- Experte der Uni-Klinik Würzburg warnt: Mehr als jede vierte Person in Deutschland leidet an einer Fettleber.
- Schuld ist häufig ungesunde Ernährung. Die Folge: Zu viel eingelagertes Fett beeinträchtigt die lebenswichtigen Funktionen der Leber.
- Der Experte gibt Tipps zum Erkennen und Behandeln der unterschätzten Volkskrankheit.
Weltweit leidet jeder vierte Mensch an einer Fettleber. Zu diesem Ergebnis kommt die American Heart Association. In Deutschland sind es sogar 27 Prozent, Tendenz steigend, wie der ausgewiesene Leber-Experte Andreas Geier vom Universitätsklinikum Würzburg berichtet. Der Grund: Immer mehr Menschen sind übergewichtig. Wer unter einer zu fetten Leber leidet, muss mit unterschiedlichsten gesundheitlichen Folgen rechnen.
Wer ist von der Fettleber betroffen?
Zum einen können sich die relativ harmlosen Fettablagerungen in der Leber entzünden: In drei bis fünf Prozent der Fälle, so erklärt Andreas Geier, entwickelt sich aus einer ernährungsbedingten nichtalkoholischen Fettleber (NAFLD für non-alcoholic fatty liver disease) eine entzündliche Fettleberhepatitis (NASH für non-alcoholic steatohepatitis). Diese führt bei zehn bis zwanzig Prozent der Patienten zu Leberkrebs.
Zum anderen erleben Fettleber-Patienten häufiger Herzgefäßerkrankungen. Diese können zu einem Herzinfarkt führen und stellen die Haupttodesursache bei Menschen mit einer Fettleber dar.
Welche Altersgruppen sind betroffen?
Von einer Fettleber betroffen sind vor allem 55- bis 75-Jährige. Doch auch immer mehr Kinder, die bereits in jungen Jahren übergewichtig sind, leiden darunter.
"Das Phänomen der Fettleber ist ein westliches Wohlstandsproblem, das nicht nur Erwachsene betrifft. Leider stellen wir bei der Gruppe der Kinder aktuell die höchste Steigerung fest. Sie entwickeln dann früher Leberschäden. Das beginnt schon mit Übergewicht im frühen Schulalter, später nehmen dann die Fälle von Fettlebern messbar zu", erklärt Andreas Geier, der das Leberzentrum des Universitätsklinikums Würzburg leitet, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Wie macht sich eine Fettleber bemerkbar?
Die Symptome einer Fettleber sind sehr unspezifisch. Sie ist am Anfang schlecht an eindeutigen Symptomen auszumachen und kann deshalb lange unerkannt bleiben. Der Leberexperte Andreas Geier berichtet: "Betroffene spüren manchmal einen Druck im rechten Oberbauch oder fühlen sich einfach nur allgemein schwach. Das könnte aber auch ein Zeichen für viele andere Erkrankungen sein. Dass es keine eindeutigen Symptome gibt, macht ein frühes Erkennen schwierig." Späte Anzeichen sind hingegen ein klarer Leistungseinbruch im Alltag und gelbe Augen.
Wie sieht eine gute Vorsorge aus?
Um Entzündungen und Vernarbungen der Leber vorzubeugen, empfehlen Experten regelmäßige Ultraschalluntersuchungen beim Hausarzt. Ein deutlich vergrößertes, aufgedunsenes und heller erscheinendes Organ sowie veränderte Ränder weisen auf eine zu fette Leber hin. Auch eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte hilft. Bei einer entzündeten Leber oder bereits messbaren Vernarbung empfiehlt sich eine regelmäßige Untersuchung mit Ultraschall.
Was sind die Ursachen einer Fettleber?
Wer sich zu fett- und zuckerreich ernährt und sich zudem zu wenig bewegt, provoziert eine überfettete Leber. Das kann gefährlich sein, denn die Leber ist das Kraftwerk des Körpers und steuert zentral unseren Stoffwechsel. Ohne intakte Leber ist das Leben nicht möglich.
Lesen Sie auch: Bis zu sieben Würfel Zucker: Was in Kaffee aus dem Kühlregal alles steckt
Neben der Menge spielt auch die Qualität des Essens eine Rolle. Besonders gesättigte Fette, wie man sie in vielen tierischen Lebensmitteln vorfindet wie Butter, Schlagsahne, Schweineschmalz, Fleisch und Wurstwaren, verfetten die Leber. Das gilt ebenso für kurzkettigen Zucker, der zum Beispiel in Weißbrot, Süßigkeiten, Fruchtsäften, Limonaden, Bier und Milchprodukten vorkommt.
"Meistens ist das zu fettreiche Essen schuld. Seltener sind erbliche Ursachen der Grund, vor allem bei Normalgewichtigen mit Fettleber. Dabei begünstigen die Gene eine Fettspeicherung in der Leber", erläutert Andreas Geier. vom Universitätsklinikum Würzburg.
Wie sieht die Therapie und vor allem die Prävention aus?
Gesund sein und bleiben ist an sich nicht schwer: Die richtige Ernährung und häufiges Bewegen sind entscheidende Erfolgsfaktoren. Für Menschen, die übergewichtig sind und damit häufig an einer Fettleber leiden, ist deshalb Abnehmen das oberste Ziel. Wer fünf bis zehn Prozent seines Gewichts verliert, hat gute Genesungschancen.
Dabei gibt es kein "zu spät", weiß der Leberexperte. "Es ist wichtig, dass das Fett aus der Leber verschwindet. Jede Form von Gewichtsreduktion führt auch zu einer Abnahme des Fetts aus der Leber. Selbst wenn die Leber sich schon entzündet hat, kann durch das Abnehmen die Entzündung gestoppt werden und können Narben zurückgehen. Leider schaffen nur etwa 20 Prozent der Betroffenen eine langfristige Gewichtsabnahme, vielen gelingt es nicht, ihren Lebensstil nachhaltig anzupassen."
Lesen Sie auch: "Epidemische Ausmaße": Mehrheit der Erwachsenen in Europa hat Übergewicht
Welche Folgen können aus einer Fettleber entstehen?
Experten schätzen, dass verfettete Lebern bis zum Jahr 2030 mehr Herzinfarkte, Leberzirrhosen und Leberkrebsdiagosen zur Folge haben könnten. "Wir gehen deshalb davon aus, dass in der Zukunft noch mehr Lebertransplantationen nötig werden könnten als heute. Da in den letzten Jahren weniger Organe gespendet wurden, kann das für Betroffene und Ärzte zunehmend ein Problem werden", schildert Andreas Geier die Situation.
Wann für diese "Fünf-vor-Zwölf"-Patienten ein rettendes Medikament auf den Markt kommt, ist allerdings noch nicht abzusehen. Auch, wenn schon viel geforscht und erprobt wird – bis heute gibt es kein unmittelbares Heilmittel gegen die Fettleber. Allerdings tragen Medikamente, die NAFLD-Patienten mit einer gleichzeitigen Diabetes oder Fettstoffwechselstörung einnehmen, immerhin dazu bei, dass sich die Fettleber nach und nach verbessert.
Verwendete Quellen:
- American Heart Association: About 1 in 4 adults has an often-missed liver disorder linked to higher heart disease risk
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.