die Boote ziehen, auch Treideln genannt. Wir können direkt auf der Zeltwiese am Badestrand vom Campingplatz Zum Hexenwäldchen stehen. Die Boote legen wir direkt neben das Zelt, so dass wir nicht alles sofort auspacken müssen. Während wir uns etwas Leckeres in der Open-Air-Küche zubereiten, kommen wir mit anderen Wasserwandernden auf dem Platz ins Gespräch.

Trompetenartiges Vogelgeschrei weckt uns am Tag darauf. Morgens um fünf Uhr geben die Kraniche ihr Bestes. Da ich schon einmal wach bin, paddle ich im Morgengrauen und sehe Eisvögel, Seeadler und Rehe am Ufer der Havel. Den Kindern hatte ich einen Tag Pause versprochen, weil sie unbedingt den Strand mit Wasserlandschaft nutzen wollen. Wir frühstücken umgeben von freilaufenden Hühnern auf unserer Picknickdecke und leihen uns am Nachmittag Fahrräder aus. Etwas Beinarbeit als Paddelausgleich tut richtig gut.

Wir radeln durch den Nationalpark, schauen uns Blankenförde an und gönnen uns ein Eis. Das Abendessen ist gerettet, als wir von unserem Campingnachbarn auch noch Eier geschenkt bekommen. Im gut sortierten Shop vom Campingplatz füllen wir unseren Proviant auf.

Dritte Etappe: 9 km

Wasserwander-Rastplatz Useriner-See

Durch den Pausentag haben wir vieles vorgepackt und kommen früh los. Diesmal sehen wir vom Havelkanal aus die Häuser von Blankenförde, die sich wunderbar im Kanal spiegeln. Über den Görtowsee kreisen wieder Seeadler. Wir beobachten Kormorane und um uns herum suchen Haubentaucher ihr Frühstück. Es geht weiter über den Zierzsee zum Useriner See, den wir am rechten Ufer entlangpaddeln, denn es gibt höhere Wellen. Durch den Wellengang kommen wir am Wasserwander-Rastplatz bei der Useriner Mühle ziemlich abgekämpft an. Zum Glück gibt es das Restaurant Useriner Mühle und ich packe die Kochutensilien gar nicht erst aus. Die Kinder finden ihre Freude beim Pommes-Essen und Schwäne-Beobachten zurück.

Vierte Etappe: 12 km

Weiter paddeln wir auf dem Kanal und erreichen die Useriner Schleuse. Die Kids lieben das Schleusen. Bevor wir die erste Schleuse gemeistert haben, erklärte ich ihnen den Ablauf. Wenn die Ampel auf Rot steht, müssen wir unbedingt am Rand stehen bleiben. Die Boote reihen sich vor der Ampel in einer Schlange auf. Bei Grün fahren erst alle Motorboote rein und die Paddelboote folgen. In der Schleuse gibt es Metallstangen zum Festhalten. Bindet niemals das Kanu während des Schleusenvorgangs fest, denn der Wasserspiegel sinkt oder steigt. Wenn sich die Schleusentore öffnen, fahren erst die Motorboote raus und die Paddelnden folgen.

Auf dem Großen Labussee sind Motor- und Hausboote erlaubt. Das ständige Parallelstellen der Boote zu den Wellen der Motorboote hält uns etwas auf. Sehr spät erreichen wir den Camping- und Ferienpark Havelberge. Geplant war ein Besuch des Hochseilgartens. Doch wir bauen nur noch das Zelt auf, essen schnell eine Fertignudelsuppe und schlafen sofort ein.

Fünfte Etappe: 16 km

Zeltplatz Kanuhof Wustrow (Plätlinsee)

Es geht auf der nun etwas volleren Havel über den Woblitzsee durch die Wesenberger Schleuse weiter. Wie immer freuen sich die Kinder auf dieses Highlight. Nach der Schleuse haben wir noch einen halben Kilometer Strecke Motorboote um uns, bis wir in die idyllische Schwaanhavel abbiegen können. Hier kommen Kanada-Gefühle auf: Alles um uns herum ist still, das enge Flüsschen ist naturbelassen.

Wir müssen einige Kurven meistern und die Kinder freuen sich, durch die flachen, schön anzusehenden Holzbrücken durchzupaddeln. Überall steht meterhohes Schilf. Die starke Verkrautung lässt unsere Paddel mehrfach steckenbleiben. Gut festhalten und vorsichtig paddeln lautet die Devise. Am Ende öffnet sich der Plätlinsee und wir folgen der gelben Betonnung bis zum Kanuhof Wustrow. Hier müssen wir die Kanus auf die andere Straßenseite mit dem Bootswagen fahren. Der letzte Kraftakt dieses Tages: Boote über die Straße – zum Glück gibt es andere Kanuten, die uns beim Transport helfen. Abends sitzen wir mit anderen Familien zusammen auf der Zeltwiese und berichten uns gegenseitig von unseren Abenteuern. Hier erfahren wir von der großen Zeltwiese des kinderfreundlichen Biber Ferienhofs.

Sechste Etappe: 15 km

Biber Ferienhof

Nachdem wir am Vortag 16 Kilometer geschafft haben, schreckt uns die anstehende Tagestour nicht. Der Klenzsee ist still, Seerosen verschönern den Weg und wir dürfen erneut unter tollen Holzbrücken durchfahren. Am Campingplatz Gobenowsee machen wir Pause, baden und die Kinder toben auf dem Spielplatz. Nur widerwillig geht es weiter. Doch erneutes Schleusen und die vielversprechende Zeltwiese vom Biber Ferienhof klingen dann doch zu verlockend. Daher paddeln wir durch die motorfreie Drosedower Bek, wo es noch schön ruhig ist, und weiter über den Rätzsee. Wir bleiben am Rand, um möglichst viel Schutz vor dem rauen Gegenwind zu bekommen. Ich nehme die Kids kurzzeitig ins Schlepptau, denn es ist wirklich anstrengend.

Zum Glück finden wir eine nette Bucht für ein Picknick mit Badespaß. Die Buchten mit erlaubten Ausstiegen im Nationalpark sind in den Wasserwanderkarten als schwarze oder blaue Dreiecke eingetragen. An der Fleether Mühle kehren wir ein und gönnen uns Flammkuchen. Danach wird es noch mal richtig spannend. Wir müssen den Bootswagen rausholen und die Kanus auf einen schmalen Flussarm umtragen. Wir paddeln an Fleeth vorbei, biegen in den Vilzsee ein und steuern auf den Großen Peetschsee mit der Diemitz-Schleuse zu. Das ist unser Tagesziel.

Zum Glück stehen nur zwei Motorboote und ein Hausboot vor uns. Von der Brücke schauen uns schon die späteren Spielgefährten meiner Kinder beim Schleusen zu. Denn direkt hinter der Schleuse liegt die Badestelle vom Campingplatz und nicht viel weiter die Ausstiegsstelle. Erneut sind helfende Hände zur Stelle. Wir bauen unser Zelt direkt am Wasser auf und genießen unsere eigene Feuerstelle. Die Zeltwiese vom Biber Ferienhof begeistert die Kinder. Vier weitere Tage bleibt sie unser Zuhause.

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Mit den neuen Freunden gilt es so viel Spannendes zu entdecken. Am zweiten Tag begrüßt uns ein Waschbär im Vorzelt. Ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen bestärkt die Entscheidung, an diesem Ort ohne Zeit zu bleiben. Während die Kinder toben und nette Eltern auf sie aufpassen, hole ich unser Auto mit Hilfe von Bus und Taxi zum Zeltplatz.  © Promobil

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