Bereits 2022 hatte Ford jetzt den E-Transit Custom vorgestellt. Zum Jahresende 2023 haben die Kölner den Konfigurator des Ekejtro-Transporters freigeschaltet. Mit der Elektroversion des beliebten Kastenwagens, laut Ford europaweit das meistverkaufte Fahrzeug in seiner Klasse, soll nach dem bislang eher überschaubaren Erfolg des Transit Custom PHEV das Elektrozeitalter mit Wucht Einzug halten. Dafür sollen vor allem technische Details und Leistungsdaten sorgen, die den Ford Transporter gegenüber den E-Transportern anderer Hersteller in Führung bringen könnten.
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Diese Konkurrenz, aktuell hauptsächlich mit den baugleichen Modellen des Stellantis-Konzerns am Start, zeichnet sich bislang mit eher verhaltenen Leistungsdaten aus. Dem will Ford mit dem späten Marktstart offensichtlich ähnlich wie bei dem großen Elektro-Transit mit einem deutlichen Plus an Performance begegnen. Mit dem Basis-Motor, einer 100 kW/136 PS starken Elektromaschine, befindet man sich zwar auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Doch eine zweite Performance-Version, bei der mit 160 kW/217 PS beschleunigt wird, setzt den E-Transit Custom zumindest beim aktuellen Marktangebot an die Spitze der Meute.
Akkus aus dem Ford F-150 Lightning
Auch bei der restlichen "Power" muss sich der Transporter mit bis zu 1.100 Kilo Nutzlast nicht verstecken. Als Fahr-Akku kommt eine Batterie mit der Zelltechnik des US-Pickup Ford F-150 Lightning zum Einsatz, die im Vergleich zur Batterie des großen E-Transit eine um zwölf Prozent höhere Energiedichte erreicht. 74 kWh an nutzbarer Kapazität stehen dabei zur Verfügung, laut Ford ausreichend für eine WLTP-Reichweite von 380 Kilometer.
An Schnellladesäulen nimmt der neue E-Transit Custom ebenfalls schnell Fahrt auf. Der Bordlader kann mit bis zu 125 kW Strom tanken, auch in dieser Hinsicht setzt sich der Ford vor die E-Transporter von Stellantis (Citroën, Fiat, Opel und Peugeot), deren Akku zudem mit 69 kWh netto eine geringere Kapazität aufweist. In beiden Leistungsvarianten liefert der E-Motor ein maximales Drehmoment von 415 Newtonmeter ab, abermals ein Klassenbestwert. Grund genug für Ford, dem E-Transit Custom stolze zwei Tonnen Anhängelast zu genehmigen, mehr darf in diesem Segment ebenfalls keiner der anderen Strom-Kästen an den Haken nehmen.
Inklusive zwei Tonnen Anhängelast
Auf die Effizienz zahlt eine neue Dampfeinspritz-Wärmepumpe ein, laut Ford die erste überhaupt in einem Elektroauto, die für Heizung und Kühlung der Kabine sorgt und dabei besonders sparsam sein soll. Die elektronisch gesteuerte Bremsanlage erlaubt bei entsprechender Programmauswahl das sogenannte One-Pedal-Driving, bei dem über maximale Rekuperation beim Lupfen des Fahrpedals der Einsatz der mechanischen Bremse in vielen Verkehrssituationen überflüssig wird. Um die Bremsscheiben dabei trotz Nichtbenutzung frei von Flugrost zu halten, legt das System in passenden Intervallen dennoch automatisch die Bremsbeläge an.
Für das Laden mit Wechselstrom an Wallboxen oder öffentlichen Ladestellen hat der E-Transit Custom serienmäßig einen Dreiphasen-Lader installiert. Bei einer Ladeleistung von 11 kW soll eine vollständige Ladung des leeren Akkus in rund acht Stunden möglich sein. Am Schnelllader mit 125 kW Gleichstrom sind 41 Minuten angegeben, um von 15 auf 80 Prozent zu laden. Noch ein Wert von der Ladesteckdose: In fünf Minuten lassen sich 38 Kilometer Fahrstrecke bunkern. Ford hat dafür ein spezielles Ladeprofil für kurze Ladestopps programmiert.
Einzelradaufhängung statt Starrachse
Die Batterie des E-Transit Custom ist mit der Karosserie verschraubt, an der Hinterachse kommt der direkt im Chassis montierte Elektromotor zum Einsatz. Er steuert zwei Achsantriebswellen an, im Gegensatz zum Verbrenner Transit Custom (dort: Starrachse) verfügt der Ford E-Transit Custom dementsprechend über eine Einzelradaufhängung. Das wird sich in einem erhöhten Fahr- und Federungskomfort bemerkbar machen.
Für gewerbliche Nutzer hat der neue Ford E-Transit Custom auch ein paar clevere Features an Bord. Lieferfahrer können beispielsweise das Ausstattungspaket "Delivery Assist" bestellen, mit dem bei Bedarf ohne weiteres Zutun der Warnblinker aktiviert, die Seitenfenster und die Türen beim Verlassen des Autos automatisch abgesperrt werden. Bei der Rückkehr öffnet sich wieder alles auf dem vorherigen Level und die Fahrt kann weitergehen. Dabei wird auf einen digitalen Schlüssel im Smartphone gesetzt, mit dem der Besitzer oder Fuhrparkleiter mehreren Personen einen definierten Zugriff auf das Auto ermöglichen kann.
Wie schon beim E-Transit kann auch für den E-Transit Custom das Pro-Power Onboard-System bestellt werden. Damit lassen sich Werkzeuge und Maschinen bis zu einer Leistungsaufnahme von 2,3 kW betreiben, ein praktisches Feature vor allem für Handwerker.
Generell kann beim E-Transit Custom aus verschiedenen Konfigurationen gewählt werden. Die Karosserie wird als Einzel- und Doppelkabiner mit Trennwand zum Laderaum oder als Kombi angeboten. Dazu gibt es zwei Radstände und zwei verschieden hohe Dächer, wobei das niedrige Modell unter zwei Meter Höhe und damit tiefgaragentauglich bleibt. Das Ladevolumen liegt je nach Version zwischen 5,8 und 9,0 Kubikmeter, in der längsten Ausführung ist die Ladefläche 3,45 Meter lang.
Bei den Assistenten ist der Strom-Kasten natürlich auf aktuellem Level. Zur Ausstattung gehört ein Pre-Collision Assist, der Fahrspur-Assistent, ein Müdigkeitswarner, Tempomat sowie eine Verkehrsschild-Erkennung. Ebenfalls serienmäßig an Bord: der intelligente Geschwindigkeitsbegrenzer, die Falschfahrer-Warnfunktion, Einpark-Sensoren vorne und hinten und je nach Ausstattungslevel eine 360-Grad-Kamera.
Ein praktisches Detail ist das aufstellbare Lenkrad, das sich nach oben klappen lässt. So kann es im Stand als Ablage oder Tischunterlage genutzt werden. Außerdem kann so bequem vom Fahrersitz aus auf der Beifahrerseite ausgestiegen werden, weil auch kein Schalthebel (befindet sich an der Lenksäule) und kein Handbremshebel (elektrische Feststellbremse) im Weg sind. Statt zwei Einzelairbags wird ein großer Front-Airbag in die Dachverkleidung oberhalb der Windschutzscheibe installiert. Dadurch entsteht an der sonst üblichen Airbag-Montagestelle im Armaturenbord ein zusätzliches großes Staufach.
Verkaufsstart und Preis
Kurz vor Weihnachten 2023 hat Ford den Bestellstart für die verschiedenen Versionen des E-Transit Custom eröffnet. Los geht es bei der 100-kW-Version mit kurzem Radstand und niedrigem Dach (L1H1) für 57.953 Euro, die 160-kW-Version steht ab 60.392 Euro in der Preisliste – jeweils Brutto. Beide Versionen sind vorläufig nur in den Längen L1 und L2 sowie in der Standard-Ausstattung "Trend" zu haben. Hinzukonfigurieren lassen sich über 80 Einzeloptionen.
Der elektrische Tourneo Bus für den Personentransport wird nur in der starken 160-kW-Version angeboten und startet bei 66.819 Euro (brutto). Dieser E-Tourneo ist in fünf Ausstattungslinien bis hin zum Titanium X für 75.625 Euro (brutto) verfügbar. Gebaut werden der E-Transit Custom und der Personentransporter E-Tourneo Custom bei Ford Otosan, einem Joint-Venture zwischen der türkischen Koç Holding A.Ş. und Ford. Er läuft im Werk Kocaeli in Gölcük bei Istanbul vom Band. © auto motor und sport
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