Rebike hat sich auf die professionelle Wiederaufbereitung gebrauchter (E-)Bikes spezialisiert. Ganz neu bietet Leasing-Unternehmen BusinessBike die refurbishten Bikes für einen zweiten Zyklus im Leasingmodell an. Was passiert eigentlich genau beim Refurbishment? Und welche Fahrräder haben überhaupt das Potenzial dazu? Diese und viele weitere Fragen hat und Rebike-Mitgründer Sven Erger beantwortet.

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Rebike Mobility wurde 2018 als Start-up von gegründet und hat sich auf den Handel und die Aufbereitung gebrauchter E-Bikes spezialisiert. Mittlerweile haben sie rund 120 Mitarbeitende und vertreiben sie refurbishten Bikes über ihre Plattform sowie Flagship-Stores in München, wo es auch seinen Sitz hat, Frankfurt am Main und Oberstdorf. Jetzt neu, bieten sie in einer Kooperation mit Leasing-Anbieter Business Bike, die refurbishten Bikes wieder im Leasingmodell an.

Von Anfang an dabei ist Firmenmitgründer Sven Erger. Er ist selbst passionierter Rennradfahrer und Mountainbiker – auch bei Rebike ist er in ständigem Kontakt mit der Bike-Branche. Denn dort verantwortet er unter nicht nur das operative Geschäft, sondern auch den Einkauf und den Bereich Produktion & Logistik. Wir konnten ihn für ein exklusives BikeX-Interview gewinnen.

Rebike refurbished (E-)Bikes. Was bedeutet der Begriff Refurbishment eigentlich? Ist das so etwas wie 'aus alt mach neu'?

Richtig. Wir nehmen vor allem Leasingrückläufer-Fahrräder entgegen und bereiten sie gründlich und professionell auf. Ziel ist, dass das Fahrrad nach dem Refurbishment-Prozess wie neu aussieht. Zunächst wird dafür das Fahrrad tiefengereinigt. Danach folgt eine Vorprüfung durch ausgebildete Mechaniker, das nennen wir Pre-Refurbishment. Dann haben wir genaue Standards definiert: Wann müssen Reifen, Bremsbeläge oder eine Bremsscheibe gewechselt werden? Alle sicherheitsrelevanten und verschlissenen Teile werden ersetzt. Größere Lackreparaturen am Rahmen machen wir jedoch nicht, da wir die Originalfarben der Hersteller nicht haben. Die Gebrauchsspuren kennzeichnen wir aber deutlich auf unserer Produktseite mit hochauflösenden Bildern. Das ist alles transparent.

Werden alle Bikes in den Refurbishment-Prozess aufgenommen?

Fahrräder mit gebrochenem oder verbogenem Rahmen werden aussortiert. Wir überprüfen die Rahmen und wenn sie Schäden aufweisen, bauen wir die Komponenten ab und nutzen sie für andere Räder. Auch Fahrräder mit schweren Beulen im Oberrohr oder gebrochener Schwinge kommen nicht weiter. Defekte Motoren und Akkus ersetzen wir und senden sie beispielsweise zu Bosch, wo sie ebenfalls refurbished werden. Nicht geeignete Fahrräder zerlegen wir komplett. Verwendbare Teile reinigen und wiederverwerten wir, während nicht mehr nutzbare Teile recycelt werden. Reifen und Schläuche gehen an spezialisierte Unternehmen wie Schwalbe, Metallteile werden eingeschmolzen, und Kunststoff sowie Elektronik separat recycelt. Unsere Entsorgung erfolgt durch spezialisierte Recycler, um möglichst viel wiederzuverwerten und zur Nachhaltigkeit beizutragen.

Vor welchen Herausforderungen steht ihr im ganzen Refurbishment-Prozess?

Die größten Herausforderungen sind die Skalierung der Prozesse und die Suche nach qualifiziertem Fachpersonal. Wir bearbeiten jährlich etwa 20.000 E-Bikes, Tendenz steigend. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, rekrutieren wir Mitarbeiter aus anderen Branchen, wie Werkzeugmacher oder Schlosser, und bilden sie in unserer eigenen Academy zu Fahrradtechnikern aus.

Ich stelle mir auch sehr schwierig vor, bei jedem Bike einen anderen Arbeitsprozess zu haben. Ist das auch eine Challenge?

Ja und nein. Unsere Arbeitsprozesse sind stark standardisiert, da wir den Refurbishment-Prozess industrialisiert und digitalisiert haben. Das unterscheidet uns deutlich von einer klassischen Fahrradwerkstatt. Wir haben viele Prozesse ausgelagert und automatisiert, beispielsweise die Felgenzentrierung. Hier nutzen wir einen Automaten, wie ihn auch die Hersteller verwenden, um Felgen in zwei Minuten zu zentrieren. Ein Mechaniker würde dafür etwa 20 Minuten benötigen.

Apropos Akku, wie stellt ihr sicher, dass die Batterien der generalüberholten E-Bikes noch eine ausreichend lange Lebensdauer haben?

Wir prüfen die Batterien gründlich und können den genauen Zustand feststellen. Falls nötig, tauschen wir sie aus. Bosch, unser Hauptlieferant für Motoren und Akkus, garantiert, dass deren Akkus nach 500 Ladezyklen noch 60 bis 70 Prozent Kapazität haben.

Unsere zurückerhaltenen E-Bikes haben meist zwischen 1.500 und 2.500 Kilometer Laufleistung, was etwa 30 bis 50 Ladezyklen entspricht. Das bedeutet, die Kapazität dieser Akkus liegt in der Regel bei über 95 Prozent. Wir lesen die Akkus aus, um die Nutzung und Temperaturbereiche zu überprüfen. Wenn ein Akku oft extremen Temperaturen ausgesetzt war, führen wir zusätzliche Kapazitätstests durch.

Insgesamt sind die Akkus, die wir erhalten, meist in einem sehr guten Zustand, sodass wir sicherstellen können, dass sie eine lange Lebensdauer haben.

Wenn ich ein Bike bei euch kaufe, bekomme ich dann auch eine Liste, auf der draufsteht, was alles ausgetauscht wurde?

Klar, das wird alles protokolliert. Auf unserer Website gibt es bei jedem Bike einen Reiter mit "ausgetauschten Komponenten", dort ist alles gelistet. Ausgetauschte Komponenten, aber auch Kratzer und an welcher Stelle dieser ist.

Wie unterscheidet sich ein generalüberholtes E-Bike von einem gebrauchten E-Bike, das nicht professionell wiederaufbereitet wurde?

Bei Plattformen wie eBay-Kleinanzeigen weißt du nie genau, in welchem Zustand ein gebrauchtes E-Bike ist. Du hast keine Gewissheit über die Pflege, Geschichte oder den Zustand des Fahrrads, und es könnte sogar gestohlen sein. Ein professionell generalüberholtes E-Bike hingegen wurde gründlich geprüft, gereinigt und alle verschlissenen oder defekten Teile wurden nach definierten Standards ausgetauscht. Akku und Motor wurden getestet und gegebenenfalls ersetzt. Du erhältst ein technisch einwandfreies Rad, das wie neu ist und auf dessen Qualität und Sicherheit du dich verlassen kannst.

Wie viel Preis ersparen ist das im Vergleich zu einem neuen Bike?

Die Ersparnis hängt von Marke, Modell und Saison ab, kann aber bis zu 40 % im Vergleich zu einem Neurad betragen. Das bedeutet oft eine Einsparung von 800 bis 1000 Euro oder mehr. Wir bieten zudem zwei Jahre Garantie auf Akku und Motor, die teuersten Teile am Bike, sodass der Kunde abgesichert ist. Sollte innerhalb dieser Zeit etwas kaputtgehen, tauschen wir es kompromisslos aus.

Zusätzlich profitieren viele unserer Käufer von der Herstellergarantie, da viele unserer Räder jünger als zwei Jahre sind. Sollte dies dennoch auftreten, würden wir den Kontakt zum Hersteller herstellen, um eine Garantie zu beantragen. Der Fokus liegt jedoch auf Akku und Motor, da diese die kritischsten Komponenten sind.

Habt ihr vor Ort einen Scanner, in dem ihr die Carbon-Rahmen überprüfen könnt?

Das haben wir nicht. Wir vermessen die Rahmen, um Verformungen festzustellen, und nutzen eine Infrarotleuchte, um Risse zu erkennen. Allerdings haben wir keinen speziellen Scanner, wie ihn einige Hersteller verwenden, um den Rahmen auf kleinste Risse zu überprüfen. Carbon-Rahmen mit offensichtlichen Schäden, wie großen Löchern, werden sofort aussortiert. Rahmenbrüche sind äußerst selten; ich kann mich in den letzten sechs Jahren an keinen Fall erinnern.

Ihr seid nun eine Kooperation mit Business Bike eingegangen, um refurbishte Bikes wieder in den Leasing-Prozess aufzunehmen. Warum habt ihr euch genau für Business-Bike als Partner entschieden?

Wir hatten bereits eine enge Zusammenarbeit mit der PON Gruppe, zu der Business Bike gehört. Über unser Abo-Modell, bei dem wir E-Bikes für 6, 12 und 24 Monate vermieten, beziehen wir unter anderem Fahrräder von PON-Marken wie Focus, Kalkhoff, Gazelle und Cannondale. Dadurch waren wir bereits als zuverlässiger Partner bekannt und hatten gute Kontakte in die Organisation.

Business Bike ist auf uns zugekommen, weil sie wussten, dass wir Fahrräder professionell refurbishen und ein solider Partner sind. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt im letzten Frühjahr haben sie schnell erkannt, dass wir das nötige Know-how besitzen. So entstand die Kooperation, und nun rollen täglich LKWs mit Fahrrädern bei uns ein.

Wenn Business Bike mit der PON-Gruppe zusammenhängt, bedeutet das dann aber auch, dass nur die Bikes im PON-Portfolio dabei sind?

Nein, das hat damit gar nichts zu tun. Business Bike bietet wie Jobrad Leasing-Angebote für den gesamten Fachhandel an. Das bedeutet, der Kunde geht in den Fachhandel und least sein Rad, unabhängig von der Marke oder dem Portfolio der PON-Gruppe.

Wie viele Zyklen traut ihr einem Bike zu?

Das ist eine gute Frage. Zwei Zyklen sind auf jeden Fall realistisch, sonst würden wir es nicht anbieten. Es hängt stark davon ab, wie viele Kilometer das Rad hat, wenn wir es ins Leasing geben. Oft haben wir Leasingrückläufer, die nur drei bis sechs Monate alt sind und kaum Kilometer aufweisen. Diese können sicher drei oder vielleicht sogar vier Leasingzyklen durchlaufen.

Wenn ein Rad nach dem zweiten Leasingzyklus jedoch schon viele Kilometer gefahren ist, würden wir prüfen, ob es sinnvoll ist, es erneut ins Leasing zu geben oder lieber zu verkaufen. Momentan rechnen wir mit drei Zyklen als realistisch, besonders bei sogenannten Störfällen, bei denen Mitarbeiter kündigen und das Rad nach kurzer Zeit und geringer Nutzung zurückkommt. In den nächsten ein bis zwei Jahren werden wir genauere Daten dazu sammeln.

Kommen die Bikes, die zum zweiten Mal im Leasing-Modell wieder zurück zu Euch?

Ja, wir haben mit den Leasinggesellschaften Verträge über eine gewisse Laufzeit, und während dieser Laufzeit nehmen wir die Fahrräder logischerweise wieder zurück. Das gehört zu unserem zirkulären Geschäftsmodell, bei dem wir den Kreislauf schließen und die Fahrräder wieder in den nächsten Zyklus bringen.

In welchen Punkten der Produktion achtet ihr auf Nachhaltigkeit?

Das Recycling habe ich bereits angesprochen. Außerdem ist unsere Waschanlage ist ein spannendes Thema. Die arbeitet autark und nutzt kein Frischwasser. Zwei 3000-Liter-Tanks werden mit Regenwasser vom Dach gefüllt, das biologisch mithilfe von Mikroorganismen gereinigt und wiederverwendet wird. Für die Reinigung eines Fahrrads benötigen wir etwa 10 bis 12 Liter Wasser, was bei Leitungswasser eine erhebliche Menge wäre. Zusätzlich planen wir, Solarkollektoren auf dem Dach zu installieren, um einen Teil des Strombedarfs zu decken. Und klar: wir verwenden ausschließlich biologisch abbaubare Reinigungsmittel.

Ist ein Rebike eine nachhaltige Alternative zu einem neuen E-Bike aus dem Shop?

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Ja, definitiv. Bei Refurbished E-Bikes werden nur bestimmte oder gar keine Teile ausgetauscht. Das erzeugt keinen zusätzlichen CO2-Ausstoß. Die Herstellung eines neuen E-Bikes verbraucht rund 229 Kilogramm, das Refurbishment eines E-Bikes sind es circa 16 Kilogramm CO2, also nur 7% der Emissionen. Das macht es zu einer viel nachhaltigeren Option. Insbesondere jüngere Kunden legen großen Wert auf Nachhaltigkeit und günstiger ist es auch noch. Dieser Trend zur Nachhaltigkeit und Kostenersparnis hat nur Vorteile, besonders wenn man nicht unbedingt das neueste High-End-Modell benötigt.  © Bike-X

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