Eine Spezialfirma für E-Autos nennt Problem-Modelle, aber auch zuverlässige BEV. Die Kostenunterschiede sind enorm und die Batterie nicht das größte Problem.

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Die Spezialfirma EV Clinic aus dem kroatischen Zagreb hat sich auf die Reparatur von Elektroautos – genauer ausgedrückt: deren Hochvolt-Komponenten – spezialisiert. Seit 2010 sind die Spezialisten am Werk und haben Hunderten Kunden wieder zu einem fahrbereiten Stromer verholfen. Sie bezeichnen sich selbst als Unternehmen für "Reverse Engineering". Sprich: Komponenten werden zerlegt, analysiert und, soweit möglich, wieder instand gesetzt, statt wie beim Vertragshändler zu hohen Kosten das gesamte Bauteil zu tauschen.

Mit Tesla groß geworden

Dieser immense Erfahrungsschatz der Kroaten, die vor allem in der Tesla-Community einen hervorragenden Ruf genießen, hat jetzt zu einer Empfehlungsliste der Firma geführt, welche E-Autos besonders zuverlässig sind. Und von welchen man besser die Finger lassen sollte. Mit einem Mythos räumt EV Clinic gleich zu Beginn auf: Um die teure Traktionsbatterie sollte man sich beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos die wenigsten Sorgen machen; andere Komponenten sind früher am Ende. Und das nach teils sehr geringen Laufleistungen.

Vier Problemfelder bei Elektroautos nennt EV Clinic in folgender Rangfolge: der Antriebsmotor, der Onboard-Lader, der DC/DC-Gleichspannungswandler und erst zum Schluss die Traktionsbatterie. Für die Antriebsbatterie nennen die Experten eine durchschnittliche Dauer von wenigstens zehn Jahren, bevor größere Probleme auftreten. Hingegen haben die Techniker Modelle ausgemacht, bei denen die Elektromotoren schon nach weniger als 50.000 Kilometern den Geist aufgeben.

Bevor wir uns den Details widmen, muss das Thema aber eingeordnet werden. Die Erfahrungswerte von EV Clinic beziehen sich naturgemäß auf ältere Modelle aus der Pionierzeit der Elektromobilität, die von Kunden zur Reparatur eingeliefert wurden. Rückschlüsse auf aktuelle Modelle oder ganze Marken lassen sich nicht ohne weiteres ziehen, weil teilweise selbst in einer laufenden Serie wichtige Komponenten gegen neue, möglicherweise verbesserte Technik ausgetauscht werden. Eine statistische Relevanz haben die Beurteilungen der aufgeführten Modelle auch deshalb nicht, weil die Fallzahlen sehr unterschiedlich sind. EV Clinics hatte sich ursprünglich auf Tesla-Modelle spezialisiert und dort entsprechend die größten Stückzahlen instand gesetzt.

Tesla

Deshalb auch gleich zu Tesla und den Empfehlungen. Als "mäßig empfehlenswert" bezeichnet EV Clinic die Modelle S 60, 70, 75, 85, 90 und alle Performance-Modelle (PxxD), deren hinterer LDU-Motor als fehleranfällig bezeichnet wird. In den Modellen 3 und Y SR, LR und P seien die dort verwendeten SDU-Motoren hingegen sehr langlebig. Auf Batterieseite problematisch seien die ersten Baureihen des Model 3 Short Range mit NMC-Zellen. Hingegen ließen sich Model 3 und Y ansonsten empfehlen. Die Motoren seien gut für eine halbe Million Kilometer ohne Auffälligkeiten, die Batterien für 300.000 Kilometer ohne schwerwiegende Fehler. Und selbst danach sei die Reparatur des Akku-Pakets verhältnismäßig einfach und günstig. Für ältere Model S und X wird jedoch eine Überarbeitung des Batteriegehäuses empfohlen, um Wassereinbruch zu verhindern.

Hyundai Ioniq 28 kWh

Für die frühen Ioniq-Modelle der ersten Generation rechnet EV Clinic mit einer hohen Zuverlässigkeit; diese Baureihe wurde noch nie bei den Experten instand gesetzt. Das Akkusystem beurteilen die Techniker als langlebig und hochwertig, empfehlen lediglich einen vorbeugenden Wechsel des Differenzialgetriebeöls.

VW E-Golf

Den Elektro-Golf werten die Kroaten als "sehr zuverlässig", unterscheiden dabei jedoch nicht zwischen den zwei Generationen mit unterschiedlichen Motoren und Akkus. Immerhin drei Motorschäden verzeichnet EV Clinic in der eigenen Reparaturstatistik. Mit einfachen Ausfällen des Batteriesystems sei zwischen 150.000 und 250.000 km zu rechnen, wobei die Reparaturkosten zwischen 800 und 2.500 Euro liegen. Für den E-Golf entwickelt EV Clinic nach eigenen Angaben gerade einen Tausch-Akku, weil die Instandsetzung eines stark beschädigten Akkus schwer möglich ist und eine neue Batterie als Original-Ersatzteil extrem teuer sei.

VW E-Up, Škoda Citigo E, Seat Mii Electric

Das Drillingspärchen aus dem Volkswagen-Konzern bekommt bei EV Clinic ein gutes Zeugnis ausgestellt und wird als "außergewöhnlich zuverlässig" bezeichnet. Erst zwei Reparaturen verzeichnen die Techniker: ein durch Blitzschlag/Überspannung defekter Onboard-Lader und ein mechanischer Fehler, der das Ladesystem blockierte. Als Hauptnachteil wird die kleine 18,7-kWh-Batterie der ersten Generation bezeichnet, die speziell im Winter nur wenig Reichweite bereitstellt.

BMW i3

"Eines der besten kleinen Stadtautos, das je gebaut wurde", so bezeichnet EV Clinic den Elektro-Pionier BMW i3. Besonders gelobt werden die niedrigen Ersatzteilpreise und die Reparaturfreundlichkeit des Akkus. Ein Manko sei dagegen der nicht reparierbare Antriebsmotor, der bei einem Defekt komplett getauscht werden müsse. Die Laufleistung, ab der die Defektanfälligkeit dieses Motors steigt, gibt die Firma mit 200.000 Kilometern an.

Kia Soul EV

Der kantige Crossover-Minivan von Kia gehört bei den E-Mobilen ebenso zu den Vorreitern und war entsprechend oft bereits bei der EV Clinic in Behandlung. Häufigstes Problem bei diesem Modell war das Batteriesystem. Problematisch dabei ist die schlechte Ersatzteil-Verfügbarkeit der verbauten Pouch-Batteriezellen, weshalb bei der Reparatur auf Spenderbatterien aus Schlachtfahrzeugen zurückgegriffen wurde. EV Clinic empfiehlt den Soul nur bei einer nachweislich gut erhaltenen Batterie und einem sehr niedrigen Kaufpreis (hierbei handelt es sich um die Generation von 2014 bis 2019).

Mercedes B Electric Drive W246

Die erste elektrische B-Klasse lobt EV Clinic vor allem wegen der verbauten Technik aus dem Tesla Model S 85. Bei diesem Modell empfehlen die Experten eine vorbeugende Wartungs-Reparatur am Motor, da dieser mit hoher Laufleistung unter einer Kühlmittelundichtigkeit leiden kann. Den Akku bezeichnen die Kroaten als leicht reparierbar und den B 250 ED insgesamt als Favoriten in der Kompaktklasse.

Renault Zoe Q210

Die erste Elektro-Zoe mit dem von Continental entwickelten Antriebsmotor wird von EV Clinic als "unglaublich zuverlässig" bezeichnet – das gilt zumindest für Batterie und Antriebsmotor. Nicht dagegen für das Onboard-Ladegerät, das die Techniker als "empfindlich" und "unfertiges Halbprodukt" bezeichnen. Eine Wartung/Instandsetzung des Ladegerätes schlägt bei EV Clinic mit 800 bis 1.000 Euro zu Buche. Das Nachfolgemodell R240 mit dem Renault-Motor wird dagegen nur bedingt empfohlen, speziell wegen des unzugänglich montierten und nur zeitaufwändig (und daher mit hohen Arbeitskosten) instand setzbaren Motors.

Smart EQ 453

Während der Vorgänger Smart ED 451 aus Mercedes-Entwicklung von EV Clinic als "wahres Meisterwerk" gefeiert wird, das bei Defekten einfach und kostengünstig repariert werden kann, lassen die Experten am Nachfolger Smart EQ 453, der aus der Kooperation mit Renault stammt, kein gutes Haar. "Eines der schlechtesten Autos, das jemals produziert wurde", lautet das wenig versöhnliche Fazit. Das Batteriesystem selbst sei zwar zuverlässig, hingegen der Motor bereits nach rund 50.000 Kilometern ausfallgefährdet. Außerdem könne der defektanfällige DC-DC-Wechselrichter nicht repariert, sondern nur gegen ein teures Originalteil für rund 5.000 Euro Ersatzteilkosten getauscht werden. Den EQ 453 empfehlen die Kroaten nur bei einem Kaufpreis von unter 5.000 Euro oder bei bestehender Garantieverlängerung.

Stellantis-Modelle

Generell schlecht zu sprechen ist die EV Clinic offenbar auf Modelle aus dem Stellantis-Konzern, ohne allerdings zu konkretisieren, welche Generationen (genannt werden unter anderem der elektrische Opel Corsa und der Citroën E-Jumpy) bei den E-Speziallisten in Ungnade gefallen sind. Kritisiert werden hier in erster Linie die schlechte Reparierbarkeit, unzuverlässige Motoren sowie Ausfälle der Traktionsbatterie trotz "gesunder" Zellen, die wegen Steuergeräte-Fehlern nicht mehr nutzbar sind.

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Doch es gibt auch Autos, die bei EV Clinic gar nicht erst in die Werkstatt kommen. Speziell der Jaguar i-Pace und die erste sowie zweite Generation des Nissan Leaf werden bei den Kroaten nicht "behandelt". Grund dafür sei deren hohe Defektanfälligkeit, schwere Reparierbarkeit sowie sehr hohe Ersatzteilpreise.

In der Bildergalerie zeigen wir den Tesla Model Y in unserem Dauertest über 100.000 Kilometer.  © auto motor und sport

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