Beide lassen rein optisch vermuten, dass sie sogar sanfte Geländeeskapaden besser wegstecken, als manch ein Edel-SUV. Trügt der Schein? Wie ist es um die Haltbarkeit bestellt?

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Der Dacia Duster (Typ SR, seit 2018) im Detail

Wieder etwas, das Sie sicher schon oft gelesen haben: Das Konzept Dacia funktioniert durch gekonntes Wiederaufwärmen bewährter Renault-Komponenten. Das ist nicht unrichtig, verfehlt aber völlig den Punkt. Zum Einen besitzt das Dacia-Portfolio längst nicht mehr nur vorsintflutliche Technik, zum anderen sind die Modelle mit sehr viel Köpfchen entwickelt und zur Zweckdienlichkeit hin optimiert. Haarsträubende Renault-Bedienungen sind ihnen ebenso fremd wie unzweckmäßig geformte Karosserien. Das trifft es viel eher.

Die Stärken des Duster

So bietet auch der Duster als Verkaufsschlager der Marke ein enorm schlüssiges Gesamtpaket. Außen ein gefällig-modischer SUV-Look, innen viel Platz, ein richtig großzügiger Kofferraum (445 Liter) und im Bug ein modernes Motorenportfolio mit durchaus beständiger Technik. Kurze Überhänge, große Räder, viel Bodenfreiheit und optionaler Allradantrieb ab 109 PS sorgen überdies für ein echtes Portiönchen Geländekompetenz, was Kollege Patrick Lang erst kürzlich auf die Probe stellte.

Noch ein Plus für Technikverliebte: Dank der großen Motorenpalette besteht die Wahl zwischen sparsamen Dieselmotoren, modernen Turbo-Direkteinspritzern und altmodisch-unzerstörbaren Saugbenzinern, auf Wunsch sogar mit werkseitiger Gasanlage. So finden auch Langzeitbesitzer den richtigen Antrieb.

Und wo genau liegt der Verzicht? Nun, gespart wurde vornehmlich da, wo's nicht zu sehr wehtut. Weiche Verwöhnkunststoffe gibt's ebenso wenig wie einen samtig ausstaffierten Laderaum, elektrische Sitze oder ein spaciges Digital-Kombiinstrument. Farbiges Infotainment mit Smartphone-Spiegelung gibt's zwar, aber nur im Dacia-Standardformat, welches immer ein wenig an Nachrüstradios erinnert. Trotzdem: Nichts davon bedeutet echte Einschränkungen.

Die Schwächen des Duster

Die Sparauto-Konnotation, mit der Dacia hierzulande bekannt wurde, gilt nicht mehr. Billige Preise für anspruchslose Kost galten höchstens noch für den ersten Duster, der von 2010 bis 2018 gebaut wurde. Das aktuelle Modell ist einerseits viel hochwertiger und andererseits nicht mehr wirklich billig. Der weitaus größte Teil ging nördlich der 20.000-Euro-Marke an die Erstbesitzer. Gute Gebrauchte beginnen bei 11.500 bis 12.000 Euro. Das sind zwar nach heutigen Maßstäben gute Preise, doch erfordern sie eine minimal kritischere Betrachtung der Wertigkeit.

So gesehen dürften die Materialien im Innenraum doch eine Idee nobler sein, das Infotainment weniger fummelig und die Geräuschdämmung etwas üppiger. Das hohle "Plonk", mit dem die Türen ins Schloss fallen, mag die meisten nicht stören. Viele gleich teure Gebrauchtwagen können das aber besser. Dennoch wiederholen wir den Schlusssatz des letzten Kapitels: Nichts davon bedeutet echte Einschränkungen.

Die Haltbarkeit des Duster darf trotz kleiner Nickeligkeiten, die für wenig Geld zu beheben sind, als gut bezeichnet werden. Trotz der kostensparenden Machart kennt er kaum Krisenherde. Genaueres finden Sie übrigens in der großen Gebrauchtwagenkaufberatung zum Duster:

Der Ford Ecosport (Typ JK8, 2012 bis 2022) im Detail

Mit den kleinen Schwächen des Dacia beginnt der Steckbrief des Ford, der in vielen Belangen den Konterpart zum Dacia darstellt. Der in Thailand und Rumänien gebaute Ecosport kam 2012 auf den Markt, wurde aber 2017 umfangreich runderneuert. Seitdem trägt er sein Ersatzrad nicht mehr außen an der seitlich angeschlagenen Heckklappe und auch der Innenraum wurde in allen Belangen an den Markenstandard angepasst. So wirkt der Ford richtig wertvoll.

Hauptmerkmal des Ecosport ist seine Kompaktheit mit nur 4,02 m Länge ist er rund 17 Zentimeter kürzer als der Dacia. Mit 321 Litern fällt auch sein Stauraum kleiner aus als der des Dacia. Zur Ehrenrettung sei jedoch gesagt, dass das Ladeabteil im Ford dank niedriger Ladekante und ebenem Boden sehr gut nutzbar ist. Durch die aufrechte Sitzposition wirkt der Fahrgastraum angenehm luftig. Dass die handlichen Maße jedoch auch mit Nachteilen verbunden sind, erklären wir bei den Schwächen. Eine ausufernde Motorenvielfalt gibt's beim Ecosport nicht. Allradantrieb war ausschließlich für den 125-PS-Diesel erhältlich und ist heute entsprechend selten.

Die Stärken des Ford Ecosport

Als Neuwagen war der Ecosport äußerst selbstbewusst eingepreist – da sind seine Gebrauchtpreise, die für gute Exemplare bei rund 10.000 Euro beginnen, schon deutlich besser verdaulich. Für dieses Geld gibt es serienmäßig das äußerst handliche Format, was nach dem Großeinkauf auf dem überfüllten Supermarktparkplatz wirklich großartig funktioniert, und besagte Innenraum-Updates ab dem 2017er-Facelift. Die umfassen angenehme Materialien für Sitze und Cockpit, sowie das moderne und gut nutzbare Ford-SYNC-Infotainment mit allerlei moderner Funktionalität. Hier kommt es zwar öfters mal zum Software-Schluckauf, den Ford aber beflissentlich mit Updates in den Griff bekommt. Fürs Geld erwarten einen im Netz übrigens öfter als beim Dacia gehobene Ausstattungsniveaus, die das Leben schöner machen. Zuletzt gibt es noch ein Lob für die beinahe ausschließlich verbauten Ecoboost-Dreizylinder. Die kleinen Benziner sind laufruhig, relativ sparsam und angenehm kräftig im Antritt.

Die Schwächen des Ecosport

Wie beim größten Teil der noch immer aktuellen Ford-Gebrauchtwagen bergen diese Motoren das enorme Risiko eines wirtschaftlichen Totalschadens, wenn aufgrund der Verwendung einer falschen Ölsorte der Zahnriemen Probleme bereitet. Der läuft nämlich im Ölbad und kann von falschen Ölen chemisch angefressen werden. Dann kommt es im Extremfall zu einem Riss, der dann einen letalen Ventilsalat zur Folge hat, oder die Ölpumpe setzt sich mit abgelösten Gummipartikeln zu, sodass irgendwann keine ausreichende Schmierung mehr besteht – das führt ebenfalls zum Exitus. So ist das absolute Muss beim Kauf eines Ecoboost-Ecosports die lupenreine Historie, die Ihnen die richtige Durchführung aller Ölwechsel garantiert. Wir erklären es genau in der großen Fiesta-Kaufberatung:

Leider geht die Mäkelei noch etwas weiter: Wie gesagt, birgt das superhandliche Format auch Tücken. Schmale Spur, kurzer Radstand und ein hoher Schwerpunkt, dazu die relativ komfortable und somit weiche Federung: das fährt erwartungsgemäß nicht allzu souverän ums Eck. Wer innerstädtisch seine Haken schlägt, wird sich nicht daran stören. Flotte Landstraßenkurven, erst recht auf welligem Untergrund, bringen den kleinen Ford aber arg ins Schunkeln. Das ESP fängt allzu ausuferndes Geschwappe zwar wieder ein, sodass keine Gefahr besteht, ein richtig gutes Gefühl will sich dabei aber nicht einstellen. Das verstärkt sich mit zunehmendem Fahrwerksverschleiß eher noch. Dass eine Anhängerkupplung noch nicht mal optional lieferbar war erscheint so beinahe wie eine Sicherheitsmaßnahme.

Kaufvergleich: Welchen nehmen?

Für Autofahrer, die mit Begeisterung zur Materie am Werk sind, ist die Entscheidung glasklar: Der Dacia ist das besser gemachte Auto – auch mit Hartplastik und Fummel-Radio. Er bereichert das Leben mit sorgenfreier Technik und großen Nutzungsreserven. Dafür spricht auch der gute Werterhalt, sowohl als Erfolgsindiz, wie auch aus beruhigendes Polster, sollte der Wagen doch in absehbarer Zeit verkauft werden.

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Die Preiskurve des Fords besitzt dasselbe Gefälle wie bei anderen Autos, die keine herausragenden Fähigkeiten besitzen. Das macht ihn schön günstig. Durch sein Format als idealer Zweitwagen für Einkauf und Kindergarten-Tour entsteht ein empfehlenswertes Gesamtpaket, aber nur wenn der Zahnriemen gesund ist.  © auto motor und sport

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