Die Vereinigung Hank Williams Trust bot eine originale Shelby Cobra 298 bei der RM-Sotheby's-Auktion in Monterey, Kalifornien, vom 15. bis 17. August zum Verkauf an. Der Rennwagen brachte eine Summe im siebenstelligen Bereich ein.
Ohne Frage – hinter jedem Automobil steckt eine Geschichte. Insbesondere, wenn es ein Oldtimer ist. Aber die Geschichte von Hank und seiner Cobra war geprägt von Zufällen, wie sie sonst nur in Hollywood-Streifen zu finden sind. Die Geschichte beginnt 1965. Henry "Hank" Williams war ein begeisterter Rennfahrer, doch sein bisheriger Austin Healey stieß auf der Rennstrecke schnell an seine Grenzen. So begab sich der junge Mann zum nächsten Chevrolet-Händler.
Der Verkäufer wollte ihn über den Tisch ziehen
Es war jedoch März 1965, und Hank Williams war ein Dunkelhäutiger auf dem Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung. Kein einziger Verkäufer im Chevrolet-Autohaus würdigte ihn eines Blickes. Hank ließ sich nicht entmutigen und suchte weiter, bis ihn der Zufall vor die Tür von Norman Ford Sales in Pomona, Kalifornien trieb. Dort stieß er nicht nur auf einen jungen Verkäufer, der seinen ersten Profit einheimsen wollte, sondern auch auf einen Shelby 289 Cobra von 1964 mit der Fahrgestellnummer CSX 2227 – eine der letzten blattgefederten Mk II-Versionen in Princess Blue.
Es lief zuerst alles wie gehabt. Der Verkäufer setzte einen Kaufvertrag auf und Hank tätigte eine Anzahlung. Als der neue Besitzer einige Zeit später zurückkehrte, um das Auto abzuholen, war es jedoch verschwunden. Vom Verkaufsleiter erfuhr Hank, dass die Cobra gar nicht zum Verkauf stand, sondern die Leihgabe eines anderen Händlers sei. Hank drohte dem Filialleiter mit seinem Anwalt. Das zeigte Wirkung und die Cobra tauchte plötzlich wieder auf. Der Beginn einer 60-jährigen Beziehung zwischen Mann und Maschine.
Ab auf die Rennstrecke
Unter der Woche nutzte Hank die Cobra als Alltagsfahrzeug und an den Wochenenden ging es auf die Rennstrecke. Nebenbei modifizierte er das Auto nach seinen Vorstellungen. Er kaufte beispielsweise ein originales, abnehmbares Hardtop – was heute als Rarität gilt. Außerdem lackierte er den Wagen in Silver Mink, einer Lincoln-Farbe aus dem Jahr 1964, und gestaltete die Innenausstattung nach seinem Geschmack in rotem Naugahyde – einem beschichteten Stoff – um.
Er ergänzte eine Motorhaubenhutze und zwei Vierfachvergaser, ersetzte die Werksräder durch amerikanische Fünfspeichenfelgen und installierte Stabilisatoren. Der Originalmotor wurde in den 1980er Jahren nach einer Aufbohrung um 0,030 Millimeter überarbeitet. Original leistet der Motor zwischen 335 und 350 PS. Gemeinsam bestritten die beiden fast 400 Rennen. Darunter Slaloms, Rallyes oder private Veranstaltungen. Insgesamt fuhr Hank 140.000 Meilen mit seiner Cobra – umgerechnet etwa 225.300 Kilometer. Hank Williams verstarb 2023 im Alter von 99 Jahren.
Auf der Monterey Car Week ging die Cobra für 2,28 Millionen Dollar über die Theke. Umgerechnet entspricht das etwa 2,07 Millionen Euro. Wie für einen Rennwagen üblich hat die Karosserie ein paar Kratzer und Dellen. Außerdem bekommt der neue Besitzer eine umfangreiche Akte zur Geschichte des Fahrzeugs dazu. © auto motor und sport
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