Mindestens acht Stunden sollen es pro Tag sein: Diese Annahme über Schlaf kennen wohl die meisten. Doch darauf kommt es gar nicht an, stellt eine Schlafforscherin im Interview mit unserer Redaktion klar.

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Schon wieder den Absprung verpasst und eine Folge der Lieblingsserie mehr geschaut als geplant – und das, obwohl man doch am nächsten Tag wieder früh rausmuss.

Dieses Szenario dürfte einigen bekannt sein. Was vielen dann womöglich im Hinterkopf herumschwirrt und Sorgen bereitet, ist die Annahme, dass Menschen im Schnitt acht Stunden Schlaf benötigen. Tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, erklärt Schlafforscherin Kerstin Hödlmoser im Gespräch mit unserer Redaktion.

Schlafforscherin: Nicht die Dauer, sondern die Qualität des Schlafs ist entscheidend

Bis zum Jugendalter pendele sich die Schlafdauer zwar auf ungefähr sieben bis neun Stunden ein, erklärt Hödlmoser. "Insgesamt geht es aber viel mehr um die Qualität als um die Quantität des Schlafes – sechseinhalb Stunden guter Schlaf mit viel Tiefschlafanteilen ist besser als acht bis neun Stunden Leichtschlaf." Alles zwischen sechs und elf Stunden sei noch normal, "wenn es einem damit gut geht". Menschen, die weniger oder mehr schlafen als acht Stunden, sollten sich also keine Sorgen machen.

Laut der Expertin muss jeder für sich selbst herausfinden, wie viel Schlaf nötig ist, um am nächsten Tag körperlich, emotional und geistig fit zu sein. Doch wie findet man das heraus, wo doch unter der Woche jeden Morgen der Wecker klingelt? "Wenn man mal ein paar Tage am Stück freihat, zum Beispiel in der Urlaubszeit, pendelt sich unsere Schlafdauer in der Regel nach vier bis fünf Tagen ein", erklärt Hödlmoser. "Dafür immer zur selben Zeit ins Bett gehen und keinen Wecker stellen. Dann erlebt man, wie viele Stunden man wirklich benötigt, um sich erholt zu fühlen."

Es ist laut Hödlmoser nicht nur ein weit verbreiteter Irrglaube, acht Stunden schlafen zu müssen. Ein weiterer Schlafmythos sei, dass der Schlaf vor Mitternacht der wichtigste ist – was allerdings nicht bei allen Erwachsenen der Fall sei. "Angenommen, jemand geht regelmäßig erst um ein Uhr ins Bett und schläft bis neun Uhr, dann ist für ihn das wichtigste Zeitfenster von ein bis um drei, vier Uhr früh, weil in dieser ersten Schlafhälfte der meiste Tiefschlaf stattfindet", erklärt sie.

Expertin rät zu Einschlafritualen

Etwa ein Drittel der Menschen hat Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen. Sechs von 100 Menschen in Deutschland haben eine Schlafstörung, wie "Gesundheitsinformation.de" berichtet. Von einer Insomnie spricht man, wenn man mehr als dreimal pro Woche über einen Monat hinweg immer wieder nachts aufwacht oder länger als 30 Minuten zum Einschlafen benötigt.

Was hilft, um gut zu schlafen? Hödlmoser empfiehlt klassische Einschlafrituale, die wir aus unserer Kindheit kennen. Für diese würden wir uns im Erwachsenenalter oft zu wenig Zeit nehmen, bemängelt sie. "Dabei ist das sehr sinnvoll, um sich zu entspannen. Ich empfehle Erwachsenen, denen ihr Schlaf wichtig ist, sich diese wieder bewusst anzueignen. Zum Beispiel das Smartphone abschalten, täglich zur selben Uhrzeit ins Bett zu gehen und davor noch ein Buch zu lesen."

"Schlaf ist etwas ganz Wichtiges für den Körper - und auch etwas Schönes. Wir sollten uns aufs Schlafen freuen können."

Kerstin Hödlmoser, Schlafforscherin

Und was, wenn man einen so vollen Terminkalender und so viele Verpflichtungen hat, dass man einfach nicht ausreichend Schlaf findet? Können wir lernen, mit weniger Schlaf auszukommen?

"Das funktioniert nicht", stellt Hödlmoser klar. Man solle nicht lernen, mehrere Tage mit wenig Schlaf auszukommen. Stattdessen appelliert die Schlafforscherin: "Schlaf ist etwas ganz Wichtiges für den Körper - und auch etwas Schönes. Wir sollten uns aufs Schlafen freuen können."

Über die Gesprächspartnerin

  • Assoc.-Prof. Dr. Kerstin Hoedlmoser ist Psychologin und Professorin an der Universität Salzburg am CCNS. Sie forscht in den Bereichen Biologische Psychologie (Schwerpunkt Schlaf und Kognition) und Sportpsychologie (Schwerpunkt Schlaf und Regeneration im Leistungssport). Der Schlafforscherin ist es sehr wichtig, einen Transfer der Forschungsarbeiten in die Praxis zu erreichen.

Verwendete Quellen

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