An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg arbeiten Forscher an einem ganz besonderen Superfood: einem Super-Brot. Es soll die Abwehrkräfte stärken und das Altern verlangsamen. Was hat es damit auf sich?
Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tüfteln gerade an einem Gesundheits-Brot mit ganz speziellen Eigenschaften.
Dafür experimentieren sie in ihrem Projekt "Backwaren als Functional Food: neuronaler Schutz vor stressinduziertem Zelltod" mit verschiedenen Teigmischungen aus Weizen, Dinkel und Roggen. Auch Backtemperatur, Knet- und Backzeit werden variiert.
Im Labor werden dann die Brotkrusten untersucht, aus der die Wissenschaftler ein ganz spezielles Präparat entwickeln wollen.
Es soll vor allem die Abwehr stärken, schreiben die Forscher auf der Seite der Universität. Nicht nur das: Auch das Absterben der Körperzellen will man damit verlangsamen - und damit das Altern.
Dass dabei das Brot im Fokus der Forscher steht, hat einen bestimmten Grund: Es enthält sogenannte Advanced Glycation Endproducts (AGE).
Das sind Glukose-Fett- oder Glukose-Eiweiß-Verbindungen, die beim Backen entstehen, erklären die Forscher in einer Mitteilung. Beim Essen werden die veränderten Eiweiße dann freigesetzt.
Was dann folgt ist die sogenannte Hormesis. Ein Beitrag des MDR hat diesen Prozess anschaulich erklärt: Treffen die verzuckerten Eiweißmoleküle - also die AGEs - auf Zellen, geraten diese unter Stress. Die Zelle bindet die Moleküle an sich, wodurch wiederum Enzyme gebildet werden, die den oxidativen Stress bekämpfen.
"Was wir gesehen haben, ist, dass die Brotkruste nie selber so viel oxidativen Stress induzieren kann in den Zellen, dass es toxisch wird. So dass wir da ohne Probleme arbeiten können", erklärt Professor Simm gegenüber dem MDR.
Schutz vor oxidativem Stress
AGE-reiche Extrakte aus der Brotkruste können den Forschern zufolge vor oxidativem Stress schützen, in dem sie Zellen dazu bringen, ihr eigenes Abwehrsystem gegen den Stress aktivieren.
Oxidativer Stress spielt bei Krankheiten wie Diabetes, Alzheimer und bei Operationen eine große Rolle.
Vor allem in der Brotkruste seien deutlich mehr AGEs enthalten als in der Krume. Dabei gilt: "Je dunkler, desto mehr AGE", so die Wissenschaftler, aber verbrannt dürfe es nicht sein. Denn ab einem bestimmten Zeitpunkt entsteht schädliches Acrylamid.
Deswegen bestehe ein Teil des Projektes darin, "herauszufinden, wie dunkel gebacken die Kruste sein muss". Ziel sei es, mit dem entwickelten Krusten-Präparat die Abwehr zu trainieren.
Auch bei Lungentumorzellen könnte eine solche AGE-Therapie helfen, indem sie das Tumorwachstum hemmt, vermuten die Wissenschaftler um Simm.
"Die Frage, der wir auch nachgehen, ist, welche Version die wirksamste wäre, die beides kann", blickt der Mediziner voraus. (fab)
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