Duisburg - Ein Zeitungsabo, ja. Ein Streamingdienst-Abo, okay? Aber ein Auto-Abo? Auch das geht seit einiger Zeit. Aber was steckt hinter solchen Angeboten? Und für wen lohnen sie sich? Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom "Center Automotive Research" (CAR) und Simone Bueb von der Verbraucherzentrale Bayern geben Antworten.

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Was ist ein Auto-Abo?

Beim Auto-Abo, das auch unter dem Begriff "Auto-Subscription" angeboten wird, zahlt man für die Nutzung eines Autos einen Monatsbetrag. Darin sind dann alle Kosten wie Versicherung, Steuern und Wartung eingeschlossen. Nicht eingeschlossen sind Treibstoffkosten. Oft verlangen Anbieter noch eine Art Startgebühr.

Was ist der Unterschied zum Leasing?

Beim klassischen Finanz-Leasing wird eine monatliche Leasingrate für die Nutzung des Autos fällig und nach einem vorher vertraglich festgelegten Zeitraum wird das Fahrzeug zurückgegeben. Kosten wie Versicherung, Steuern, Wartung müssen zusätzlich bezahlt werden. Manche Leasingverträge bieten nach Vertragsablauf eine Kaufoption. Diese gibt es beim Auto-Abo nicht.

Welche bekannten Hersteller sind an Bord?

Nahezu alle großen Autohersteller Deutschlands bieten Auto-Abos an. Dann gibt es Händler-basierte Plattformen und Anbieter mit eigenen Fahrzeugbeständen und eigener Logistik. Abos werden auch von klassischen Autovermietern wie Sixt angeboten. Die Angebote dort ähneln aber mehr einer Langzeitmiete, denn Kunden haben weniger Möglichkeiten bei der Wahl der Ausstattung oder der Motorisierung.

Was muss man bei den diversen Vertragsmodellen wissen?

Grundsätzlich werden Vertragslaufzeiten ab einem Monat angeboten. Aber diese Flexibilität ist nicht umsonst. Denn kürzere Laufzeiten sind in der Regel teurer als längere Laufzeiten.

Auf welche Kostenfallen sollte man vor Abschluss noch achten?

Simone Bueb weist auf eine Kilometerbeschränkung hin, weil eine Überschreitung teuer werden kann. Manchmal sind Fahrten ins Ausland begrenzt oder gar nicht erst erlaubt. Und es gibt Altersgrenzen. Das gilt nicht nur für Fahranfänger, sondern auch für ältere Fahrer, oft ab 70 oder 75 Jahren je nach Vertrag. Will der Kunde das Auto während der Abo-Zeit wechseln, zahlt er manchmal eine Wechselgebühr.

Für wen sind Auto-Abos geeignet?

Wer Flexibilität schätzt und bereit ist, dafür einen Aufpreis zu zahlen, ist beim Auto-Abo richtig. Auch für Saisonfahrer, die beispielsweise nur im Winter ein Auto benötigen und im Sommer lieber das Fahrrad nehmen, ist das Abo geeignet, sagt Prof. Dudenhöffer.

Positiv findet Verbraucherschützerin Simone Bueb, dass die Lieferung nach Vertragsabschluss meistens recht schnell geht. Das erhöht die Flexibilität.

Für wen ist das Abo eher nichts?

Für Fahranfänger ist das Auto-Abo eher ungeeignet, da viele Anbieter verlangen, dass man den Führerschein mindestens seit drei Jahren besitzt. Für Autofahrer, die viele Jahre unfallfrei gefahren sind und einen hohen Schadensfreiheitsrabatt haben, kann das Abo nachteilig sein, weil bei der Versicherungsberechnung nur ein durchschnittlicher Schadensfreiheitsrabatt zugrunde gelegt wird, erklärt Dudenhöffer.

Er hält das Auto-Abo weniger geeignet für alle, die auf individuelle Ausstattung oder besondere Lackierung Wert legen. Denn die meisten Anbieter bieten lediglich Fahrzeuge mit Standardausstattung. "Wenn man täglich ein Auto braucht - auf lange Sicht gesehen - dann ist man sicher besser aufgehoben beim Leasing oder beim Kauf", sagt Verbraucherrechtsexpertin Simone Bueb.

Was kostet das eigentlich?

Es gibt etliche Angebote und Anbieter. Der Preis richtet sich auch nach Laufzeit und Laufleistung. Drei Beispiele aus einer Abfrage bei einem großen Vergleichsportal:

- 299 Euro im Monat für einen Ford Fiesta mit 500 Kilometern pro Monat und 36 Monaten Laufzeit

- 541 Euro im Monat für einen Skoda Karoq Active mit unbegrenzten Kilometern und 12 Monaten Laufzeit plus 189 Euro Lieferkosten

- 797,40 Euro im Monat für einen Renault Mégane E-Tech Evolution mit 1250 Kilometern im Monat und flexibler Vertragslaufzeit mit monatlicher Kündigungsfrist.

Wie erkennt man ein gutes Angebot?

Auch um Durchschnittsinteressenten mit noch wenig Erfahrung einen Überblick zu verschaffen, hat CAR den Auto-Abo-Faktor entwickelt. Mit dessen Hilfe soll sich ein gutes Angebot erkennen lassen. Demnach wird ein Angebot günstig, wenn der Monatsbetrag weniger als zwei Prozent des tatsächlichen Autokaufpreises beträgt. Berücksichtigen sollte man eventuelle Händlerrabatte oder Startgebühren. Wichtig ist auch, beim Vergleich mit gleicher Freikilometerzahl zu rechnen.

Simone Bueb rät, Angebote sehr genau zu vergleichen, die Geschäftsbedingungen zu studieren und auf versteckte Kosten zu achten.

Ist das Auto-Abo ein Modell mit Zukunft?

Das Auto-Abo wird das Autogeschäft dramatisch verändern, glaubt Ferdinand Dudenhöffer: "Händler werden in der Zukunft nicht mehr in dem Ausmaß gebraucht wie heute, weil die Kosten des Autohauses zu hoch sind".

Der Experte sieht im Abo ein zentrales Konzept für den digitalen Vertrieb. Denn es wird der Branche ermöglichen, Autos mit einem Bruchteil der derzeitigen Vertriebskosten zu vermarkten und günstiger anzubieten.

Auto-Abos sind demnach auch langfristig attraktiv, weil das sogenannte "Restwertrisiko" vom Anbieter übernommen wird. Das heißt, ist der Wert des abonnierten Autos auf dem Gebrauchtwagenmarkt drastisch gesunken, bedeutet das keinen Wertverlust für Abonnenten, weil sie das Auto nach Ende der Vertragslaufzeit einfach zurückgeben.

Kann ein Auto-Abo die Verbreitung von E-Autos begünstigen?

Ein Auto-Abo für ein Elektroauto, das fast alle Anbieter im Programm haben, schafft eine kostengünstige und bequeme Gelegenheit, ein E-Auto auszuprobieren. Besonders in Bezug auf Fragen wie Reichweite, Ladenetz oder der Nützlichkeit einer Wall-Box-Installation in der eigenen Garage können Abonnentinnen und Abonnenten Erfahrungen sammeln. Das Auto-Abo fungiert hier als eine Art Praxistest.  © dpa

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