Uelzen - René Winkel blinkt, lenkt die beiden Ponys vorsichtig auf die Hauptstraße in Uelzen und schnalzt dabei immer wieder mit der Zunge. Zehn Minuten geht alles gut, das kleine Gefährt mit dem Schild "Fahrschule" und Lehrer Klaus-Dieter Gärtner als Beifahrer ruckelt vor sich hin. Die ausgebremsten Autofahrer nehmen Rücksicht.
Als aber auf einer angrenzenden Koppel zwei Pferde losgaloppieren, werden Gregory und Lavaro auf der Proberunde plötzlich unruhig und schneller. Winkel reagiert besonnen, bremst verhalten, lässt auch immer wieder ein bisschen Tempo zu, bis sich die beiden Wallache beruhigt haben. "Das hast du gut gemacht", sagt Gärtner, der Schüler und Schülerinnen an seinen Zwei- und Vierspännern ausbildet.
Weniger Unfälle seit einigen Jahren
Den Kutschenführerschein gibt es erst seit vier Jahren, Gärtner saß mit in der Kommission. Er bildet seit etwa 30 Jahren aus - für den Freizeit- und Leistungssport. Rund 340 Trainern hat er das Rüstzeug für die verschiedenen Klassen auf seinem weitläufigen Hof vermittelt, insgesamt mehr als tausend Abzeichen verliehen. Die meisten seiner Kunden sind sportlich aktiv mit den Pferden, nur ein kleiner Prozentsatz macht es aus Vergnügen für die Entspannung in der Freizeit.
"Es sieht alles so leicht aus, aber bundesweit passieren im Jahr viele Unfälle", erzählt der 71-Jährige. Seit der Einführung des Kutschenführerscheins seien sie zurückgegangen. "Wir wollten die Privaten zur Ausbildung kriegen, im gewerblichen Bereich ist die Ausbildung Pflicht, mehr Wissen da, und es geht pferdegerechter zu."
Führerschein ab 14 Jahre
Lehrgangsteilnehmer müssen mindestens 14 Jahre alt sein, und um den Kutschenführerschein A Privatperson ablegen zu können, muss man im Besitz des Pferdeführerscheins Umgang sein. Dabei geht es unter anderem darum, wie man ein Pferd vorbereitet und gewisse Krankheitsbilder erkennt. Die Vierbeiner leiden still, wenn sie Schmerzen haben, aber Anzeichen dafür kann man erkennen, wenn sich die Ober- und Unterlippe kräuseln.
Den Test für die Voraussetzung nimmt Gärtner oft vor dem neuntägigen Kurs ab, der bei ihm 600 Euro kostet. "Im nächsten Jahr müssen wir das anheben, die Kosten laufen weg", sagt er. Unabhängige Prüfer der Landesvertretung kommen zum Abschluss nach Uelzen.
Den Kutschenführerschein gibt es seit vier Jahren, vorher gab es das Fahrabzeichen, das den Turniersport im Fokus hatte. Seitdem wurden 22 000 Ausweise ausgestellt. "Die Nachfrage ist höher als das Angebot", sagt Thomas Ungruhe von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf (Nordrhein-Westfalen.
Versicherungen machen Druck
Auch die Versicherungen drängten auf mehr Fachkenntnis im Umgang mit Pferd und Kutsche. Etwa sechs bis acht Teilnehmer könnten einen Lehrgang gemeinsam machen, die Logistik auf der Anlage sei eine gewisse Herausforderung.
Auf die Anlage von Gärtner kommen auch Hobby- oder Turnierfahrer, die ihre Fahrkünste aufbessern wollen. Jörg Bogdans ist aus der Nähe von Parchim in Mecklenburg-Vorpommern angereist, er will die Kommunikation mit seinen holländischen Vollblutpferden verbessern. "Das muss gelebt werden in der Familie, denn der Zeitaufwand und die finanzielle Seite sind schon besonders", erzählt der 61 Jahre alte Techniker im Heizungsbereich. Er nimmt an regionalen Turnierfahrten teil, sein Nachbar ist der Beifahrer. "Es gibt preiswertere Hobbys, aber wenn es Entspannung bringt, ist es das wert", sagt Gärtner.
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