Nur Erwachsene sind gestresst? Das ist falsch. Auch (Klein-)Kinder und sogar Babys können unter Unruhe leiden. Diese Entspannungsübungen helfen beim Entschleunigen und Entspannen.
Stressige Schulstunden hier, nervige Kinder dort, schnell noch zum Sport- oder Musikkurs, danach Hausaufgaben - nicht nur das Leben von Erwachsenen ist heutzutage voller Druck. Selbst Kinder leiden schon unter Stress. Ihr Körper und auch ihr Geist verlangen nach Entspannung und Ruhe. Doch wie können Schul- und Kindergartenkinder, ja sogar Babys entspannen? Warum ist Entspannung für Kinder wichtig - und zwar nicht nur für hyperaktive Kids?
Ziele der Entspannung bei Kindern
Jedes Kind reagiert unterschiedlich auf die heutige (digitale) Reizüberflutung und den Druck, der auf ihm oder ihr, etwa durch Schule, die Trennung der Eltern, den Verlust eines geliebten Menschen oder Mobbing lastet. Es gibt Kinder, die unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen leiden, andere reagieren auf Stress eher mit Kopf- und Bauchschmerzen sowie Appetitlosigkeit. Auch Traurigkeit, Gereiztheit oder sogar Aggressionen treten auf, wenn den Nachwuchs Sorgen und Ängste plagen.
Wenn sich bei Kindern ungesunde Anspannung bemerkbar macht, können Entspannungsübungen helfen, den Stress zu lösen. Durch gezielte Übungen kann bei allen Altersgruppen - von Schulkindern bis hin zu Babys - Entschleunigung geschaffen werden. Sie helfen außerdem, die Konzentration zu fördern, das Immunsystem zu stärken, Sinneswahrnehmung und Fantasie anzuregen, mit stressigen Situationen besser umgehen zu können und ein inneres Gleichgewicht herzustellen.
Bevor es mit Entspannungsübungen losgeht, ist allerdings eines ganz besonders wichtig: Das Kind muss Freunde daran haben! Übungen sollten spielerisch integriert werden und keine nervige Pflicht sein. Außerdem ist nicht jedes Kind an den gleichen Methoden interessiert. Sportliche Kinder finden vielleicht eher Methoden mit Bewegung toll, kreative Köpfe bevorzugen Traumreisen.
Immer wünschenswert ist bei Entspannungsübungen eine entspannte Atmosphäre, um die Ablenkung möglichst gering zu halten - etwa durch leichte Verdunklung, sanftes Licht und eine angenehme Raumtemperatur.
Entspannungsübungen für Schulkinder
Gehört Ihr Schulkind zur eher aktiven Sorte, kann durch Übungen mit Bewegung für innere Ruhe gesorgt werden. Seit vielen Jahren gibt es etwa speziell für Kinder entwickeltes Yoga, das mit einfachen Übungen und die Fantasie anregenden Namen wie Hund, Löwe, Berg und Krokodil zum Mitmachen einlädt. Es gibt zahlreiche Kinder-Yoga-Kurse, aber auch Mitmach-Videos im Netz und Bücher. Sogar schon ab einem Alter von etwa drei Jahren können Kinder an einem begleiteten Kurs außerhalb ihres Zuhauses teilnehmen.
Auch die chinesische Meditations- und Bewegungsform Qigong und das "Schattenboxen" Tai-Chi sind für Kinder geeignet, um eine Verbesserung der Konzentration und der Koordination zu erreichen.
Gezielt auf Entspannung sind die beiden Methoden Progressive Muskelentspannung (PME) und Autogenes Training (AT) aus. Sie unterscheiden sich jedoch darin, dass beim AT vorrangig mit dem Geist und bei der PME mit dem Körper gearbeitet wird. Beim AT erreicht man ruhig sitzend oder liegend und durch Formeln wie "Mein rechtes Bein ist schwer" und "Ich atme ruhig und gleichmäßig" eine Art Trance-Zustand und innere Ruhe.
Bei der PME hingegen werden zur Entspannung Muskeln zunächst aktiv angespannt und dann wieder bewusst entspannt. Beide Methoden sind - wenn sie spielerisch ausgelegt sind - bereits für jüngere Kinder umsetzbar. Ab einem Alter von etwa zehn Jahren können sie dann "richtig" angewendet werden. Auch hierzu gibt es Kurse, CDs, Videos und Bücher. Gezielte Atemübungen oder Massagen können zudem dafür sorgen, dass der gestresste Geist zur Ruhe kommt.
Für Kinder, die gerne in fantastische Welten abtauchen, eignen sich als Wellnessprogramm zum Beispiel sogenannte Traumreisen. Dabei werden bildstarke Geschichten mit ruhiger, leiser Stimme vorgelesen, die zu effektiver Entspannung führen können. Je einfacher die Texte, desto besser funktionieren diese meditativen Reisen auch für kleinere Kinder.
Falls sich hyperaktive Kinder schwertun, Traumreisen ruhig zu folgen, helfen zum Runterkommen entspannende Tätigkeiten wie Mandalas ausmalen, kneten oder Bügelperlen stecken.
Entspannungsübungen für Kindergartenkinder
Je nach dem, wie interessiert Ihr Kindergartenkind ist, kann auch hier mit Traumreisen, Yoga, PME oder Atemübungen innere Ruhe erreicht werden. Wichtig ist bei dieser Altersgruppe aber immer ein spielerischer Ansatz, damit die Kinder am Ball bleiben. Eine Übung aus der PME könnte etwa sein, dass Ihr Kind die rechte Hand zur Faust ballt und sie nach zehn Sekunden wieder löst. Anschließend folgt die linke Hand. Wenn dazu eine Geschichte vorgelesen wird, bei der das Kind aktiv werden und verschiedene Muskelgruppen abwechselnd an- und entspannen muss, klappt es sicher noch besser.
Auch Atemübungen erfreuen das Kind sehr viel mehr, wenn dabei zusätzlich die Fantasie gefragt ist: So bringen Sie Ihr Kindergartenkind zur ruhigen Atmung, wenn es ein Plüschtier auf seinen Bauch legt und dabei beobachtet, wie sich das Tierchen bei jedem Atemzug auf und ab bewegt.
Kann sich der Nachwuchs nicht so lange konzentrieren und still liegen, ist auch Musik immer gut zur Entspannung: Singen und Tanzen oder das Spielen einfacher Instrumente sind wunderbare Möglichkeiten, um innere Unruhe, Aggressivität und einen Mangel an Konzentration abzubauen.
Entspannungsübungen für Krippenkinder
Ist Ihr Kind unter drei Jahren und wirkt unruhig, so kann es etwa durch einfache Stille-Übungen entspannt werden. Sanfte Töne wie die einer Klangschale können Wunder wirken. Auch Massagespiele, bei denen mit diversen Gegenständen wie Pinsel, Massageball oder Tuch die Haut berührt wird, können Kinder beruhigen.
Gerade die Kleinen sind es, die durch äußere Reize und die enorme Lautstärke in der Krippe häufig gestresst wirken. Wichtig ist, dass Eltern Ruherituale wie kleine Kuschelrunden einführen, um das Kind runterzuholen.
Apropos Rituale: Sie sind das A und O für Kleinkinder. Sorgen Sie dafür, dass immer etwa zur gleichen Zeit gegessen und geschlafen wird. Führen Sie feste Zeiten für Spiel und Spaß, aber auch Vorlesen und Vorsingen ein. Das erdet die Kinder und ist besonders für sensible Gemüter Gold wert.
Entspannung für Babys
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Baby unruhig ist und schlecht schläft, gibt es auch für die Kleinsten schon zahlreiche Entspannungstipps. Baby-Yoga verbindet sanfte Yogaübungen für die Mama mit entspannenden Massagen für das Baby. Bei Baby-Massage-Kursen lernen Eltern, wie sie ihr Neugeborenes richtig berühren, um es zu verwöhnen.
Intuitiv tun Eltern aber ohnehin meist das Richtige, wenn es ums Baby geht: Vorsingen, schaukeln und wiegen, aber auch monotone Geräusche sorgen in der Regel dafür, dass sich der winzige Nachwuchs schnell beruhigt. Es gibt sogar Smartphone-Apps, die eine große Anzahl an einschläfernden Geräuschen wie Föhn, Wasserrauchen oder Staubsauger in petto haben. So entspannen sich nicht nur Babys, sondern die Eltern und älteren Geschwister gleich mit.
(tsch)
Verwendete Quellen:
- Kita: "Entspannungsübungen für Kinder"
- Pro-Kita: "Tipps zur Entspannung für Kleinstkinder"
- Familienleben: "Entspannungsübungen für Kinder"
- Familie: "Tipps aufgedrehte Babys beruhigen"
- Magazin Sofatutor: "Entspannungsübungen für Kinder"
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