Nach einer aktuellen Umfrage geben derzeit knapp 70 Prozent aller Autohändler an, keine Elektroautos mehr in Zahlung zu nehmen. Woran liegt's?

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Nicht zum ersten Mal berichten wir über starke Schwankungen auf dem Absatzmarkt von Elektroautos. Während neue EVs immer wieder kleinere Aufwärtstrends verzeichnen, ist die Situation für gebrauchte Stromer deutlich vertrackter.

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Eine Studie der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) zeigt, dass der Verkaufspreis gebrauchter Elektroautos nicht nur auf einem neuen Rekord-Tief liegt, sondern auch im Schnitt rund 10 Prozent unter dem Niveau von Verbrennerautos. Für diese Erkenntnis gibt es zwei mögliche Erklärungen. Zum Einen sehen die Experten der DAT bei Käufern eine Art Technologieangst. Kunden haben die Sorge, viel Geld für veraltete Technik auszugeben, die schon bald durch bessere EV-Technik überholt werden könnte. Zum Anderen sind noch immer Nachbeben aus dem Marktungleichgewicht zu erkennen, das durch Covid-19 hervorgerufen wurde. Die seinerzeit vorherrschende Neuwagenknappheit wurde durch Überproduktion und schließlich eine Schwemme von Gebrauchtwagen abgelöst.

Niedrige Preise trotz großer Nachfrage – wie geht das?

So erklärt sich auch, weshalb die Verkaufspreise trotz einer derzeit enorm hohen Nachfrage im Keller sind. Zwar stürmen Käufer derzeit die Gebrauchtwagenhöfe, doch gibt es ein derart großes Fahrzeugangebot, dass die Händler nur sehr niedrige Preise verlangen können.

Die Konsequenz: 68,7 Prozent der Händler, so eine Umfrage des Magazins "KFZ-Betrieb", geben an, aktuell keine gebrauchten E-Autos mehr in Zahlung zu nehmen. Gut 80 Prozent der Händler geben an, beim Verkauf von Elektroautos Verluste zu machen. Potenzielle Ladenhüter strikt zu umgehen, schont zwar das Kapital der Händler, sorgt aber für noch größere Preisprobleme bei gebrauchten Elektroautos.

Das Problem liegt bei den 2 bis 3-Jährigen

Und welche Modelle sind betroffen? Kurz gesagt: alle. Tatsächlich liegen die Epizentren der Preisproblematik weniger im Fahrzeugtyp als in der Altersklasse. Zwei- bis dreijährige Leasingrückläufer stellen derzeit die größte Altersgruppe am Markt dar, unterscheiden sich aber in Sachen Technologie und Reichweite teils deutlich von neuen Äquivalenten. Schlimmer noch: Die Neupreise dieser jungen Gebrauchten lagen kurz nach Covid weit über dem, was heute für ein neues Elektroauto fällig ist. Zu alledem gesellt sich die Sorge der Gebrauchtkäufer, in gutem Glauben einen Wagen zu kaufen, dessen Antriebsbatterie bereits vieles an Kapazität eingebüßt hat, sprich einen relativ niedrigen SOH-Wert (State of Health) besitzt.

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Die Hersteller reagieren auf diese Probleme mit großzügigen Garantieangeboten, sowie mit gezielten Schulungen zur Wiedervermarktung von Elektro-Gebrauchtwagen. Einen Teil zur Problemlösung stellen immer häufiger auch Anbieter von Lösungen zur SOH-Ermittlung dar. Mit deren Hilfe lässt sich ein stichhaltiges Gesundheitszertifikat für E-Auto-Batterien ausstellen, welches die Gebrauchtexemplare meist spürbar aufwertet.  © auto motor und sport

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