Neuseeland ist nicht gerade als Autonation bekannt, sondern eher für knallharte Rugby-Spieler, eine jedoch grundsätzlich entspannte Bevölkerung und viel unberührte Natur. Mitten in dieser sitzt eine Firma namens Rodin Cars, die das Paradies eben doch irgendwie zur Autonation macht. Am nördlichen Zipfel der Südinsel sowie im britischen Motorsport-Mekka Donington Park, wo Rodins Europazentrale beheimatet ist, entsteht seit 2019 mit dem FZED ein Auto, das die Formel 1 auch Hobby-Rennfahrern zugänglich macht. Die Königsklasse des Motorsports für jedermann, sozusagen. Oder zumindest für die, die es sich leisten können.

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Nun stellt Rodin mit dem F-Zero sein zweites Modell vor. Wieder ist es ein Einsitzer, aber diesmal hocken die Fahrerin oder der Fahrer unter einer Glaskuppel und steuern einen Boliden, dessen Räder von Kotflügeln umschlossen sind. Diese sind derart ausladend gestaltet und rundlich geformt, dass einem beim Betrachten der Bilder direkt diverse Batmobil-Generationen in den Sinn kommen. Die vorderen Pendants laufen nach vorn spitz zu und hängen dort über einem Splitter, der die gesamte Fahrzeugbreite einnimmt. Auch die Fahrgastzelle setzt hier spitz an und weitet sich in Richtung Cockpit auf.

Luftschlitze, wohin das Auge blickt

Eine Besonderheit: Seitlich gibt es keine Karosserie im eigentlichen Sinne, sondern die Kotflügel mit ihren mächtigen Luftein- und -auslässen sind direkt ans Chassis angeflanscht. Aus den hinteren Radbehausungen erwachsen mächtige Luftleitelemente, in denen je ein Endrohr der Abgasanlage sitzt und die mehrere üppig dimensionierte Flügelblätter in ihre Zange nehmen. Hinten zeigt sich der Rodin F-Zero sehr offenherzig, jedoch – genau wie vorn – ohne Beleuchtung. Die braucht er nicht; er ist ohnehin nicht für den Straßenverkehr zugelassen. Er ist aber auch nicht für irgendeine Rennserie homologiert, sondern komplett frei von regulativen Einschränkungen und Gesetzen entwickelt worden.

"Die einzigen Beschränkungen, denen wir unterliegen, sind die Gesetze der Physik, und selbst die haben wir bis an die absolute Grenze ausgereizt", sagt David Dicker, der Gründer von Rodin Cars, nicht ohne Stolz. Chassis und Außenhaut des 5,50 Meter langen, 2,26 Meter breiten und 1,13 Meter hohen F-Zero (Radstand: exakt drei Meter) fertigen die Neuseeländer komplett aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff. Entsprechend niedrig liegt das Gewicht (698 Kilogramm). Besonders hoch ist dagegen der Abtrieb: Dank seiner massiven Flügel und des aerodynamisch optimierten Unterbodens erzeugt der Rodin F-Zero einen maximalen Anpressdruck von 4.000 Kilogramm.

V10-Motor mit oder ohne Twin-Turbo-Support

Ein derart leichtes Auto braucht einen gewichtsoptimierten Motor. Dieses "RC.TEN" genannte, je nach Spezifikation 125 bis 160 Kilogramm schwere Vierventil-Triebwerk entwickelte Rodin anfangs zusammen mit Neil Brown Engineering, bevor es ihn für seine Vollendung komplett unter die eigenen Fittiche nahm. Es verteilt vier Liter Hubraum auf zehn in V-Form (Winkel: 72 Grad) angeordnete Zylinder und vertraut zudem auf Twin-Turbo-Aufladung. Rodin nennt für das Triebwerk Werte der Superlative: ein maximales Drehmoment von 760 Newtonmeter bei 7.500 Umdrehungen. Eine Leistung von 1.027 PS bei 9.500 Kurbelwellenrotationen sowie knapp 0,8 bar Ladedruck. Und eine Höchstdrehzahl von 10.500/min.

Bei der Vorstellung des F-Zero stellte Rodin eine Hybrid-Version in Aussicht. Deren Gesamtleistung sollte sogar bei 1.176 PS und das höchstmögliche System-Drehmoment bei 1.026 Newtonmeter liegen. Als Unterstützung für den V10-Benziner sah Rodin einen zusätzlich installierten Elektromotor vor, der bei Bedarf 130 kW (177 PS) beisteuern sollte. Doch inzwischen scheinen die Neuseeländer diese Option nicht mehr weiterzuverfolgen. Stattdessen befinde sich derzeit eine Saugmotor-Variante des Zehnzylinders in der Entwicklung, heißt es in einer Mitteilung. Obendrein plant Rodin, den F-Zero-Antrieb auch als "Crate Engine" anzubieten – also als Nachrüstmotor, der in andere Rennstrecken-Spielzeuge eingebaut werden kann. Diese Variante soll 730 PS bei 10.000/min sowie 530 Newtonmeter bei 8.500 Umdrehungen erreichen.

Leichtes Getriebe, große Bremsen, dicke Felgen

Leichtbau ist ebenso beim Getriebe angesagt: Der britische Spezialist Ricardo liefert eine halbautomatische, per Lenkradwippen kommandierbare Acht-Gang-Schaltbox zu, die von Rodin in einem per 3D-Druck gefertigten Titangehäuse untergebracht wird. Das Gewicht? Nicht einmal 66 Kilogramm. Die Kraftverteilung übernimmt ferner ein hydraulisches Differenzial mit elektronischer Steuerung. Der Rodin F-Zero verfügt zusätzlich über eine Traktionskontrolle. Das ergibt Sinn bei einem derart starken Auto, dessen Höchstgeschwindigkeit laut Hersteller bei 360 km/h liegt.

Angesichts dieses Wertes bedarf es einer performanten Bremsanlage. Jene des Rodin F-Zero arbeitet mit ABS, 380 Millimeter großen Carbon-Scheiben und Titan-Sätteln, die vorn sechs und hinten vier Kolben aufweisen. Sollte es die früher angedachte Hybrid-Version doch irgendwann geben, kann diese per Rekuperation Bremskraft als elektrische Energie zurückgewinnen, mit der der E-Motor gespeist wird. Das Pushrod-Gewindefahrwerk mit Doppel-Querlenker-Auslegung verfügt über vierfach verstellbare Öhlins-Dämpfer sowie Magnesium- und Titan-Komponenten. Die ebenfalls aus Magnesium gefertigten Schmiedefelgen in den extremen Dimensionen 14x18 Zoll vorn und 16x18 Zoll hinten liefert OZ Racing. Die dazu passenden Reifen – hinten im 365er-Format – backt Avon; bei entsprechendem Wetter kommen natürlich Slicks ans Auto.

Jedes Auto ist maßgeschneidert

Den ursprünglich kommunizierten Plan, den F-Zero 2023 auf den Markt zu bringen, kann Rodin Cars nicht einhalten. Immerhin bat die Crew um David Dicker inzwischen einen F-Zero-Prototyp auf einem Kurs vor der eigenen Haustür zum Rennstrecken-Debüt, womit der Hersteller in die finale Testphase eintritt. Dabei saß der Firmenchef, ein Tech-Milliardär und begeisterter Rennfahrer, höchstpersönlich am Steuer. "Der Test verlief sehr gut und wir konnten unser Programm durcharbeiten", sagte er nach dem Rollout, allerdings liege noch ein langer Weg der Erprobung und Entwicklung vor dem Rodin-Team.

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Die Kleinserie soll auf nur 27 Exemplare begrenzt werden. Preise nennen die Neuseeländer nicht. Kundinnen und Kunden können bestimmte Aspekte des Fahrzeugs an ihren Fahrstil und die Strecke, auf der sie es bevorzugt einsetzen wollen, anpassen. Darüber hinaus erhalten Rodin-Besitzerinnen und -besitzer Zugang zu maßgeschneiderter Rennbekleidung, können ihr Fahrzeug beim Hersteller lagern und es von ihm zu den jeweiligen Bestimmungsorten liefern lassen, wenn ein Track Day ansteht. Ein Fahrertraining auf den "malerischen privaten Rennstrecken von Rodin" ist im Kaufpreis ebenfalls enthalten.  © auto motor und sport

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