Ein dubioses Anwaltsschreiben im Briefkasten, vermeintlich vertrauenswürdige Emails, die wichtige Zugangsdaten erschleichen, oder unsichtbare Viren, die heimlich die Kreditkartendaten stehlen: Online-Kriminalität hat viele Gesichter – und immer mehr Opfer, denn Betrüger und Datendiebe werden immer raffinierter. Wir zeigen am heutigen Safer Internet Day, welche Gefahren im Web auf Sie warten und wie Sie sich vor ihnen schützen.
Eine Infizierung des eigenen PCs durch Schadprogramme haben laut Erhebungen von Forsa bereits 42 Prozent der Internet-Nutzer erleben müssen – das entspricht 22 Millionen Deutschen. Die von BITKOM in Auftrag gegebene Umfrage ergab außerdem, dass bereits sechs Millionen Nutzer online von einem Geschäftspartner übers Ohr gehauen wurden, etwa beim Einkauf in Online-Shops, bei Auktionen oder privaten Verkäufen.
Sehr gefährlich sind zudem die weiterhin drastisch zunehmenden Phishing-Attacken: In den in der ersten Jahreshälfte 2010 gemeldeten Fällen lag der durchschnittliche Schaden bei jeweils rund 3.500 Euro. Daneben wird eine umfangreiche Dunkelziffer von Fällen vermutet, die entweder nicht angezeigt oder erst gar nicht bemerkt wurden.
Wie aber soll man sich vor Abzocke im Internet schützen? Der erste Schritt ist es, die Maschen der Online-Kriminellen zu kennen. Unser Überblick zeigt die häufigsten Gefahren im Web und gibt Tipps, wie Sie sich vor ihnen schützen können.
Abofallen
Die Gefahr: Hier wird dem Nutzer ein vermeintlich kostenloses Angebot suggeriert, zum Beispiel der Download von PC-Programmen. Bei der Anmeldung wird dann – untypischerweise für die meisten Gratisdienste im Web – die komplette Adresse abgefragt. Die böse Überraschung folgt postwendend: Die unseriösen Anbieter verstecken geschickt Kostenfallen im Kleingedruckten oder den Allgemeinen Geschäftsbedingungen und prompt sieht sich der Nutzer mit einem 24-Monats-Abo oder ähnlichem konfrontiert. Wer nicht zahlt, wird häufig mit Anwaltsschreiben oder Mahnungen von Inkassounternehmen unter Druck gesetzt.
Der Schutz: Vor Abofallen schützen Sie sich mit einer gesunden Portion Misstrauen gegenüber unbekannten Webdiensten – gerade wenn diese bei der Anmeldung Ihre volle Adresse verlangen. Führen Sie zum Beispiel eine kurze Websuche nach dem Anbieter durch und überprüfen Sie, ob andere Nutzer negative Erfahrungen mit dem Service gesammelt haben.
Wenn Sie dennoch auf die Abzock-Masche hereingefallen sind, sollten Sie nicht übereilig bezahlen. Stattdessen können Sie sich auf einschlägigen Webseiten informieren, in Foren Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen durchlesen oder sich an die nächste Verbraucherzentrale wenden.
Betrug beim Onlinekauf
Die Gefahr: Shoppen im Internet ist beliebt und praktisch. Leider mischen sich immer wieder schwarze Schafe unter die Anbieter, die schon bezahlte Ware nicht liefern oder gefälschte Produkte versenden.
Der Schutz: Bei Auktionen, privaten Verkäufen oder der ersten Bestellung bei einem Online-Shop gilt: Lesen Sie vor einem Kauf die Bewertungen anderer Nutzer über den jeweiligen Händler durch und überprüfen Sie, ob ein korrektes Impressum mit Nennung und Anschrift des Geschäftsführers sowie klare Geschäftsbedingungen auf der Webseite angegeben sind.
Auch beim Bezahlvorgang sollten Sie vorsichtig sein. Verwenden Sie ein Ihnen bekanntes Zahlverfahren und vermeiden Sie Bestellungen auf Vorkasse. Achten Sie während der Übertragung der Zahlungsinformationen darauf, dass die Verbindung verschlüsselt ist. Dies erkennen Sie am Schriftzug "https" in der Adressleiste und einem Vorhängeschloss- oder Schlüssel-Symbol in Ihrem Browser.
Falsche Virensoftware
Die Gefahr: Der Nutzer erhält beim Surfen durch das Web eine täuschend echte Warnung, dass sein Rechner mit einem Virus infiziert sei. Freundlicherweise wird das passende Gegenmittel in Form eines Antivirentools gleich angeboten. Dieses fordert entweder sofort oder nach kurzer Zeit zum Erwerb einer kostenpflichtigen Lizenz auf. Das heruntergeladene Programm dient meist nicht dem Schutz des PCs, sondern infiziert diesen teilweise sogar selbst mit Schadsoftware.
Der Schutz: Anstatt auf ein unaufgefordertes Angebot zu reagieren, sollten Sie Ihre Antivirensoftware gezielt von einer seriösen Quelle herunterladen und aktuell halten.
Identitätsdiebstahl
Die Gefahr: Völlig unverschuldet erhält der Nutzer plötzlich Mahnungen oder sogar ein Haftbefehl. Der Grund: Kriminelle im Internet haben sich der Identität des Nutzers bemächtigt und nutzen diese nun, um Straftaten zu begehen. Dazu ist es nicht einmal nötig, dass die Angreifer durch Schadprogramme Zugriff auf den PC des Nutzers oder nur seine Passwörter erlangen. Allein durch die immer größere Menge an persönlichen Daten, die heutzutage im Netz preisgegeben werden, ist es möglich sich als eine andere Person auszugeben. Die Ziele derartiger Angriffe sind vielfältig und reichen von dem Versuch, kriminelle Aktivitäten zu verschleiern, bis hin zu gefährlicher Rufschädigung. Eine weitverbreitete Form des Identitätsdiebstahls ist das Phishing, welches im nächsten Punkt näher beleuchtet wird.
Die Gefahr eines Identitätsdiebstahles droht nicht nur in der digitalen Welt: Auch über das Abfangen von Postsendungen oder das Durchwühlen des Hausmülls können Kriminelle an die benötigten Daten kommen.
Der Schutz: Um sich vor Identitätsdiebstahl zu schützen, gilt es, mit den persönlichen Informationen äußerst sorgfältig umzugehen. Darüber hinaus, sollten Sie auf einen ausreichenden Schutz Ihres PCs durch aktuelle Sicherheitssoftware achten. Eine weitere Schutzmaßnahme ist es, die eigenen Finanzkonten aufmerksam zu überwachen, um unbekannte Geltransfers frühzeitig erkennen zu können. Im Notfall ist es wichtig, schnell zu reagieren. Sollte Ihre Identität kriminell missbraucht worden sein, sollten Sie sich direkt an die Polizei oder die zuständigen Behörden wenden.
Phishing
Die Gefahr: Unter Phishing (gebildet aus den englischen Wörtern "password" und "fishing") versteht man eine Betrugsmasche, bei der Kriminelle den Nutzer durch gefälschte Emails und Webadressen dazu bringen wollen, geheime Daten wie Passwörter oder Kreditkarteninformationen zu verraten. Neuere Phishing-Angriffe geschehen immer öfter in Kombination mit Malware - also Schadsoftware wie Viren oder Trojaner - auf den Rechnern der Nutzer. Diese kann sich direkt in die Verbindung zwischen Bank und Kunde schalten und Kontozugangsdaten inklusive TANs unbemerkt auslesen.
Der Schutz: Da Phishing-Angriffe immer raffinierter werden, reicht eine Abwehrmaßnahme allein nicht aus. Grundsätzlich sollten Sie jeglichen Emails, die Sie zur Herausgabe von Passwörtern oder gar Bankdaten auffordern, mit gesundem Misstrauen begegnen. Häufig verraten bereits Rechtschreibfehler oder eine seltsame Wortwahl, dass der angebliche Absender nicht stimmt. Zusätzlich sollte Ihr Internet-Browser immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden, denn die neuesten Software-Versionen bringen hier in der Regel bereits einen Phishing-Filter mit. Das gleiche gilt für Ihr Virenschutzprogramm, um Ihren Rechner frei von Malware zu halten.
Spam
Die Gefahr: In Massen verschickte Werbe-Emails verstopfen nicht nur das Postfach, sondern sie sind häufig auch Betrugsfallen. Mal gibt ein nigerianischer Politiker vor, mit der Hilfe des Empfängers Millionen aus dem Ölgeschäft transferieren zu wollen, mal wird versucht vermeintlich billige Arzneimittel zu verkaufen. Durch verschiedene Tricks versuchen die Spam-Emails möglichst seriös zu wirken, zum Beispiel indem sie als Absender einen Doktor oder einen Anwalt tragen. Besonders gefährlich: Immer wieder verstecken sich Schadprogramme in den Anhängen.
Der Schutz: Moderne Spam-Filter schaffen es meist schon einen Großteil der ungewünschten Mails abzuhalten und sollten daher stets aktiviert werden. Bei Emails mit unbekanntem Absender oder auffallenden Betreffzeilen sollten Sie stets erhöhte Vorsicht walten lassen. Um zu verhindern, dass die eigene Haupt-Email-Adresse erst auf die Liste der Spammer gerät, ist es ratsam, für Anmeldungen bei unwichtigeren Webdiensten eine zweite Email-Adresse zu verwenden. Gerät diese in falsche Hände, bleibt Ihr Postfach dennoch von den Mail-Lawinen verschont.
Viren, Würmer und Trojaner
Die Gefahr: Schadprogramme wie Viren, Würmer oder Trojaner sind eine ernsthafte Bedrohung für jeden PC-Nutzer. Wird der eigene Rechner mit ihnen infiziert, drohen Datenverlust, Instabilität, Passwortklau und Identitätsdiebstahl. Häufig bringen Hacker ganze Heerscharen fremder Computer unter ihre Kontrolle, um sie als sogenanntes Botnetz für kriminelle Attacken fernzusteuern. Ist ein Rechner erst einmal infiziert, benötigt es meist einen hohen Aufwand, um die Schadprogramme wieder aus dem System zu entfernen.
Der Schutz: Neben einer auf dem neuesten Stand gehaltenen Antivirus-Software hilft auch eine Desktop-Firewall, eine Infizierung mit Schadprogrammen zu verhindern oder verdächtige Dateien zu entdecken. Das größte Risiko ist meist der Nutzer selbst, indem er Dateien aus nicht vertrauenswürdigen Quellen öffnet. Achten Sie daher stets auf verdächtige Email-Anhänge und überprüfen Sie heruntergeladene Dateien vor dem Ausführen mit einem Virenscanner. Vor allem wer sich im Internet in den Grauzonen der Legalität bewegt, muss auf der Hut sein.
Wie Sie sehen, gibt es trotz der möglichen Bedrohungen im Internet keinen Grund zur Panik. Wer vorsichtig ist und sich schützt, kann sich den Abzockern im Internet entziehen. Wir wünschen allzeit sicheres Surfen. (ae)
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