Seit dem Winter 2010/2011 gilt in Deutschland die Winterreifenpflicht. Allerdings herrscht eine allgemeine Verunsicherung beim Thema Winterreifen-Gesetz. Erfahren Sie hier, wann genau welche Winterreifen anzubringen sind. Außerdem erklären wir Ihnen, wie Sie taugliche von untauglichen Reifen unterscheiden können.

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Wann sind Winterreifen Pflicht?

Winterreifen sind dann Pflicht, wenn es zu Schnee, Glatteis oder Schneematsch auf den Straßen kommt. Schon bei Reifglätte beginnt die Pflicht, Winterreifen zu montieren. Sie hängt also einzig von der aktuellen Witterung ab. Einen zeitlich festgelegten Rahmen (etwa die Wintermonate) gibt es nicht. Gut zu wissen: Wer eine Panne hat und einen Sommerreifen als Notbehelf anbringt, darf diesen auch bei winterlichen Verhältnissen fahren. Allerdings muss bei der nächsten Möglichkeit ein Reifenwechsel auf Winterreifen erfolgen.

Mit welchen Konsequenzen muss ich rechnen, wenn ich die Winterreifenpflicht verletze?

Die Fahrt mit Sommerreifen bei winterlicher Wetterlage zieht einen Punkt in Flensburg für den Fahrer – nicht für den Autobesitzer – nach sich. Das Bußgeld beträgt grundsätzlich 60 Euro. Wenn Sie aufgrund Ihrer Sommerreifen auf winterlichen Straßen einen Unfall verursachen, werden zwischen 80 und 120 Euro fällig. Außerdem kommt es zu Leistungskürzungen seitens der Versicherung. Für die Kaskoversicherung bedeutet das, dass eine Zahlung teilweise oder komplett verweigert wird.

Was besagt das Winterreifen-Gesetz bezüglich der Profiltiefe?

Die Mindestprofiltiefe muss 1,6 mm betragen – das gilt sowohl für die Sommer- als auch für die Winterreifen. Ein neuer Winterreifen hat beim Kauf eine Profiltiefe von ca. 8 mm. Winterreifen sollten Sie bereits auswechseln, wenn die Profiltiefe 4 mm unterschreitet. Einen Ganzjahresreifen, der unter die Grenze liegt, sollten Sie nur noch im Sommer fahren. So überprüfen Sie die Profiltiefe: Messen Sie sie mit einem Lineal, Zollstock oder Profiltiefenmesser (erhältlich bei Ihrem Reifenhändler) an verschiedenen Stellen des Reifens. Maßgeblich ist die Stelle, die am stärksten abgefahren ist. Alternativ können Sie eine 1-Euro-Münze zur Hilfe nehmen: Der goldene Außenring ist genau 3 mm breit. Wenn Sie die Münze in das Reifenprofil stecken, muss dieser goldfarbene Ring verdeckt sein. Andernfalls ist die Profiltiefe für die Fahrt auf winterlichen Straßen nicht mehr ausreichend.

Wann ist der beste Zeitpunkt, um Winterreifen aufzuziehen?

Zwar bezieht sich die Winterreifenpflicht auf kein bestimmtes Datum, jedoch können Sie sich an die Faustregel "Oktober bis Ostern" halten. Wenn Sie innerhalb dieses Zeitraums mit Winterreifen fahren, sind Sie auf der sicheren Seite. Das erspart Ihnen auch, Ihre Winterreifen je nach Wetterlage auf- und abzuziehen. Eine andere Faustregel, die Sie vor einem Konflikt mit der Winterreifenpflicht bewahrt, ist die 7-Grad-Regel: Wenn die Temperatur die 7 Grad schon länger nicht mehr überschritten hat, sollten Sie auf Winterreifen umsteigen. Lassen Sie sich dabei nicht von einem sonnigen Oktober täuschen. Im Herbst kann der Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperatur sehr groß sein.

Welche Reifen erfüllen die Bestimmungen des Winterreifen-Gesetzes?

Abgesehen davon, dass Winterreifen ein markanteres Profil als Sommerreifen haben, erkennt man sie an den folgenden Symbolen, die in den Gummi an der Seite eingeprägt sind:

  • "M+S"
  • "M&S"
  • "M.S."
  • Schneeflocken-Symbole
  • Three-Peak-Mountain

Das Winterreifen-Gesetz schreibt lediglich die M+S-Kennzeichnung vor. Die Buchstaben stehen für "Mud" und "Snow", also Matsch und Schnee. Sie kommen der Winterreifenpflicht bereits nach, wenn Ihre vier Autoreifen dieses Kürzel tragen. Nicht nur die eindeutig als Winterreifen ausgewiesenen Modelle, auch die Ganzjahresreifen (Allwetterreifen) erfüllen die Winterreifenpflicht, da Sie die entsprechende Kennzeichnung tragen. Allerdings raten sowohl der ADAC als auch die Stiftung Warentest davon ab, sich bei Schnee und Eis auf einen Ganzjahresreifen zu verlassen.

In den USA zum Beispiel reicht die M+S-Kennzeichnung nicht aus. Dort muss ein richtiger Winterreifen zusätzlich ein Schneeflockensymbol tragen. Da die USA ihre Winterreifen exportieren, ist das Schneeflockensymbol auch hierzulande häufig zu sehen. Wenn Ihr Reifen dieses Symbol trägt, dann können Sie davon ausgehen, dass es sich um einen tauglichen Winterreifen handelt. Außerdem gibt es das Three-Peak-Mountain-Symbol: Ein Berg mit drei Spitzen. Auch diese Winterreifen erfüllen die Winterreifenpflicht.

Für welche Fahrzeuge gilt die Winterreifenpflicht?

Das Gesetz für Winterreifen gilt auch für Motorräder, jedoch nicht für landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzfahrzeuge. Diese Fahrzeuge haben ohnehin ein Reifenprofil, das für Schnee und Eis ausreichend ist. Wenn Sie einen Anhänger ziehen, dann reicht es aus, wenn lediglich Ihr PKW die Winterreifenpflicht erfüllt. Bei Geländefahrzeugen mit Allradantrieb gilt die Winterreifenpflicht genauso wie bei jedem anderen PKW. Und last, but not least: Die Winterreifenpflicht gilt auch für ausländische Urlauber auf deutschen Straßen. Fehlt die M+S-Kennzeichnung auf einem oder mehreren der vier Reifen, dann haben Sie gegen die Pflicht zu Winterreifen verstoßen.

Winterreifenpflicht in den Nachbarländern

In Österreich und Tschechien gilt die tiefere Mindestprofiltiefe von 4 mm. Sie tritt immer dann in Kraft, wenn eine Fahrbahn mit Schnee, Matsch oder Eis bedeckt ist. Keine generelle Winterreifenpflicht gibt es in Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Frankreich und Polen. Jedoch wird in allen diesen Ländern das Fahren mit Sommerreifen auf einer verschneiten Straße als eine Verkehrsbehinderung angesehen und kann – erst recht bei einem Unfall – zu Geldbußen führen. Außerdem ist die Nutzung von Winterreifen (oder gar Schneeketten) speziell im Gebirge durch gesetzliche Vorgaben und entsprechende Beschilderung vorgeschrieben.  © 1&1 Mail & Media

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