Das neue FMoser Road E-Rennrad vereint zwei Räder in einem: einen E-Renner und ein normales Rennrad. Wer jetzt denkt: Klar, ich schalt einfach die Unterstützung ab, irrt gewaltig! Aus dem schicken E-Rennrad lässt sich mit wenigen Handgriffen eine richtige Rennsemmel erstellen; ganz ohne E-Antrieb. Ein mehr als pfiffiges Konzept.

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Am 21.05.1984 schlug die Stunde für einen Mann, der sich damals schon Legende nennen durfte: Francesco Moser schraubte den Stundenweltrekord für Flachlandbahnen in Stuttgart auf atemberaubende 50,64 km. Inzwischen wurden alle Weltrekorde mit außergewöhnlichen Rädern von der UCI aberkannt, auch dieser von Moser. Mit einem übergroßen Hinterrad war der Trentiner auf der schwäbischen Weltrekordbahn unterwegs. Schon als Aktiver holte der Tüftler aus seinen Rädern stets das Maximum heraus.

Und warum nicht heute mit E und morgen ohne? Nachdem der einzig echte hybride E-Antrieb von Fazua leider nicht mehr in E-Bikes verbaut wird, zeigt Legende Francesco Moser, wie E-Technik clever eingesetzt werden kann: In der FMoser Road oder Gravel-Kollektion ist das Hinterrad mit dem Hecknabenmotor austauschbar. So wird aus dem sowieso schon leichten 14 Kg E-Renner ein Rennrad mit nur noch 10 Kg und umgedreht!

FMoser Road: heute mit E, morgen gerne ohne!

Ob die Idee revolutionär ist, sei dahingestellt; clever ist sie allemal: Warum gibt's kein Rennrad, das je nach Bedarf mit oder ohne E-Antrieb genutzt werden kann? Das geht zwar durch Motor abschalten grundsätzlich mit jedem E-Renner, es bleibt allerdings die Gewichtsfrage. Der ehemalige Spitzenfahrer und Weltrekordler Francesco "Checco" Moser spannte sich mit den Motorrad- und E-Bike-Spezialisten von Fantic zusammen, und kreierte ein Rennrad, das beides beherrscht.

Konzipiert ist das FMoser Bike als E-Bike mit FSA Hecknabenantrieb. Der kompakte Getriebemotor im Hinterrad kann bei Bedarf gegen ein mitgeliefertes normales Hinterrad aus dem Laufradsatz des Vorderrades Vision Team 30 getauscht werde. Doch damit nicht genug: Der rund 1,2 kg schwere 250 Wh Akku lässt sich zusätzlich aus dem Unterrohr herausziehen. So entsteht im Handumdrehen aus dem E-Bike ein Rennrad. Oder umgedreht.

Moderner Carbonrenner

Waren die Moser-Rennrahmen in den 80ern und 90ern in der Rennsportszene wegen ihrer kompromisslosen Performance und dem außergewöhnlichen Design begehrt, versprüht der aktuelle FMoser Carbonrahmen durchaus kaum weniger Charme: kantige und üppige Rohrformen, der Hinterbau tief angesetzt und eine aero-optimierte Gabel sprechen eine markante Designsprache, die durch eine dezente zweifarbige Farbgebung unterstützt wird. Dass die Sattelstütze im Querschnitt tropfenförmig ausgebildet ist, scheint fast schon selbstverständlich.

FSA HM1 Hub Motor

Das Antriebssystem FSA HM1 stammt aus dem Hause FSA, wird aber aktuell von den Italienern nicht mehr aktiv beworben. Der smarte Getriebemotor wird von einem integrierten 250 Wh Akku mit Energie versorgt. Der Clou im FMoser Road: Der Akku lässt sich von unten ins Unterrohr hineinschieben und wieder rausziehen. Wem die 250 Wh zu mickrig erscheinen, der kann die unterstützte Reichweite mit einem zusätzlichen Range Extender für den Flaschenhalter um abermals 250 Wh erweitern. Auf der Waage bleibt der Zeiger beim Gesamtgewicht fürs System bei knappen 4 kg stehen. Das maximale Drehmoment des Heckmotors soll bei 42 Nm liegen, kein schlechter Wert, der beim Hecknabenantrieb auch direkt am Hinterrad im Maximalfall anliegt.

Aktiviert wird das System am Oberrohr per Knopfdruck, der Garmin-Taster am Lenker sorgt ergänzend fürs Schalten in die fünf Modi von Eco bis Boost. Die farbigen Ringe des Oberrohrtasters markieren sowohl die Unterstützungsstufen als auch die Restkapazität des Akkus. Über die One-App von FSA lassen sich weitere Features am System aktivieren.

Sram Rival Komponenten

Nicht nur der Antrieb, auch die Komponenten sind am FMoser Road Gravel elektrisch. Srams E-Gruppe Rival AXS funktioniert per Knopfdruck und konnte bislang viele Radsportler begeistern. Mit der Übersetzung 46/33 auf Kettenblattseite und 10-36 auf der 12er-Kassette ist für jede Topografie und jeden Fitnessgrad die richtige Übersetzung dabei.

Als Laufradsatz ist im Lieferumfang der Vision Team 30 LRS enthalten. Die Alulaufräder sind robust, aber angesichts der übrigen Sram Komponenten und diverser Carbonteilchen unserer Meinung nach etwas zu schwer.

FMoser Road Rival: Wirbelwind und mit guter Motor-Power

Mit der gemäßigten Rahmengeometrie des gesloopten Carbonrahmens trifft das FMoser genau diejenigen, die eine eher entspannte Sitzposition auf dem Rennrad bevorzugen. Dennoch bieten die verbauten FSA-Cockpitkomponenten echtes Rennradfeeling mit vielfältigen Griffpositionen. Der kurze Hinterbau und Radstand verleiht dem FMoser gute Agilität, ohne auf der Geraden nervös zu wirken. Auch bei flotter Fahrt bergab zeigt sich der Italiener souverän und sehr spurstabil. Antritte wandelt der steife Rahmen in Vortrieb, nichts verpufft in den Untiefen des voluminösen Carbonrahmens.

Auf der Ebene kann man locker auf den Antrieb verzichten, solange man das Rad mit E-Setup fährt. Erst am Anstieg wird es interessant, wobei man mit steigender Fitness sukzessive auf den E-Motor verzichten kann. In der ersten Stufe unterstützt der Hecktriebler erwartungsgemäß moderat, steigert die Power von Stufe zu Stufe überraschenderweise jedoch sehr beachtlich. Im Boost-Modus verhindert der FSA-Motor Schnappatmung auch an steilen Stichen, oder man fährt eben entsprechend schnell. Das Umschalten der Modi gelingt dank des Garmin-Tasters recht einfach, der Getriebemotor selbst gibt fast keinen Laut von sich.

Im Rennrad-Setup zeigt das FMoser ein ausgewogenes Fahrverhalten mit agilem Charakter. Die nicht zu gestreckte Haltung erzeugt eine schnelle Gewöhnung ans Rad und erzeugt beim Einsteiger und beim Fortgeschrittenen ein behagliches Gefühl auf schnellen Runden oder ausgedehnten Touren. Beeindrucken konnte uns auch beim Test der ausgesprochen gute Fahrkomfort: Selbst beim schnellen Ritt übers Kopfsteinpflaster (an der Stuttgarter Feuerwache, wer's nachmachen will) mit einer nur spartanisch gepolsterten Hose fühlte sich das FMoser dennoch recht geschmeidig an. Bravo!

Wie weit reicht der Akku?

Die ewige Frage nach der Akkukapazität und deren Reichweite interessiert gerade beim Hecknabenmotor mit einem schlanken 250 Wh Akku. Bei den üblichen E-Bike-Systemen mit 500 – 800 oder mehr Wh unterstützt der Akku im Rahmen der normalen Nutzung meistens permanent, d.h. die Energie wird beharrlich verbraucht. Diese E-Bikes wiegen allerdings meist 25 und mehr Kilo.

Beim leichten E-Renner FMoser ist der Ansatz anders: Das leichte Rad wird überwiegend über der 25 km/h-Unterstützungs-Schwelle bewegt. Sinkt die Geschwindigkeit im flachen oder leicht welligen Terrain auf unter 25 km/h, lässt sich das FMoser spielend ohne Unterstützung pedalieren. Somit bietet der Einsatz des E-Antriebs nur am Berg an, je nach Steilheit. Erfahrungsgemäß sind mit steigendem Trainingszustand aber auch steilere Anstiege ohne Unterstützung fahrbar. Je nach Profil sind mit dem kleinen 250 Wh-Akku somit Touren von 100 km oder auch mehr drin. Kein Problem.

Andersherum betrachtet, kann der E-Antrieb gut auch als Backup für die Heimfahrt angesehen werden und der Versuch, wie weit die eigene Fitness schon reicht, endet nicht erschöpft im Straßengraben oder der Tankstelle. Dann hilft der Motor für den Rückweg.

Hybridrennrad – clevere Idee oder Nonsens?

Der Umbau des FMoser vom E-Renner zum Rennrad ist einfach: Hinterrad raus, Akkucover abgeschraubt und Akku samt Kabelage herausgenommen, jetzt das mitgelieferte Vision-Hinterrad einfädeln und fixieren. Das war's! Das ist kein Monsterumbau und gelingt mit wenigen Handgriffen, sodass man sich schlussendlich auch spontan überlegen kann, ob man mit oder ohne E pedalieren möchte.

Aber lohnt es sich, 5490 Euro in ein Rad zu investieren, das sowohl Rennrad als auch E-Bike kann? Kommt auf die Betrachtungsweise an!

Einerseits liegt die Antwort ja bereits in der Frage verborgen: Das FMoser kann eben beides. Es ist sowohl als E-Rennrad mit einem kompletten und kräftigen Hinterrad-Antriebssystem nutzbar und auf der anderen Seite kann es durch die Entnahme aller E-Komponenten hervorragend auch als Allround-Rennrad genutzt werden. Man erhält also zwei komplette Sportgeräte in einem. Das ausgewogene wie quirlige Fahrverhalten erzeugt aus beiden Versionen ein gutes Rennrad.

Wer dagegen mehr performanceorientiert ist und wem 10 kg für einen Carbonrenner zu viel sind, der kann entweder auf leichter Laufräder setzen oder ist hier einfach falsch. Im E-Bike-Bereich bieten sicherlich Mittelmotorsysteme mehr Power für diejenigen, die sich am Berg einfach "hochliften" lassen wollen. Denjenigen sei geraten, von einem solch sportlichen Bike Abstand zu nehmen.

Fazit

Die Idee eines zwei-in-eins Rennrades hat Moser zusammen mit Fantic gelungen umgesetzt. Das FMoser zeigt sich als agiles und steifes Allround-Rennrad; mit oder ohne E-Antrieb. Die Ausstattung gefällt, der Antrieb eignet sich von der Leistung und der Handhabung elegant fürs FMoser-Konzept. Unser Tipp: Wer ein vielseitiges Rennrad sucht, sollte hier mal Probefahren.

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👍 Das gefällt

  • gelungene Fahrperformance
  • leichte und bewährte Sram Rival AXS-Ausstattung
  • kompakter und kräftiger FSA Hecknabenmotor
  • zwei Rennräder in einem

👎 Das weniger

  • Sattelstützklemmung ragt aus dem Rahmen raus
  • Laufradsatz robust aber schwer

💗 Das perfekte Rad für ...

  • ... sportliche Rennradfans, die sich zwischen einem E-Bike und einem Rennrad nicht entscheiden wollen müssen.

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