Gravelbikes sind Tausendsassas. Ob Straße, Schotter-, Wald- oder Feldwege, fast jeder Untergrund ist willkommen. Und wenn dann noch eine satte E-Unterstützung ins Spiel kommt, wie beim Revolt E+, wird das Einsatzspektrum wie zum Pendeln im Alltag noch einmal auf eine neue Stufe gehoben. Wir haben den Dauerläufer im Programm aus dem Hause Giant ausführlich getestet.

Mehr zum Thema Mobilität

Ein bisschen Skepsis ist bei unserem Tester schon vorhanden. E-Unterstützung am Gravelbike? Muss das jetzt auch noch sein? Schließlich wird sonst mit komplett eigener Kraft in die Pedale getreten. Das Giant Revolt E+ leistet in unserem Test jedoch schneller als gedacht echte Überzeugungsarbeit bei unserem Redakteur. Wieso und womit, das erklären wir dir jetzt.

Das ist das Giant Revolt E+

Angetrieben wird das Giant Revolt E+ durch einen SyncDrive EP8-Motor von Shimano, der 85 Nm liefert und maximal bis zu 400 Prozent Unterstützung bieten kann. Sechs Sensoren messen dabei die Kraft auf den Pedalen und sollen für eine passende, effiziente Unterstützung sorgen.

Als Akku dient ein EnergyPak Smart Compact mit 500 Wh, der im Unterrohr des Rahmens integriert ist. Der wird entweder direkt über eine Ladebuchse mit frischer Energie aufgeladen oder kann mithilfe eines Torx-Schlüssels komplett aus dem Rahmen entnommen werden.

Die Unterstützungsstufen werden wahlweise mit den Shimano GRX Di2-Schalthebeln oder den Ridecontrol Go-Mehrzwecktasten gewählt. Diese sind im Oberrohr integriert. Farbige LEDs zeigen Akku-Stand oder Unterstützungsmodi an. Interessant: der sogenannte SmartAssist-Modus kann sich automatisch an deinem Fahrstil anpassen, die Unterstützungsmodi müssen dann nicht mehr einzeln angesteuert werden.

ANT+ für die Benutzung eines eigenen Radcomputers steht ebenfalls zur Verfügung. Außerdem gibt es die RideControl-App, sodass der Fahrer sein Smartphone gleichzeitig als Display für alle relevanten Fahrdaten (Fahrmodus, Batterieanzeige usw.) nutzen oder auch Updates aufspielen kann.

Beim Rahmenmaterial verwendet Giant einen hochwertigen Aluxx-SL-Aluminiumrahmen, dessen dicken Schweißnähte unweigerlich ins Auge fallen. Das Oberrohr ist leicht abfallend. Die Gabel ist aus Carbon. Genauso wie die D-Shape-Sattelstütze, die für den Komfort zuständig ist.

Des Weiteren befinden sich am Rahmen Montageösen, an denen unter anderem Schutzbleche oder ein Gepäckträger montiert werden können.

Auf allen Pisten zu Hause?

Typisch E-Bike wirkt das Giant Revolt E+ händisch angehoben konstruktionsbedingt eher schwer, doch sobald man aufsitzt, überrascht bereits die kleinste Unterstützungsstufe mit ihrer Leichtigkeit beim Vortrieb. Und da es direkt vor der Türe bergan geht, freut das den Redakteur irgendwie dann doch.

Alles im Blick: die Sitzposition ist als komfortabel-sportlich einzustufen und weist darauf hin, dass das Giant Revolt E+ auch gerne bei Alltagsfahrten seinen Dienst verrichtet. Der bequeme Sattel lässt am Pöppes nichts anbrennen und gefällt selbst bei längeren Touren. Den Lenker empfinden wir dagegen als weniger komfortabel, da er sich gerade im Obergriff recht "dünn" anfühlt und nicht zu einer entspannteren Griffposition beiträgt.

Die Schaltung durch die einzelnen Modi erfolgt sanft und flüssig durch die gut mit den Fingern zu bedienenden Schalthebel der GRX Di2. Das funktioniert zwar auch mit der Mehrzwecktaste der Ridecontrol Go, hat aber den Nachteil, dass man dazu eine Hand vom Lenker nehmen und den Blick nach unten richten muss.

Die Kettenschaltung mit der 11-42er-Kassette und einem Kettenblatt mit 47 Zähnen – ein Chain Glider hält die Kette sicher auf dem Kettenblatt – wirkt dagegen stimmig und passte unter allen Bedingungen. Denn, wir wollten es genau wissen: Nicht nur, was die Übersetzung angeht, sondern auch, ob das E+ ein Hans Dampf in allen Gassen ist. Dazu nahmen wir unter anderem ein paar fiese Stiche an der Halde Haniel im Herzen des Ruhrpotts in Angriff. Bekannt als ein Mekka für Ausflügler und MTB-Fans fuhren wir mit dem E-Gravel über die Schlacken-Pfade der 126 Meter hohen Abraumhalde bei Bottrop.

Ein Wow-Effekt stellte sich bereits nach wenigen Metern ein, denn der gleichmäßige, kraftvolle Vortrieb ließ auch die schwierigsten Passagen mühelos meistern, ohne nach Luft japsen zu müssen. Klar, dass dies natürlich ordentlich Spaß macht und unseren Testfahrer zur Grinsekatze werden ließ. Bei schnellen, zackigen Manövern wirkt das E-Gravelbike jedoch behäbig und offenbart seinen gutmütigen Charakter anstatt dem eines Draufgängers.

In der Ebene reichte in den allermeisten Fällen die kleinste Unterstützungsstufe aus, sodass sich dies positiv auf die Reichweite auswirkt. Die gibt Giant unter Idealbedingungen mit rund 160 km an. In der Praxis kommt man nicht an diese Zahl heran, aber 120 km – 130 km sind in der Ebene, wie bei Flussradwegen, durchaus realistisch. Auf einfachen flachen Wegen reicht es sogar oft aus, kurz das Bike in Schwung zu bringen und dann die Unterstützung komplett auszuschalten. Trotzdem ist man überraschend flink und agil unterwegs, kann die Geschwindigkeit gut halten. Das Pedalieren wirkt dabei sehr harmonisch und natürlich. Das lobte auch unser Testredakteur hinterher anerkennend. Wer sich etwas Fitness antrainieren möchte, sitzt daher auf dem Giant genau richtig.

Für ein Gravelbike sind die Maxxis Receptor-Pneus mit ihrer schwachen Profilierung im Gelände nicht die erste Wahl. Die 40 mm breiten Reifen zeigen dort Schwächen bei feuchtem Untergrund, bei nasserem Geläuf kommen sie schnell an ihre Grenzen. Auf Asphalt präsentieren sie sich dagegen mit einem guten Abrollverhalten und sind für den Einsatz am Pendler-Rad bestens geeignet.

Apropos Pendler: Wer das Giant Revolt E+ für alltägliche Fahrten zur Arbeit oder zum Einkauf nutzen möchte, hat mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 156 kg (Fahrrad+Fahrer+Gepäck) genügend Spielraum für die zu transportierenden Dinge.

BikeX werbefrei lesen
Lesen Sie alle Inhalte auf bike-x.de werbefrei und ohne Werbetracking.

👍 Das gefiel

  • starker Antrieb, dem selbst steilste Anstiege nichts ausmachen
  • stimmige Übersetzung
  • leichtes Pedalieren selbst ohne Unterstützung
  • Komfort am Heck
  • bissiges Bremsverhalten
  • vielseitiger Einsatzzweck

👎 Das gefiel weniger

  • wuchtige Schweißnähte
  • Reifen kommen im Gelände schnell an ihre Grenzen
  • günstige Laufräder
  • dünner Lenker bietet im Oberlenker wenig Halt

Fazit

Das Giant Revolt E+ ist ein Gravelbike für fast alle Einsatzwecke. Es kombiniert gekonnt die besten Dinge aus zwei Welten: einmal als antriebsstarkes Gravelbike auf leichten Wald- und Wiesenwegen, dem selbst steile Anstiege nicht im Wege stehen und einmal als ideales Pendler-Bike für den alltäglichen Gebrauch. Dabei steht sein gutmütiger, unaufgeregter Charakter im Vordergrund und wird dem Gelegenheits-Graveler im Fahrverhalten sicherlich entgegenkommen. Ruppige und zackige Lenkbewegungen wie auf schmalen Trails sind nicht ganz seins, dazu passen auch nicht die montierten Laufräder samt den nur leicht profilierten Reifen. Dennoch überzeugte das Giant Revolt E+ unseren Tester mit Fahrspaß und einem runden, stimmigen Gesamtpaket als Pendler-Bike, mit dem es sich anschließend berauschende Runden durch die Felder drehen lässt.  © Bike-X

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.