Es mutet ziemlich abenteuerlich an, ein Fahrzeug, dessen zentrale technische Daten 1.200 PS, maximal 1.200 Newtonmeter und 1.200 Kilogramm Leergewicht lauten, mit einem Motorradlenker beherrschen zu müssen. Doch genau das ist die Konsequenz für jene Menschen, die sich einen Engler V12 kaufen. Beim neuen Modell der auf derartige Nischenfahrzeuge spezialisierten britischen Edelschmiede Engler Automotive handelt es sich um ein sogenanntes "Super Quad" und den Nachfolger der bisherigen Modelle Engler FF und Desat (siehe Video unter diesem Absatz), mit denen Viktor Engler und Gefolge bereits in vierstellige Leistungsdimensionen vorgestoßen waren.
Video: Im Video: Engler Super-Quad vorgestellt
In den beiden Vorgängermodellen kamen jene V10-Motoren zum Einsatz, die den Lamborghini Huracan und dessen deutschen Mittelmotor-Sportwagen-Ableger Audi R8 befeuerten. Das neue Aggregat weist also zwei zusätzliche Brennräume auf, wobei die Identität des Herstellers noch geheim bleibt. Sie soll erst innerhalb der nächsten zwölf Monate bekannt gegeben werden. Klar ist, dass es auch etwas harmlosere Saugmotor-Versionen des Engler V12 geben soll. Los geht's bei 700 bis 800 PS, wobei die eingangs genannten Werte wohl von einer aufgeladenen Triebwerksversion erreicht werden. Das hauseigene und weniger als 30 Kilogramm schwere Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe hat Engler Automotive zusammen mit der Technischen Universität der slowakischen Stadt Kosice entwickelt.
Mischung aus Quad und Hypercar
Beim Chassis handelt es sich um ein titanverstärktes Carbon-Monocoque, das vorn und hinten Hilfsrahmen aus Titan und Chrom-Molybdän aufweist. Klingt mehr nach einer typischen Supersportwagen-Bauweise als nach einem Quad, aber die im Zentrum fehlende Karosserie und die Anordnung der auf die jeweilige Kundschaft maßgeschneiderten sowie elektrisch verstellbaren Ledersitze (zwei hintereinander) spricht eher für Letzteres. Als Cockpit dient eine kleine Instrumententafel, die aus zwei leicht nach innen gedrehten Touchscreens besteht. Apple-Smartphones lassen sich über Carplay in das Infotainment-System einbinden. Alle Bedienelemente gruppieren sich rund um die beiden Griffe, deren Funktionsweise jenen eines klassischen Motorrads oder Quads entspricht.
Die Windschutzscheibe des Engler V12 lässt sich in der Höhe verstellen. Vorder- und Hinterwagen verfügen über so etwas wie eine – wenn auch jeweils sehr offenherzige – Karosserie, die Räder stecken jeweils unter ausladenden Kotflügeln. Laser-LED-Scheinwerfer und klassische LED-Rückleuchten gibt es ebenso wie einen Überrollbügel, der hinten in ein Heck ausläuft. Auf einen Heckflügel verzichtet Engler; stattdessen verteilt der Hersteller mehrere aktive Aerodynamikelemente über die Karosserie. Der Motor befindet sich über der Hinterachse und wird über große seitliche und in zwei Bereiche geteilte Lufteinlässe mit dem nötigen Sauerstoff versorgt. Unter zwei weit nach innen versetzten Ovalendrohren, die das Ende der vollständig mit Keramik überzogenen Titan-Abgasanlage markieren, sitzt ein Diffusor.
Fahrwerk, Bremsen, Räder – maßgeschneidert
Beim Fahrwerk des V12 setzt Engler auf 3D-gedruckte Doppel-Querlenker aus Aluminium und Titan, die mit Schraubenfedern und elektronisch gesteuerten Dämpfern kooperieren. Die Bremsanlage baut die Truppe auf Basis von Brembo-Komponenten. Vorn verzögert das Super-Quad mit 410 Millimeter großen Carbon-Keramik-Scheiben und Sechskolben-Festsätteln, während hinten 390-Millimeter- sowie Vierkolben-Pendants zum Einsatz kommen. Die 20-Zoll-Schmiedefelgen aus Magnesium stammen vom Spezialisten SMW Racetech und tragen Reifen des Typs Michelin Pilot Sport Cup 2. Die Pneus kommen vorn im Format 245/30 R20 zur Anwendung; die hintere Dimension lautet 305/30 R20.
Wann der Engler V12 auf den Markt kommen soll, steht bisher nicht fest. Gleiches gilt für den Preis. Klar ist, dass auch dieses Super-Quad-Modell ein hochexklusives Vergnügen ist. Bisher produziert das Unternehmen lediglich zehn Fahrzeuge pro Jahr. Diese Zahl soll zwar künftig um 30 Prozent pro Jahr wachsen, doch angesichts der aktuellen Basis bleiben die Sprünge beim Produktionsvolumen selbst bei voller Auslastung überschaubar. © auto motor und sport
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