Zehn Sets für Verbandsmaterial hat die GTÜ einer kritischen Prüfung unterzogen. Deutliche Unterschiede zeigten sich in der Qualität der Verpackungen. Die teuersten Sets sind nicht immer die besten.

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Verbandmaterial gehört aus gutem Grund zur Pflichtausstattung in jedem Auto. Was ein Erste-Hilfe-Set tatsächlich taugt, zeigt sich in der Regel erst im Ernstfall – oft nach mehrjähriger Lagerung im Kofferraum. Wie gut das Verbandsmaterial bis dahin geschützt ist, zeigte die Prüfung der Überwachungsgesellschaft GTÜ unter Mitwirkung eines Fachmanns vom DRK.

Die Verbandskastennorm DIN 13164 regelt, was in den Erste-Hilfe-Sets vorhanden sein muss. Dazu zählen Pflaster, Verbände und Fixierbinden in mehreren Größen, Kompressen, Reinigungstücher und eine Schere. Wegen der Normierung des Inhalts stellten die Prüfer diesbezüglich keine nennenswerten Unterschiede fest.

Die Form der Verpackung ist jedoch nicht vorgeschrieben, und darin liegen dann auch die Unterschiede zwischen den Sets. Die Verpackung muss lediglich vor Staub, Feuchtigkeit sowie Kraft- und Schmierstoffen schützen.

Preisunterschiede bis 400 Prozent

Das Testfeld der GTÜ umfasste zehn Kandidaten in Kasten- oder Taschenform zu Preisen zwischen 5 und 25 Euro. Gekauft wurde im Handel vor Ort sowie über das Internet. Beim Vergleich der Verpackungen in Sachen Dichtigkeit zeigte sich schnell eine Tendenz: Verbandskästen schützen das Verbandsmaterial im Allgemeinen besser vor Umwelteinflüssen als Verbandstaschen. Die wiederum lassen sich wegen ihrer Biegsamkeit leichter verstauen. Doch auch unter den Verbandskästen variiert die Qualität der Verschlüsse und Scharniere. Ebenso zeigten sich Qualitätsunterschiede zwischen den Beschichtungen und der Qualität der Reißverschlüsse bei den Taschen.

Testsieger mit robustem Gehäuse

Der Testsieger vom Versender Pearl überzeugte den Prüfer vom DRK durch eine Doppelkante am Deckel, solide Verschlussteile und klar getrennte Verpackungssegmente. An der Kennzeichnung ist sofort ersichtlich, welches mit Mindesthaltbarkeitsdatum versehene Material regelmäßig ausgetauscht werden soll.

Der Kasten des Euskirchener Erste-Hilfe-Spezialisten Kalff errang den Titel des Preis-Leistungs-Siegers. Besonders gefiel die Kennzeichnung der Verbandsmittel mit leicht erfassbaren Symbolen und deren Sicherung gegen Herausfallen.

Gerade das ist bei der Verbandstasche von Holthaus weniger günstig gelöst: Die Einzelteile fallen einem beim Öffnen zu leicht entgegen. Bei einem anderen Produkt von Holthaus, dem Verbandskasten „Tecar“, missfiel eine offenbar durch Hitzeeinwirkung verzogene Inneneinrichtung. Mit Blick auf die großen Preisunterschiede zeigt sich, dass gute Qualität bei Erste-Hilfe-Sets für das Auto nicht teuer sein muss.

Verbandsmaterial teilweise begrenzt haltbar

Damit Verbandskästen lange einsatzbereit bleiben, benötigen sie gelegentliche Aufmerksamkeit. Dabei geht es primär um die sterilen Materialien, die eine begrenzte Haltbarkeit haben. Schon beim Kauf sollten Autofahrer auf das Datum achten, um kein überlagertes Material zu erwerben. Vier Jahre Frist bis zum Ablauf der Mindesthaltbarkeit darf schon sein.

Später empfiehlt sich eine Kontrolle in Abständen von einem Jahr. Wurde Verbandsmaterial entnommen? Dann ist es umgehend zu ersetzen. Das gilt auch für schon abgelaufene Sterilmaterialien. Wenn mehrere Artikel fehlen oder zu alt sind, ist ein neues Erste-Hilfe-Set aus dem Baumarkt möglicherweise billiger als Ersatzmaterial aus der Apotheke.

Verbandskästen nach deutscher Norm erfüllen die Anforderungen der meisten europäischen Länder. Für Zweiradfahrer besteht in Deutschland keine Pflicht, Verbandsmaterial mitzuführen. Im Ausland ist das teilweise anders. In Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowenien, der Slowakei, in Montenegro und Serbien müssen Motorradfahrer Verbandszeug dabei haben.

Auf dem Motorrad wäre ein ausgewachsener Verbandskasten für Autos natürlich zu sperrig. Für Motorräder und Roller gibt es kompakte Verbandspäckchen, die nach DIN 13167 genormt sind.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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