Wie viele Apps auf deinem Smartphone dienen dem Zweck, Kontakt zu deinen Freunden oder deiner Familie zu halten? Und hast du das Gefühl, dass du durch sie tatsächlich eine stärkere Verbindung zu deinen Liebsten hast?

Miriam Meckel
Eine Kolumne
von Miriam Meckel
Diese Kolumne stellt die Sicht von Miriam Meckel dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die australische Journalistin Johanna Leggatt hat darauf eine klare Antwort: Nein. Das Netz habe uns zu schlechteren Freunden gemacht, schrieb sie in dieser Woche in einem Meinungsbeitrag für den Guardian [The Guardian. When did we become so bad at friendship?].

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Getrennt und doch verbunden

Wir kommunizieren zwar mehr miteinander als je zuvor. Doch statt echter Gespräche führen wir bruchstückhafte Chats, die mal minutenlang hin und her gehen, dann plötzlich abrupt enden und Tage später wieder aufgenommen werden.

Statt uns anzurufen, senden wir uns gegenseitig Sprachmemos, die wir zwischendurch anhören können, wenn wir gerade einmal eine Lücke im vollgepackten Tag haben. Statt uns von Urlauben und Erlebnissen zu erzählen, posten wir Instagram-Stories und reagieren auf Fotos unserer Freunde und Freundinnen mit Herzchen.

Unsere Beziehungen seien transaktionaler geworden, weniger intim, getrennt und doch verbunden, meint Leggatt. Sie trifft mit dieser Analyse einen wunden Punkt: Viele von uns nehmen sich zu selten bewusst Zeit für die Menschen, die uns wichtig sind.

Phubbing: Smartphone ist wichtiger als das Gegenüber

Selbst wenn wir uns persönlich treffen, schauen wir immer wieder nebenbei aufs Smartphone und signalisieren damit, dass darin noch andere Gespräche weiterlaufen, die möglicherweise wichtiger sind, und dass wir nicht bereit sind, uns eine Weile aus dem konstanten Strom an Nachrichten und Gesprächsfetzen herauszunehmen, um unserem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ein Phänomen, das auch unter dem Begriff Phubbing [Handelsblatt: Phubbing - Wenn Technik Beziehungen stört] bekannt ist.

Nun kann man das alles ganz schrecklich finden. Oder man akzeptiert, dass sich unsere Art der Kommunikation und damit auch unsere Freundschaften verändern. Solange Chats persönliche Treffen und digitale Herzchen echte Umarmungen nicht vollständig ersetzen, sondern nur ergänzen, spricht nichts dagegen, sich auf diese Weise auch zwischendurch zu signalisieren, dass man aneinander denkt.

Nur aus einem Punkt lässt sich vielleicht schon jetzt ein Neujahrsvorsatz ableiten: Weg mit dem Smartphone im persönlichen Gespräch. Die Nachrichten sind auch später noch da, das Gegenüber nicht unbedingt.

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