Im Volksmund werden Gelenkbeschwerden oft unter dem Wort "Rheuma" zusammengefasst. Dabei können ganz unterschiedliche Erkrankungen zu Problemen mit den Gelenken und schließlich zu Gelenkverschleiß führen. Wir klären die Unterschiede von Arthrose, rheumatoider Arthritis und Gicht mit einem Experten.

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In Deutschland leiden etwa fünf Millionen Menschen unter Gelenkproblemen. Schmerzen oder Einschränkungen der Mobilität entstehen häufig durch Erkrankungen wie Arthrose, rheumatoide Arthritis oder Gicht. Auch wenn sie oft ähnliche Folgen nach sich ziehen, handelt es sich dabei um unterschiedliche Erkrankungen mit unterschiedlichen Ursachen.

Rheumatoide Arthritis ist ein Selbstzerstörungsprozess

Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung und stellt eine Entzündungsreaktion gegen den Körper dar. "Hierbei zerstören gegen den Körper gerichtete Antikörper den Körper selbst, in diesem Fall vor allem die Gelenkschleimhaut und damit die Gelenke", erklärt Dr. Thomas Schneider, leitender Orthopäde an der Gelenk-Klinik Gundelfingen.

Da nicht alle Patienten Beschwerden haben und viele sich nicht in ärztliche Behandlung begeben, besteht die Gefahr, dass die Erkrankung unbemerkt voranschreiten und zu einem Verschleiß des Gelenkes, zu einer Arthrose, führen kann.

"Der Knorpel funktioniert wie eine Art Stoßdämpfer im Gelenk. Wenn er nicht mehr dämpft, führt das zu einer Knochenschädigung, das ist dann Arthrose", sagt der Experte im Gespräch mit unserer Redaktion.

Arthrose entsteht durch Gelenkverschleiß

Von Arthrose spricht man also immer dann, wenn nicht nur der Knorpel geschädigt ist, sondern auch der darunter liegende Knochen. Sowohl das Gelenk als auch der Knochen sind dann in der Regel entzündet.

"Jede Art von Gelenkschädigung, bei der der Knorpel oder die Knorpelmasse eines Gelenkes zerstört werden, kann eine Arthrose hervorrufen. Es muss nicht immer ein altersbedingter Verschleiß sein", sagt der Orthopäde.

Führen etwa ein Unfall, eine Dauerbelastung aufgrund einer Fehlstellung oder Übergewicht, eine Entzündung oder eine Stoffwechselerkrankung zur Schädigung des Knorpels, kann es bald zu Gelenkschmerzen, Einschränkung der Mobilität oder Versteifung kommen.

Auch eine erblich bedingte Knorpelschwäche kann zu einem Verschleiß führen und Menschen aller Altersklassen treffen. Die meisten Arthrose-Patienten sind allerdings über 60 Jahre alt.

Sowohl eine rheumatoide Arthritis als auch eine Gicht führen meist nach einiger Zeit zu einer Arthrose.

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung

"Bei Gicht hinterlässt der Körper zu viel Harnsäure in den Gelenken, es handelt sich also um eine Stoffwechselerkrankung. Diese Harnsäure kann über einen Entzündungsprozess eine Schädigung verursachen und später zum Gelenkverschleiß führen", sagt Dr. Schneider.

Ein erhöhter Harnsäurespiegel lässt sich durch eine Blutuntersuchung aufdecken.

Therapiemöglichkeiten von Gelenkerkrankungen

Wichtig bei rheumatoider Arthritis und bei Gicht ist, dass die Entzündungsprozesse gemindert werden, um eine Gelenkzerstörung zu verhindern. Das ist zum Beispiel mit Medikamenten möglich. Auch eine Entlastung der Gelenke durch Abnehmen oder unterstützende Schienen und Krankengymnastik kann Beschwerden lindern.

Der Verzicht auf säurebildende Lebensmittel kann den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. "Es ist noch nicht wissenschaftlich belegt, dass eine Ernährungsumstellung Arthrose verhindert oder hinauszögert. Man muss einfach ausprobieren, ob es Linderung bringt", sagt der Experte.

Komplett heilbar sind diese Gelenkerkrankungen nicht, je nach Stärke der Beschwerden können viele Patienten aber gut mit ihnen leben. Wer sich in seiner Lebensqualität stark eingeschränkt fühlt, kann das betroffene Gelenk in einer Operation durch ein Implantat ersetzen lassen.

Gelenkschmerzen vorbeugen

Maßvolle Bewegung ohne übertriebene Belastung ist gut für die Gesundheit und für die Gelenke. Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren gelten als besonders schonend.

"Wer seine Gelenke beim Sport übermäßig belastet oder beansprucht, kann auch eine Arthrose auslösen. Das ist dann eine Zerstörung durch Überlastung. Gerade bei sportlichen jungen Männern kann eine Hüftarthrose auftreten", sagt Dr. Schneider.

Auch wer lange keinen Sport betrieben hat und seine Gelenke mit ungewohnter Belastung herausfordert, kann Schäden verursachen. Deshalb ist es wichtig, den Gelenken Erholung zu gönnen, auch bei regelmäßigem Training also sportfreie Tage einzulegen.

Der Orthopäde empfiehlt, sich an folgender Regel zu orientieren: "Wenn ein oder sogar zwei Tage nach einer Belastung noch Beschwerden da sind, dann war die Belastung für das Gelenk zu groß. Das gilt für den Arthrosepatienten wie auch für den gesunden Patienten."

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Dr. Thomas Schneider, leitender Orthopäde an der Gelenk-Klinik Gundelfingen
  • Deutsche Arthrose-Hilfe e.V.
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