Das Smartphone hat man ständig in der Hand – was man zuvor berührt hat, darüber macht man sich meist keine Gedanken. Kein Wunder, dass sich auf dem Display viele Bakterien befinden. Beim Reinigen des Geräts müssen Sie vor allem auf das richtige Mittel achten, um das Smartphone nicht zu beschädigen.

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Es ist naheliegend, dass Handys Keimschleudern sind: Man hat sie ständig in der Hand, egal, wo man sich zuvor aufgehalten oder was man berührt hat. Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen gibt aber Entwarnung. Im Vergleich zur Anzahl der Keime an menschlichen Händen oder auf der Toilettenbrille sei die Keimlast auf dem Handy verschwindend gering.

"Gerade die modernen Smartphones sind supertrocken und glatt, dadurch können sich nur wenige Keime festhalten", erklärt Egert. Sie fänden auch nur wenig zu fressen und vermehren sich deswegen kaum. In Kratzern können sich die Bakterien allerdings besser festsetzen. Bei alten Tastentelefonen sei die Keimbelastung deutlich höher.

Viele der Mikroorganismen, die sich auf dem Smartphone sammeln, stammen aus der Haut und dem Mund des Besitzers und sind meist unbedenklich. Doch über die Hände und belastete Kosmetikprodukte können sich auch schädliche Erreger dazugesellen. Insbesondere in der Erkältungszeit oder bei Krankenhausbesuchen sollte man daher auf eine gründliche Reinigung des Smartphones achten, um Infektionen zu vermeiden.

Wie wird das Display richtig sauber?

Touchdisplays haben meist eine ölabweisende Beschichtung. Sie sorgt dafür, dass sich dort Fingerabdrücke nicht festsetzen beziehungsweise, dass sie leicht abzuwischen sind. Diese Schicht einfach mit einem trockenen Tuch abzuwischen reicht bei der Reinigung des Smartphones nicht aus: Es macht zwar einen sauberen Eindruck, die Bakterien sind aber nach wie vor vorhanden.

Zu sehr kräftigen Mitteln sollte man aber auch nicht greifen: "Reinigt man sein Smartphone-Display beispielsweise mit Glasreinigern oder Reinigungsmitteln auf Alkoholbasis, wird die fettabweisende Beschichtung allmählich entfernt", warnt Sebastian Klöß, Referent für Consumer Technology beim Branchenverband Bitkom.

"Ein feuchter Lappen und etwas Spülmittel reichen vollkommen", sagt Egert. Wenn man unterwegs ist, könne man auch ein Brillenreinigungstuch nehmen. Eine Desinfektion des Handys im häuslichen Bereich sei aber nicht nötig. Denn von Mobiltelefonen gehe keine besondere Infektionsgefahr aus. Auch das Coronavirus lasse sich mit Seifenwasser inaktivieren.

Zähneputzen

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Eine Desinfektion mit Oberflächen- oder Händedesinfektionsmitteln sei schon deshalb kaum möglich, weil bei der benötigten Menge und deren Einwirkzeit die Gefahr bestehe, dass die Mittel in die Gerätezwischenräume gelangen, erklärt Bernd Glassl, Bereichsleiter Haushaltspflege beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel.

Verschmutzung vermeiden

Lebensmittelreste bilden einen perfekten Nährboden für Keime, auch wenn es sich nur um kleine Spuren handelt. Darum sollte man das Smartphone nicht während des Essens in die Hand nehmen.

Das gilt auch für den Toilettenbesuch. Wer auf dem stillen Örtchen gerne ein bisschen im Internet surft, riskiert, den ganzen Tag Fäkalspuren mit sich herumzutragen. Solche fanden britische Forscher auf jedem sechsten untersuchten Handy von Schülern laut einer Studie aus dem Jahr 2017.

Auch wenn man sich nach dem Toilettengang die Hände wäscht, bleiben die Verunreinigungen mitsamt der entsprechenden Krankheitserreger auf dem Display und kommen beim nächsten Telefongespräch mit dem Gesicht in Kontakt.

Kosmetikprodukte wie Cremes und Makeup sind ebenfalls eine geeignete Umgebung für das Wachstum von Krankheitserregern. Auch wenn das Mikrofasertuch den Touchscreen nicht desinfiziert, ist es daher sinnvoll, den Fettfilm, der über die Hände und das Gesicht aufs Display gelangt, regelmäßig zu entfernen.

Anschlüsse vorsichtig reinigen

Die Anschlüsse eines Telefons sind sehr empfindlich. Nutzer sollten sie deswegen besonders vorsichtig und ohne Feuchtigkeit säubern. Klöß rät zu Wattestäbchen oder einer weichen Zahnbürste.

Wer von seiner Spiegelreflexkamera einen kleinen Blasebalg hat, kann auch den zur Reinigung verwenden. "Druckluftreiniger hingegen sollten keinesfalls eingesetzt werden", warnt Klöß.

Smartphone regelmäßig putzen

Wie oft Nutzer ihr Smartphone reinigen sollten, hängt letztlich von der Nutzung ab, sagt Glassl. Wenn man viel unterwegs ist, viele verschiedene Leute trifft, das Handy sowohl im Bad als auch in der Küche nutzt, sei es ratsam es häufiger zu reinigen.

Wer unterwegs war und das Mobiltelefon benutzt hat, und dann nach Hause kommt und sich die Hände wäscht, sollte auch das Smartphone reinigen.

Für alle, die dann immer noch Keime darauf befürchten, hat Egert eine beruhigende Botschaft. "Für gesunde Menschen im Haushaltskontext geht von den Handy-Keimen keine Gefahr aus." (Agnes Brandes/awa/dpa)

Verwendete Quellen:

  • Fatma Ulger et al.: "Are we aware how contaminated our mobile phones with nosocomial pathogens?"
  • Siiri Kõljalg et al.: "High level bacterial contamination of secondary school students' mobile phones"
  • Fraunhofer Institut Dresden: Hygiene im Handumdrehen - mit neuem Netzwerk 'CleanHand'
  • TÜV Rheinland: Smartphones und Tablets - Hygienesprays schützen vor Keimbefall
  • Techniker Krankenkasse: Zur Hände-Hygiene gehört auch das Handy
  • Techniker Krankenkasse: So schnell wird das Smart­phone sauber
  • Ärzteblatt: Keimschleuder Küchenschwamm - Bakterienkonzentration erreicht Level von Fäkalproben
  • dpa
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