Dieser 1985er Ferrari Testarossa von Koenig hat es faustdick hinter den breiten Backen. Sein aufgeladener Zwölfzylinder bringt es auf bis zu 1.000 PS. Noch spektakulärer ist der Innenraum.
Den Münchener Tuner Koenig Specials muss man zumindest Auto-Fans der 1980er- und 1990er-Jahre nicht vorstellen. Die breiten Umbauten europäischer Luxusautos waren damals in aller Munde. Zu den bekanntesten Kreationen von Willy König gehörte der Ferrari Testarossa Competition, der dank Turboaufladung zu damals unvorstellbaren Leistungen imstande war. Jetzt wird ein solches Auto versteigert.
Video: Vorstellung: Ferrari Testarossa, 512 TR und F512 M
Dabei trägt dieses 1985er-Modell sogar das Komplett-Paket Evolution II in und an sich, das neben dem extremen Breitbau-Bodykit auch das größte damals erhältliche Motortuning beinhaltet. Der mittig montierte 4,9-l-F113A-Zwölfzylinder-Boxermotor wurde nämlich 1986 mit dem KCE-1000-Turbotronic-Kit von Koenig Specials ausgestattet.
4,9-Liter-Zwölfzylinder mit zwei Turboladern
Der von Haus aus schon kräftige und drehfreudige Motor ist mit zwei KKK-Turboladern, seitlich montierten Ladeluftkühlern, Ölkühlern, externen Turbosmart-Wastegates, einem MoTeC-Motormanagement-System und einer modifizierten Auspuffanlage mit Mittelausgang ausgestattet. Die Kraft wird über ein Fünfgang-Schaltgetriebe und ein Sperrdifferenzial auf die Hinterräder übertragen.
Das Beste am Motortuning: Über einen Boost-Regler auf der Mittelkonsole kann der Fahrer zwischen verschiedenen Leistungsstufen wählen. Dabei verstellt das Dampfrad – auf dem "Boost Control" steht – auf mechanische Weise den Ladedruck der Turbolader über das Wastegate. Die Zahlen unter dem Drehrädchen geben verheißungsvolle Dimensionen an: 600, 750, 900 und 1.000 – Sie können sich denken, wofür diese Nummern stehen.
Knallroter Innenraum
Bei der Optik gab sich Koenig einst ebenso wenig zurückhaltend. Neben den extrem breiten Lufteinlässen muss einen vor rund 40 Jahren vor allem der komplett rot ausgeschlagene Innenraum umgehauen haben. Armaturenbrett, Mittelkonsole, Türen – alles ist mit feinstem Leder bespannt. Die elektrisch verstellbaren Schalensitze sind mit Schroth-Vierpunktgurten mit Koenig-Schriftzug sowie mit einziehbaren Dreipunktgurten ausgestattet. Ein AM/FM-Kassettenradio von Sony ist an Quart-Lautsprecher angeschlossen, und zur weiteren Ausstattung gehören eine Digitaluhr, eine Entfrosteranlage, elektrische Fensterheber, Koni-Stoßdämpfer, H&R-Federn, AP Racing-Scheibenbremsen und mehrteilige 17-Zoll-Leichtmetallräder. 1985 war in dieser Hinsicht nicht mehr möglich.
Allein das lederumwickelte Momo-Lenkrad katapultiert einen in der Zeit zurück. Rechts daneben protzt der Dogleg-Schalthebel mit seinem ersten Gang unten links. Der Tacho geht bis 360 km/h und der Drehzahlmesser bis 10.000/min – beides sicher keine angeberische Übertreibung. Auch Öl- und Ladedruckanzeigen gibt es selbstverständlich in Rot. Eine digitale MoTec-C125-Anzeige befindet sich oben auf der Mittelkonsole, die auch einen sechsstelligen mechanischen Kilometerzähler von Veglia Borletti beherbergt. Der zeigt gerade 17.000 Kilometer an.
Preis noch nicht ikonen-würdig
In Vorbereitung auf den Verkauf soll laut Händler sogar ein nicht ganz banaler Zahnriemenservice durchgeführt worden sein. Angesichts des Seltenheitswerts, des gut erhaltenen Zustands und der geringen Laufleistung ist das aktuelle Gebot von 166.000 US-Dollar noch zurückhaltend. Am 16. Juli endet die Auktion bei "Bringatrailer". Das Auto steht dafür noch in Kalifornien. © auto motor und sport
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