Das Kraftfahrt-Bundesamt ist für Nachrüstungen von Dieselmotoren auf SCR-Kats anscheinend offen. Von einer Befreiung von eventuellen Fahrverboten ist allerdings nicht die Rede. Hardware-Nachrüstungen bleiben weiterhin umstritten.

Mehr zum Thema Mobilität

Ist die Durchführung von Hardware-Nachrüstungen bei älteren Dieselmotoren doch einfacher als gedacht? Ein laufendes Zulassungsverfahren deutet darauf hin. Laut einem Bericht von Spiegel online hat der Bamberger Hersteller Dr. Pley SCR Technology GmbH die Zulassung seines Nachrüst-Katalysators für Dieselmotoren beantragt. Die Nachrüstsätze arbeiten mit Einspritzung von AdBlue (Harnstoff) und sollen einen großen Teil der NOx-Emissionen aus den Abgasen entfernen.

Diesel-Nachrüstungen: Betriebserlaubnis einfach zu erlangen

In einem Schreiben an den Kat-Hersteller hat das KBA die Voraussetzungen für die Zulassung des Nachrüstsatzes benannt. Die Behörde empfiehlt, sich an ein anerkanntes Prüflabor zu wenden. Das Prüflabor misst, ob sich durch die Hardware-Nachrüstung „das Abgas- und Geräuschverhalten des veränderten Fahrzeugs nicht verschlechtert“. Wenn das zutrifft, sei mit der Erteilung einer Allgemeinen Betriebserlaubnis zu rechnen, schreibt das KBA.

Zulassung ja, Hochstufung nein

Nach diesem Stand ist der Einbau von Nachrüstkats möglich. Aber ob dadurch eine Verbesserung der Abgasreinigung erzielt wird, und das Auto auf den Stand von Euro 6 oder 6d-Temp erreicht, ist nicht Gegenstand des Zulassungsverfahrens.

Autohersteller müssen für die Einstufung nach Schadstoffklassen bei einem Automodell eine neue Typisierung mit umfangreichen Prüfungen vornehmen. Die Aufwendigkeit dieser Prozedur ist einer der Gründe, warum voraussichtlich über 500 Modelle zum September 2018 noch nicht nach WLTP eingestuft sein werden.

Sinnhaftigkeit von Umrüstungen heftig umstritten

Gegenwärtig streiten zwei Seiten darüber, ob die Hardware-Nachrüstung von Euro-5-Dieseln sinnvoll ist. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) wird nicht müde, zu erklären, warum er gegen diese Maßnahme ist: „Weil ich technische, finanzielle und rechtliche Bedenken dagegen habe.“ Er sieht keinen Sinn darin, in „fünf, sechs, sieben Jahre alte Autos noch einmal 5.000 Euro reinzuhängen“.

Diesen Betrag hatten mehrere Professoren in einem gemeinsamen Gutachten berechnet, dass Anfang Mai 2018 veröffentlicht wurde. Ihr Fazit: Der Aufwand steht in keinem sinnvollen Verhältnis zum Ergebnis.

Schulze bleibt bei ihrer Forderung

Bundesumweltministerin Svenja Schulze dagegen fordert weiterhin Diesel-Nachrüstungen, und zwar auf Kosten der Industrie: „Ich möchte keine Fahrverbote, sondern sauberere Autos, und das erreichen wir vor allem mit Hardware-Nachrüstungen auf Kosten der Autoindustrie .“ Sie wird unterstützt vom Umweltbundesamt. Dessen Leiterin Maria Krautzberger hatte erklärt, dass der Einbau von Diesel-Kats schon für 2.000 bis 3.000 Euro möglich sei.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.