Die britische Firma Boreham Motorworks bringt eine Neuauflage der ersten Generation des Ford Escort. Der technisch modernisierte Nachfahre kommt mit reichlich Power und in limitierter Auflage.
Mit über 33 Jahren Bauzeit hat der Escort bei Ford eine Ära geprägt. Nachdem der Nachfolger Focus Ende der Neunzigerjahre erfolgreich das Erbe des Kompaktmodells angetreten hatte und nun auch schon 26 Jahre gebaut wird, ist der Escort allerdings ein wenig in Vergessenheit geraten. Doch nun tritt Boreham Motorworks an, dies zu ändern. Die Briten haben mit Ford eine Markenlizenzvereinbarung getroffen und bringen eine Restomod-Neuauflage des Escort auf den Markt, wobei die einzelnen Exemplare dank Ford sogar zeitgenössische Fahrgestellnummern erhalten.
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Boreham konzentriert sich dabei auf die erste, ab 1967 gebaute Generation, die aufgrund ihres charakteristischen Kühlergrills als Hundeknochen-Escort bekannt ist. Als Basis dient für den neuen Escort keine alte Karosserie, die aufgearbeitet wird, sondern ein komplett neues Blechgerippe, das mit modernsten Fertigungsmethoden hergestellt und punktuellen Verstärkungen aufgewertet wird. Um das Zielgewicht von 800 Kilogramm zu erreichen, bestehen die Motorhaube, weitere Karosserieanbauteile sowie die komplette Innenausstattung aus Carbon. Maximal 150 Exemplare des neuen Escort werden gebaut.
Rennwagen und Sportversionen als Vorbild
Es bleibt bei den klassischen Dimensionen und Formen, wobei der Boreham-Escort auf die dicken Kotflügelbacken der RS-Version setzt, dafür aber auf Stoßfänger an Front und Heck verzichtet. Die Briten werden sowohl Rechts- als auch Linkslenker bauen.
Als optische und technische Orientierung dienen die besonders sportlichen Escort-Varianten. Darunter die Rennversionen, die mit Doppel-Nockenwellen-Vierzylinder (Escort TC, also "Twin-Cam") und Formel-2-Motoren (nach Gruppe-5-Reglement) sehr erfolgreich auf Rallyepisten und Rundstrecken unterwegs waren. Und natürlich der RS 2000, mit dem Ford den Escort Mk1 zum Ende seiner Karriere krönte. Dessen Zweiliter-Vierzylinder erreichte damals 100 PS, und ein Viergang-Schaltgetriebe schickte die Power Richtung Hinterräder.
Statt runder gibt es in der Frontmaske nun eckige Leuchten, die mit LED-Technik arbeiten und sich durch vier Tagfahrlicht-Elemente auszeichnen. Die Optik ist eine Hommage an frühere Rennwagen, die meist mit kreuzförmigen Streifen auf ihren vorderen Leuchten unterwegs waren. Ein schmaler Lichtstreifen dient als Rahmen der modernen Scheinwerfer. Auch am Heck ersetzen moderne LED-Einheiten die alten Leuchten.
Reine Verbrenner klassischer Machart
Auf der Antriebsseite bietet Boreham zwei Motorvarianten an – beides reine Verbrenner klassischer Machart. Basistriebwerk ist ein auf 1.845 Kubikzentimeter aufgebohrter Twin-Cam-Vierzylinder mit Einspritzung, der es auf 185 PS bringt. Geschaltet wird hier per Viergang-Getriebe. Power-Freunde greifen zum komplett neu aufgebauten 2,1 Liter großen Vierzylinder-Sauger, der nur knapp 85 Kilogramm auf die Waage bringt, bis zu 10.000 Touren drehen darf und dabei bis zu 300 PS abgibt. Die Kraftübertragung übernimmt ein neu konstruiertes Fünfgang-Sportgetriebe.
An der Vorderachse setzen die Briten auf eine komplett neue Geometrie. Hinten kommt eine neue Achse aus Aluminium und Titan, kombiniert mit einem Sperrdifferenzial und neu platzierten Dämpfern, zum Einsatz. Ein speziell abgestimmtes Gewindefahrwerk optimiert die Straßenlage. Auf elektronische Fahrdynamiksysteme verzichtet der Escort komplett – kein ABS, kein ESP, keine Traktionskontrolle. Eine Servo-Unterstützung für Lenkung und Bremse fehlt im Restomod-Escort ebenfalls. Schon im Vorfeld stellte Boreham klar, dass im Escort "modernste Technik mit dem unverfälschten Fahrspaß der ursprünglichen Rallye-Sport-Ikonen" kombiniert werden. "Wir entwerfen für die Straße, nicht für den Laufsteg", sagte folgerichtig Iain Muir, CEO der Boreham-Muttergesellschaft DRVN Automotive Group.
Unter den Kotflügelbacken stecken 15-Zoll-Alufelgen – optional sind auch Magnesium-Räder zu haben -, die vorn von 205/50er-Pneus und an der Hinterachse von 225/50er-Reifen überspannt werden. Dahinter stecken vorn 260er-Scheiben mit Vierkolbenzangen und hinten 264er-Discs mit Zweikolbenzangen.
Schalensitze und Überrollkäfig
Das Interieur punktet mit Schalensitzen und einem Überrollkäfig. Im Fond gibt es nur eine Helmablage. Oberflächen aus Alcantara, Leder und Carbon führen zu einem Motorsportambiente. Für ein stets optimales Innenraumklima sorgen eine Klimaanlage sowie ein optimiertes Belüftungssystem, das über Drehknöpfe gesteuert wird. Das tief geschüsselte Dreispeichen-Lenkrad ist airbagfrei, die Anzeigen setzen weiter auf analoge Rundinstrumente. Weitere Funktionen sind klassischen Kippschaltern zugeordnet. Lediglich das Radio im DIN-Schacht der Mittelkonsole macht mit seiner Smartphone-Einbindung Zugeständnisse an die Moderne.
Marktstart und Preis
Seinen ersten öffentlichen Auftritt soll der Boreham-Escort im Sommer 2025 feiern. Die Fertigung soll im dritten Quartal 2025 starten. Vorbestellungen nimmt Boreham aber bereits ab sofort entgegen. Käufer müssen sich allerdings auf Preise ab 295.000 Pfund (umgerechnet rund 358.000 Euro) einstellen. Dafür gibt es dann aber auch eine Garantie über zwei Jahre oder 20.000 Meilen (rund 32.000 km). Boreham plant übrigens obendrein eine Neuauflage des Gruppe-B-Sportwagens Ford RS 200. © auto motor und sport
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