Seit Ende des letzten Jahres schlagen die Game-Boy-Diebe immer wieder zu. Ganz neu im Visier: Elektroautos wie der Hyundai Ioniq 5.
Die Berichte über gestohlene Hyundai-Ioniq-5-Modelle häufen sich. In vielen Fällen bekamen die Besitzer eine Nachricht auf ihr Handy, dass ihr Auto entriegelt worden sei. Anschließend war es oft nicht mehr möglich, das Fahrzeug über die Hyundai-App mit GPS zu verfolgen. Technisch gesehen handelt es sich beim Werkzeug der Diebe um einen sogenannten Software-Emulator. Mit einem solchen Gerät fangen Diebe das Signal zwischen Auto und Funkschlüssel ab. Sie zeichnen es auf und nutzen es später, um das Auto zu öffnen und wenn möglich zu starten. Die Voraussetzung: Das Auto muss über ein schlüsselloses Zugangssystem verfügen.
Durch das Berühren des Türgriffs wird das Auto aufgeweckt. Dann wird ein Programm auf dem Emulator aktiviert, das mit dem Auto zu kommunizieren beginnt. Das Gerät gaukelt dem Auto vor, dass es sich um einen legitimen Schlüssel handelt, indem es einen bestimmten Algorithmus verwendet, der schließlich den richtigen Code berechnet, um das Auto zu öffnen. In der Regel dauert das nur wenige Sekunden. Das Gerät selbst wird meist als ein unauffälliger Alltagsgegenstand getarnt. Viele sehen aus wie ein Game Boy aus den 1990er-Jahren. Manche ähneln aber auch einem JBL-Lautsprecher oder gar einem Smartphone.
Laut des Autoherstellers Hyundai ortete die Polizei etwa 75 Prozent der gestohlenen Fahrzeuge und gab diese ihren Besitzern zurück. Der koreanische Konzern spricht von einer geringen Anzahl entwendeter Fahrzeuge. Versicherer sehen das wohl anders. In England stieg die Zahl der Diebstähle zwischen den Jahren 2012 und 2023 um 50 Prozent, wie das Magazin The Guardian berichtet. Das entspricht über 130.000 Fällen pro Jahr. Daher stiegen die Prämien in England etwa für den Ioniq 5 von umgerechnet 670 Euro auf rund 2.600 Euro. Andere betroffene Hersteller, wie Jaguar oder Land Rover rüsten ihre Fahrzeuge nachträglich um. Der Grund dafür sind Kundenbeschwerden, dass die Autos im aktuellen Zustand nicht mehr versicherbar seien.
Diebstahl in Deutschland
Anfang 2023 kam es auch in Deutschland zu einem derartigen Diebstahl. Die Täter hatten es in Rommerskirchen bei Neuss auf einen weißen Hyundai Ioniq 5 abgesehen. Sie setzten ebenfalls ein Gerät ein, das das Funksignal des Schlüssels abfing. Auf Nachfrage versichert die Polizei Rhein-Kreis Neuss aber, dass es sich nicht um eine Serie, sondern einen einmaligen Diebstahl gehandelt habe. Außerdem fanden die Beamten das Fahrzeug zeitnah wieder auf.
Die Polizei weist darauf hin, dass Besitzer von Autos mit Keyless-Go-System den Schlüssel nach dem Abschließen in einer Funksignal abschirmende Hülle oder Dose aufbewahren sollen. Viele Hersteller bieten bereits so ein Key-Cover an. Keks-, Tabakdosen oder Vergleichbares sind nur bedingt geeignet, da sie zumeist nicht "funkdicht" sind. Bei manchen Fahrzeugen lässt sich die Funktion über das Interface zur Fahrzeugelektrik deaktivieren. "Schlüssellose Schließsysteme sind auf dem derzeitigen technischen Stand aus kriminalpräventiver Sicht ein Sicherheitsrisiko", betont Polizeihauptkommissar Gerko Siemer gegenüber auto motor und sport. © auto motor und sport
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