Die Zulieferer-Branche erholt sich, die Umsätze steigen, aber die Margen stagnieren. An der Spitze der internationalen Automobilzulieferer steht weiter Bosch. Aber die asiatischen Wettbewerber holen auf.

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Die Beratungsfirma Berylls beleuchtet mit der Top-100-Zuliefererstudie 2024 in diesem Jahr bereits zum dreizehnten Mal in Folge die Entwicklungen und Herausforderungen der weltweit 100 größten Automobil-Zulieferer.

Zulieferer verdienen gut, Hersteller noch viel besser

Zu den positiven Nachrichten gehört, dass die Industrie entlang der gesamten Lieferkette Umsätze und Margen im Vergleich zum Vorjahr steigern konnte. Allerdings ist das Vergleichsjahr 2022 für die Industrie extrem schlecht gelaufen, ein leichtes Plus ist also kein Grund zum Jubeln. Die zehn größten Automobilhersteller übertrafen mit einem Umsatzanstieg von 8,1 Prozent auf 1.770 Milliarden Euro, das Wachstum der Zulieferer, die im letzten Jahr zahlreiche Performance-Programme angestoßen und sich von tausenden Mitarbeitern getrennt haben.

Wie in den Vorjahren liegen die OEMs und Lieferanten bei der Marge weit auseinander. Die Autohersteller erreichen mit einer Durchschnittsmarge von 8,5 Prozent wie in den beiden vorangegangenen Studien einen neuen Bestwert, während die Zulieferer mit 5,9 Prozent lediglich das Vor-Corona-Niveau erreicht haben. Im vergangenen Jahr steigerte die Branche ihren Umsatz allerdings auf den neuen Rekordwert von 1,135 Milliarden Euro.

Der wichtigste Faktor für das Wachstum war laut Berylls die gestiegene Nachfrage nach Neufahrzeugen in Nordamerika und Europa. Die weiterhin hohen Erzeugerpreise für Energie und Rohstoffe konnten die Zulieferer nur in sehr seltenen Fällen voll an die OEMs verrechnen.

Bosch weiter Spitze, Conti steigt weiter ab

Innerhalb der Top 10-Spitzengruppe der größten Zulieferer-Unternehmen gab es in den vergangenen Jahren viel Bewegung. Bemerkenswert ist vor allem der kontinuierliche Abstieg von Continental. Das Unternehmen legt 2023 zwar bei Umsatz und Marge zu, wird aber, wie schon in den beiden Vorjahren um einen Rang nach unten durchgereicht und belegt mittlerweile nur noch Platz fünf. Im Jahr 2019 hielt Conti noch Position zwei hinter Bosch. 2023 ist es der koreanische Zulieferer Hyundai Mobis der an Conti vorbeizieht. Es gibt lediglich eine eherne Konstante in den Top 10: Bosch. Das Unternehmen bleibt Spitzenreiter und kann seinen Abstand zu Verfolger Denso ausbauen, ZF besetzt erneut die dritte Position. Und China? Ist mit dem großen Batteriehersteller CATL wie schon im Vorjahr an Platz sieben vertreten, ohne sich nennenswert weiter an Magna auf Platz sechs heranarbeiten zu können.

Noch ist die Vormachtstellung der deutschen und japanischen Lieferanten zwar ungebrochen, ihre Bedeutung erodiert allerdings. In den vergangenen Jahren hat das Segment der japanischen Unternehmen rund fünf Prozent am globalen Zulieferermarkt verloren, die deutsche Gruppe schrumpfte um zwei Prozent. In ihrer Gesamtheit stehen sie allerdings immer noch für etwa 40 Prozent der weltweiten Zuliefererindustrie.

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Chinesen werden kommen

Die Entwicklung der chinesischen Zuliefererindustrie ist für die Macher der Studie allerdings nur schwer vorhersehbar. Im 2023er-Ranking schafften es acht Lieferanten aus China in die Top 100, in diesem Jahr ist mit dem Reifenhersteller Sailun ein neuntes Unternehmen hinzugekommen. Weil sich allerdings die Bedeutung der Warengruppen verschiebt, hin zur Batterie- und Halbleiterindustrie, besteht die Gefahr, dass die Position der deutschen Unternehmen weiter unter Druck gerät, denn sie sind kaum in diesem besonders zukunftsträchtigen Wachstumsmarkt vertreten. Ganz anders die chinesischen Unternehmen, die sich hier auf einem starken Wachstumspfad befinden. Dementsprechend erwarten die Berylls Experten im Jahr 2030 eine in weiten Bereichen neue Zusammensetzung der Top 100.  © auto motor und sport

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