Kältekammer-Tests zeigen, wie gut Heizung und Isolierung im Campingbus funktionieren. Genau wissen wollte es Etrusco und schickte einen Kastenwagen auf den eisigen Prüfstand.
Hersteller werben gerne mit der Wintertauglichkeit ihrer Campingfahrzeuge. Campervans und Wohnmobile, aber auch Wohnwagen beschreiben die Marken immer wieder als winterfest, bereit für den Campingurlaub im Winter und so weiter. Was bedeuten die Begriffe aber genau und wie gut ist ein Kastenwagen wirklich isoliert? Wir gehen dem nach und begleiten einen Campervan der Marke Etrusco zum Normtest.
Um die Angabe "wintertauglich" machen zu dürfen, müssen Hersteller die entsprechende Eignung mit Messwerten untermauern. Ermittelt werden diese mit einem speziellen Normtest. Für diesen Nachweis bringt die Marke Etrusco ihr Campingbus-Modell 640 SB Plus zu Truma nach Putzbrunn.
Wintertauglich oder winterfest?
Exakte Daten darüber, wie gut sich ein Fahrzeug-Modell aufheizen lässt und die Wärme hält, ermittelt der Heizungsbauer Truma in einer eigens dafür betriebenen Kältekammer. Etrusco will dort seinen Campingbus in die Kälte schicken. Geprüft wird nach den Anforderungen der Norm DIN EN 1646-1. Dabei wird zwischen "wintertauglich" und "winterfest" unterschieden.
Für das Prädikat "wintertauglich" wird ein Fahrzeug in einer ersten Phase für mindestens zehn Stunden auf 0 Grad Celsius heruntergekühlt. Im Anschluss wird das Fahrzeug in der zweiten Phase maximal aufgeheizt. Ziel ist es, dass ein im Reisemobil zentral platzierter Messpunkt dabei binnen zwei Stunden eine Aufheizung auf mindestens 20 Grad Celsius nachweist. Fünf weitere Messpunkte dürfen davon um nicht mehr als sieben Grad Celsius abweichen.
Testprozedere für die Stufe "winterfest"
Der Etrusco stellt sich der Stufe "winterfest", für das strengere Vorgaben zu erfüllen sind. Dazu zählt unter anderem eine Überprüfung der Frostsicherheit der Wasseranlage, die hier jedoch nicht vorgenommen wurde. Der Kastenwagen wird über Nacht mit offenen Fenstern und Türen heruntergekühlt auf die Kammertemperatur von –15 Grad Celsius. Am Morgen werden Fenster und Türen geschlossen und die Truma Combi 4 gestartet.
Die Aufheizung des Innenraums wird an fünf Normmessstellen – in der Fahrzeugmitte und in den vier Ecken – überprüft. Die Messpunkte werden dabei in einem Meter Höhe und in den Ecken mit einem Abstand von 20 Zentimetern zur Außenwand platziert. Zur Normerfüllung muss die 20°C-Marke am Referenzpunkt in der Mitte in vier Stunden erreicht werden.
Die übrigen Normmessstellen dürfen um maximal sieben Grad Celsius abweichen. Zusätzlich positionieren die Techniker im Etrusco 14 weitere Messpunkte über dem Bett, im Bad, vor der Küche, über dem Tisch und im Frischwassertank.
Die besten Tipps zum richtigen Heizen im Wohnmobil gibt es hier.
Wie schlägt sich der Etrusco?
Im 640 SB Plus tragen insgesamt sechs Ausströmer (unter dem Bett, im Bad, im Flur, an der Sitzgruppe und am Eingang) dazu bei, dass die geforderte Temperaturdifferenz von 35 Kelvin – von –15 auf +20 Grad Celsius – in 3 Stunden und 50 Minuten erreicht wird; die Unterschiede zwischen den einzelnen Fühlern sind indes beträchtlich.
Während in der Mitte und vorne im Fahrzeug die Werte bei 20 und 21 °C liegen, zeigen die Messpunkte im Heck am Ende 15 °C an. Ähnliche Werte werden an den optionalen Messpunkten "Bett Mitte" (im Heck) und "Boden vor Küche" erreicht. Die wärmste Stelle liegt in der Nähe des Ausströmers im Einstieg bei 24 °C; die tiefste Temperatur zeigt das Thermometer am Boden des Fahrerhauses: knapp 10 °C.
Der Testlauf wird später noch mit der leistungsstärkeren Combi 6 wiederholt. Dabei wird die geforderte Aufheizung bereits nach 2 Stunden und 12 Minuten erreicht. Auch wenn der Etrusco die Normkriterien für die Aufheizung erfüllt, zeigen die Testerkenntnisse und gewonnenen Daten dem Hersteller Potenzial für Verbesserung und bauliche Anpassungen. Auch sind sie ein Hinweis für Wintercamper, die Isolation mit Dämmmatten vor den Hecktüren und auf dem Boden im Cockpit wirksam optimieren zu können. © Promobil
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