Mal sind sie bunt mit Stickern beklebt, mal sind sie einfach metallisch-grau. Sie dienen der Sicherheit und es gibt sie in jeder Stadt. Doch wohl die wenigsten Radfahrer haben sich schon mal Gedanken um sie gemacht. Doch Sperrpfosten, sogenannte Poller, können zur Gefahr werden.
In vielen Städten werden Verkehrsflächen zunehmend für Radfahrende und Fußgänger umgewidmet, um die Mobilität für umweltfreundliche Verkehrsmittel zu fördern. Dabei kommen häufig Sperrpfosten zum Einsatz, die eine klare Abgrenzung dieser Flächen schaffen sollen.
Diese Pfosten markieren die Wege nicht nur besser sichtbar, sondern verhindern auch das Parken oder Durchfahren von Autos auf Rad- und Gehwegen. In einigen Fällen sollen Pfosten das Einfahren in Radwege durch Kraftfahrzeuge an gefährlichen Stellen wie Kreuzungen verhindern und somit die Sicherheit von Radfahrenden erhöhen.
Unfallgefahr durch starre Pfosten
Die Absicherung durch Sperrpfosten ist jedoch nicht ohne Risiken. Eine aktuelle Untersuchung der DEKRA zeigt, dass starre Pfosten für Radfahrende – insbesondere für jene auf Lastenrädern – eine ernsthafte Gefahr darstellen können.
In einem Crashtest wurde ein E-Lastenrad mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h gegen einen starren und einen flexiblen Pfosten gefahren, um die Auswirkungen im Falle eines Zusammenstoßes zu testen. Beim Aufprall auf den starren Pfosten kam es zu einer abrupten Verzögerung, die den Dummy vom Sitz warf, das Rad kippte um, und das Heck des Lastenrads wurde angehoben. Ein solcher Unfall hätte für den Fahrenden in einer realen Situation schwere Verletzungen zur Folge gehabt.
Flexible Pfosten als Alternative
Im Vergleichstest wurde der gleiche Test mit einem flexiblen Pfosten durchgeführt. Beim Aufprall überrollte das Lastenrad den flexiblen Pfosten, der sich anschließend von selbst wieder aufstellte. In diesem Fall blieb der Dummy sicher auf dem Sitz, und das Lastenrad blieb kontrollierbar.
Flexible Pfosten bieten somit eine mögliche Lösung, die Hinderniswirkung bei Unfällen stark zu reduzieren und die Unfallfolgen für Radfahrende abzumildern. Laut DEKRA-Experte Markus Egelhaaf könnten diese Pfosten auch die Schäden für alle Verkehrsteilnehmenden, einschließlich Autofahrenden, vermindern und so zur Verkehrssicherheit beitragen.
Belastung durch unpassende Straßenausstattung für Radfahrende
Nicht nur Pfosten können zur Gefahr werden – auch andere Straßenelemente wie Ampel- und Verkehrsmasten sowie Kurvenleittafeln sind Hindernisse, die für Radfahrende gefährlich sein können. Ein DEKRA-Crashversuch aus dem Jahr 2017 zeigte beispielsweise, wie ein starrer Pfosten an einer Kurvenleittafel bei Motorradunfällen das Verletzungsrisiko erheblich steigern kann.
Zudem wird häufig die Mitte von Rad- und Gehwegen als Platz für Ampelmasten oder Baustellenbeschilderung genutzt, was den Durchgang und das Ausweichen für Radfahrende und auch Menschen mit Kinderwagen oder Rollstühlen erschwert. Solche Engstellen zwingen oft dazu, auf die Fahrbahn auszuweichen, was in der Regel die Unfallgefahr erhöht.
Was Studien über die Rolle von Pfosten bei Radunfällen zeigen
Untersuchungen aus den Niederlanden deuten darauf hin, dass der Anprall auf Pfosten und Fahrbahnverengungen eine bedeutende Rolle bei Radunfällen spielt. Laut einer Studie des niederländischen Ministeriums für Infrastruktur und Umwelt sind rund zwölf Prozent aller Fahrradunfälle auf Hindernisse wie Pfosten zurückzuführen.
DEKRA prognostiziert, dass durch den zunehmenden Einsatz schnellerer und breiterer Fahrräder wie E-Bikes und Lastenräder das Risiko solcher Unfälle in Zukunft weiter steigen könnte.
Forderung nach angepasster Straßenraumgestaltung
DEKRA und andere Organisationen, die sich für die Sicherheit von Radfahrenden einsetzen, sprechen sich dafür aus, die Verwendung starrer Poller auf Radwegen kritisch zu prüfen und wo möglich durch flexiblere Lösungen zu ersetzen.
Wenn die Nutzung von Pollern unvermeidbar ist, sollten diese gut sichtbar und ausreichend hoch sein, damit sie bei allen Licht- und Wetterbedingungen frühzeitig erkannt werden können. Die Richtlinien für Radverkehrsanlagen in Deutschland betonen ebenfalls, dass Sperrpfosten nur dort eingesetzt werden sollten, wo es keine alternative Lösung gibt und die Poller die Sicherheit der Radfahrenden tatsächlich erhöhen.
Fazit: Abwägung zwischen Nutzen und Risiko
Sperrpfosten bieten in bestimmten Situationen Schutz vor unerwünschtem Verkehr und können das Sicherheitsgefühl auf Radwegen erhöhen. Allerdings zeigen Untersuchungen wie die der DEKRA, dass starre Pfosten bei Zusammenstößen ein erhebliches Risiko für Radfahrende darstellen. Flexible Pfosten können eine sichere Alternative sein, die sowohl die Infrastruktur als auch die Verkehrsteilnehmenden schützt und das Verletzungsrisiko minimiert. Die Gestaltung sicherer Radverkehrsanlagen sollte daher stets im Einklang mit den tatsächlichen Sicherheitsbedürfnissen von Radfahrenden erfolgen, um Unfälle zu vermeiden und die Verkehrssicherheit zu fördern. © Bike-X
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