Camping im Winter ist nur was für die ganz Harten. Während diese Aussage vielleicht noch vor 20 oder 30 Jahren zutreffend war, ist es heutzutage für die meisten Camperinnen und Camper machbar, vergnügliche Winterferien im Wohnmobil zu erleben. Entscheidend dafür sind zwei Fragen: Wie viel Komfort brauche ich zum Wohlfühlen und wie kann ich Ausstattungsdefizite des Fahrzeugs ausgleichen? Passendes Zubehör ist ein Weg.

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Ein anderer die Nutzung der Campingplatz-Infrastruktur: So nimmt beispielsweise mancher lieber die Sanitäreinrichtungen des Platzes in Anspruch, statt die Wasseranlage im eigenen Fahrzeug mit großem Aufwand irgendwie frostsicher zu bekommen.

Wie macht man das Wohnmobil wintertauglich?

Schon beim Kauf eines Wohnmobils kann man auf eine Ausstattung achten, die im Winter warm hält. Natürlich lassen sich einige Dinge nachrüsten, um das Fahrzeug winterfest zu machen.

Wer sich schon vor dem Kauf eines Wohnmobils im Klaren ist, dass er auch mal im Winter campen geht, sollte auf folgendes achten:

  • Wohnwagen: Boden- und Dachstärke sollten mindestens vier Zentimetern dick sein. Die Wände sollten drei Zentimeter dick sein.
  • Wohnmobile: Bei Wohnmobilen schützt ein beheizter Doppelboden die Bordtechnik sowie den Frisch- und Abwassertank vor dem Einfrieren. Noch mehr Tipps zum Kauf eines wintertauglichen Wohnmobils gibt es hier.
  • Tipp: Integrierte Wohnmobile sind am besten geeignet. Ihre Wände sind rundum in Sandwichbauweise hergestellt, die besser isolieren als das Blechkleid des Fahrerhauses.
  • Heizungen: Eine Fußbodenerwärmung oder Warmwasser-Heizung hält im Winter die Füße warm.

Die richtige Isolierung

Gedanken sollte man sich auf jeden Fall um die Fahrzeugisolierung machen. Rundum gut gedämmt sind in der Regel nur hochwertige Vollintegrierte und Liner sowie diejenigen Alkovenmobile, bei denen man das Fahrerhaus abschotten kann. Bei allen anderen gibt es meist diverse neuralgische Stellen, die Kältebrücken ermöglichen. Sie lassen sich häufig durch zusätzliche Maßnahmen in den Griff bekommen, vorwiegend in Form entsprechender Dämmmatten.

Dabei ist der Wärmeverlust und der damit einhergehende erhöhte Brennstoffbedarf für die Heizung ein Aspekt, den man noch bei kleinen "Wärmelecks" vernachlässigen könnte. Hinzu kommt, dass sich an kalten Stellen die Luftfeuchtigkeit niederschlägt und das Schwitzwasser auf Dauer etwa an Holzmöbeln Schäden verursachen kann. Außerdem werden kalte Flächen in der Nähe des Körpers auch ohne direkten Kontakt als unangenehm empfunden und schränken das Wohlbefinden ein.

Die meiste Wärme geht in der Regel durch die Cockpitscheiben verloren. Hinzu kommt, dass der Rest des Fahrerhauses aus Stahlblech in der Regel nur wenig gedämmt ist. Den besten Schutz bieten hier an das Basisfahrzeug angepasste Thermomatten, die den kompletten Vorderwagen einhüllen. Im Idealfall reichen sie bis zum Boden hinunter und haben einen Folienrand, auf dem man zum Fixieren etwas Schnee aufhäufen kann.

Zusätzlich kann so der Wind nicht unter dem Fahrerhaus hindurch pfeifen und den Boden auskühlen. Hersteller wie Hindermann, Fiamma oder Wigo-Zelte haben entsprechende Matten im Programm. Wer die höheren Kosten oder den Stauraumbedarf der voluminösen Hüllen scheut, sollte wenigstens Matten verwenden, die die Fahrerhausscheiben bedecken.

Dann ist es oftmals sinnvoll, eine weitere Matte innen vor dem Fußraum unterhalb des Armaturenbretts anzubringen. Denn diese Bereiche sind nicht isoliert, werden oft im Standbetrieb nicht ausreichend beheizt und bewirken so ein unangenehm kühles Gefühl, wenn man auf den gedrehten Fahrerhaussitzen Platz nimmt.

Als Alternative bietet sich ein wattierter Thermovorhang an, den man um die Cockpit-Sitze herumziehen kann. Manche Hersteller bieten diesen als Werksoption an.

Isolierungszubehör im Überblick:

Campingbusse und Kastenwagen

Mit speziellen Problemen werden BesitzerInnen von Campingbussen und ausgebauten Kastenwagen im Wintereinsatz konfrontiert. Die großen Schiebe- und Hecktüren oder -klappen sind oftmals schlecht gedämmt und bei jedem Öffnen geht viel Wärme verloren. Maßgeschneiderte Thermomatten, die im Heck oder innen vor der Schiebetür angebracht werden, meist mit eingearbeiteten Fenster- und Türöffnungen, können hier für geringere Wärmeverluste und eine kuschelige Atmosphäre im Heckbett sorgen.

Die Nutzung des Aufstelldachs im Winter ist fast wie Zelten im Schnee. Hier können Hüllen die Isolation deutlich verbessern, die über das komplette Dach gestülpt werden, oder Dämmmatten für die Innenseite des Stoffbalgs. Zusätzlich gibt es Lösungen, um einen Teil der Warmluft der Heizung gezielt ins Dachgeschoss zu leiten.

Wird für das eigene Fahrzeugmodell oder die entsprechende Stelle keine passende Isoliermatte angeboten, lässt sie sich eventuell mit etwas Geschick auch selbst herstellen. Geeignete Meterware gibt es etwa von Carbest. Wer sich dabei grundsätzlich fragt, ob eine außen oder innen angebrachte Dämmmatte besser wirkt, findet weiter unten eine Antwort.

Mehr Tipps, wie Sie ihren Campingbus winterfest machen können, gibt es hier: 5 Tipps für einen winterfesten Campingbus.

Winterzubehör für den Campingbus im Überblick:

Heizen und Gasverbrauch

Ist für eine möglichst lückenlose Isolierung gesorgt, kann die eingebaute Heizung ihre volle Leistung bringen und für wohlige Wärme im Reisemobil sorgen. Die meisten Heizungen laufen mit Flüssiggas. Neben Kocher und eventuell Kühlschrank ist die Heizung im Wintereinsatz der mit Abstand größte Gasverbraucher – nach zwei bis drei Tagen ist eine Elf-Kilo-Flasche meistens leer.

Um den Gasverbrauch im Auge zu behalten, sind separate Füllstandsmesser sehr nützlich, denn leider zeigt das Kontrollbord diesen Füllstand in der Regel nicht an. Die einfachste und günstigste Möglichkeit dafür sind stiftförmige Gas-Checker, wie sie etwa Dometic, Truma oder Gaslock im Angebot haben. Die kleinen, handlichen Geräte werden an die Seitenwand der Flasche gehalten und ermitteln dann per Ultraschall, ob an dieser Stelle flüssiges Gas vorhanden ist. So kann der Pegelstand und damit die Restmenge grob ermittelt werden.

Deutlich bequemer – im besten Fall vom warmen Bett aus – hat man die noch vorhandene Gasmenge mit dem Truma Level Control im Blick. Dieses Gasinhaltsmessgerät wird magnetisch am Boden der Gasflasche befestigt, bestimmt dann ebenfalls mit Ultraschall den Flüssiggaspegel und sendet das Ergebnis per Bluetooth an die entsprechende Smartphone-App.

Eine automatischen Gasflaschen-Umschaltanlage erhöht den Komfort vor allem dadurch, dass sie meist gleich mit einem Crashsensor kombiniert wird, der die Gasnutzung und damit das Heizen während der Fahrt erlaubt. Ein weiterer Baustein ist die elektrische Beheizung des Gasreglers. Bei niedrigen Temperaturen kann es hier zur Vereisung kommen und der Gasfluss gerät dann womöglich ins Stocken. Wer das verhindern will, ist mit dem bei Truma Eis-Ex genannten Zubehör auf der sicheren Seite.

Zubehör für die Gasanlage im Überblick:

Fußbodenheizung und Steuerung

Übrigens gibt es für die meisten Heizungen inzwischen Erweiterungskits, die die Kontrolle und Steuerung bequem per Handy-App ermöglichen. Damit kann man etwa am Ende eines Skitags schon von der Piste aus die Heizung ein bisschen wärmer einstellen.

Wer zu Hause eine Fußbodenheizung gewohnt ist, würde sicher auch im Skiurlaub mit dem Wohnmobil gerne diesen Komfort genießen. Bei Fahrzeugen mit Doppelboden ist dieses flache Kellergeschoss in der Regel beheizt und sorgt damit für eine gewisse Temperierung des Fußbodens.

In Oberklassemobilen mit Warmwasserheizung gibt es sogar Modelle mit richtiger Fußbodenheizung, also Warmwasserheizschleifen integriert in die Laufbodenplatte. Eine Fußbodenerwärmung kann auch in einfacheren Modellen nachgerüstet werden. Dazu werden elektrische Heizfolien für 12 oder 230 Volt ambulant oder fest auf dem Boden verlegt und mit einem PVC-Belag oder Teppich überdeckt. Es gibt dafür fertige Teppichläufer mit integrierter Heizfolie, die einfach ausgelegt und an einer Steckdose in der Nähe angeschlossen werden.

Natürlich muss dabei der Stromverbrauch im Auge behalten werden, vor allem wenn das Fahrzeug nicht am Landstrom hängt. Als Zusatzheizung über ein paar Stunden für den gemütlichen Abend ist das eine feine Sache.

Bereits ohne zusätzliche Beheizung kann das Auslegen eines einfachen Teppichs schon eine spürbare Milderung der Fußbodenkälte bringen. Dabei gilt: Je hochfloriger, desto größer ist der Effekt, denn die zwischen den Zotteln eingeschlossene Luft hat eine dämmende Wirkung. Freilich gilt es dann, den Eintrag von Nässe und Schmutz besonders sorgfältig zu vermeiden – ein Vorzelt als Schleuse leistet dabei gute Dienste.

Zubehör für die Heizung im Überblick:

Besonderes Augenmerk sollte in diesem Zusammenhang dem Fahrerhausboden gelten, der als Blechboden mit marginaler Wärmedämmung oft dauerhaft kalt bleibt. Für Wohnmobile mit Alde-Warmwasserheizung gibt es hier ein feines Zubehörteil: Eine Heizmatte zugeschnitten für den Cockpitboden des Fiat Ducato, die an den Warmwasserkreislauf angeschlossen wird und als Fußbodenheizung fungiert.

Abwassertank isolieren

Die Wasseranlage im Wohnmobil oder Campingbus kann im Winter Probleme bereiten, besonders der Abwassertank, der häufig am Wagenboden hängt und weder isoliert noch beheizt ist. Das führt bei Minusgraden dazu, dass das Abwasser im Tank einfriert und nicht abgelassen werden kann – und der Winterurlaub dann zwangsweise endet.

Einfach lässt sich eine Heizmatte nachrüsten, die dann allerdings ständig Strom zieht. Am Wagenboden installierte Siphons und andere Stellen, in denen Wasser stehen bleibt, sollten ebenfalls isoliert und beheizt werden – am besten erhalten alle Unterflurleitungen eine dämmende Hülle.

So gerüstet, wird der Winterurlaub mit dem Reisemobil nicht zum frostigen Frust, sondern zum Wintertraum.

Tipp vom Experten zur Isolierung

Isoliermatten sind wirksam. Besonders durch die Scheiben und durch die Blechwände des ungeschützten Fahrerhauses geht viel Wärme verloren. Eine andere Frage stellt sich bei Isoliermatten, die nur die Scheiben bedecken und sowohl für außen als auch für innen angeboten werden. Letztere sind in der Handhabung bequemer, weil man zum Anbringen im Warmen bleiben kann und die Matten vor dem Verstauen nicht etwa von Eis und Schnee befreien muss.

Doch: Ist die Dämmwirkung genauso gut? Aus thermodynamischer Sicht spielt es für die isolierende Wirkung keine Rolle, wo die Matte angebracht ist – bei gleichen Materialstärken. Allerdings liegt der sogenannte Taupunkt bei innen angebrachter Matte meist an der kalten Scheibe und es schlägt sich oftmals viel Schwitzwasser nieder und friert teils sogar fest. Mit Außenmatten sind die Scheiben vor der Weiterfahrt in der Regel – außen wie innen – weitgehend frei.

Wintertauglich oder winterfest?

Immer wieder stößt man auf die Begriffe wintertauglich und winterfest. Doch was bedeuten sie? Die DIN-Norm EN1646-1 gibt dafür ein genaues Prüfverfahren vor, das meist in einer Klimakammer ausgeführt wird. Danach ist ein Modell wintertauglich, wenn es die Heizung schafft, bei 0° C Außentemperatur und ausgekühltem Wohnmobil den Innenraum innerhalb von zwei Stunden auf 20° C zu erwärmen. Maßgeblich ist dafür ein Messpunkt in der Raummitte, wobei vier weitere Messpunkte in den Ecken um maximal 7° C abweichen dürfen.

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Schärfer sind die Vorgaben beim Prädikat "winterfest". Dabei liegt die Starttemperatur bei –15° C. Allerdings bekommt die Heizung hier vier Stunden Zeit, um auf 20° C zu kommen. Zudem wird die Frostsicherheit der Wasseranlage überprüft. Nach einer einstündigen Stabilisierungsphase bei 20° C wird dabei der Frischwassertank aufgefüllt und nach einer weiteren Stunde gecheckt, ob die Wasseranlage läuft oder Leitungen einfrieren.  © Promobil

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