Die Strahlen der tiefstehenden Frühlingssonne bringen es an den Tag: Schmutz und Staub, wohin man schaut.

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Da juckt es regelrecht in den Fingern, all dem gründlich zu Leibe zu rücken und damit den Winter endgültig zu vertreiben. Doch Vorsicht: Wer Putzlappen und Chemiekeule schwingt, setzt sich mitunter Gesundheitsrisiken aus.

Die chemische Keule ist seltener nötig, als man meint. Und wenn man es mit den Spezialprodukten übertreibt, schießt man übers Ziel hinaus. Sie schaden der Haut und der Umwelt und sind im privaten Haushalt oft überflüssig.

Umweltbundesamt und Verbraucherschützer raten daher von allzu viel Chemie ab. Der Griff zu altbewährten Hausmitteln ist zudem eine Wohltat fürs Portemonnaie. Doch nicht nur die Chemie ist beim Putzen eine Gefahr für unser Wohlbefinden.

Antibakteriell? Nein danke.

Porentiefe Reinheit wird angepriesen und vor allem Familien mit kleinen Kindern ans Herz gelegt. Leider ein doppelter Irrtum, wie der Pharmakologe Detlev Ganten, Präsident der Berliner Universitätsklinik Charité, im ZEITmagazin bekräftigte. Es sei längst belegt, dass eine keimfreie Umgebung im Normalfall mehr schadet als nützt.

Das kindliche Immunsystem erhalte keine Gelegenheit, sich an den vorhandenen Keimen zu schulen. So könne sich auch keine körperliche Abwehr herausbilden, die die Kleinen später in Kita und Schule fit hält und nicht beim kleinsten Anlass krank werden lässt.

Zusätzlich greifen antibakterielle Mittel auch jene Bakterien auf der Haut an, die uns gegen Infektionen wappnen sollen. Was eigentlich für gesunde Keimfreiheit in den eigenen vier Wänden sorgen soll, kann das Immunsystem also schwächen und damit Infekte auslösen.

Bakterien besiedeln unsere Haut und bilden einen Säureschutzmantel, der wie ein Schild funktioniert. Wird das körperliche Gleichgewicht gestört und die Haut zudem von aggressiven Mittel ausgetrocknet und angegriffen, drohen Allergien und Ekzeme, wie Prof. Dr. Dr. Johannes Ring, Leiter der Haut- und Allergieklinik am Biederstein der TU München warnt.

Weil antibakterielle Putzmittel auch Organismen im Grund- und Abwasser abtöten, bringen sie unter anderem in Kläranlagen Probleme mit sich. Sie greifen in die biologischen Prozesse der Klärwerke ein, was dazu führen kann, dass gesundheitsschädliche Stoffe nicht ausreichend gefiltert ins Grundwasser gelangen.

Fazit: Was also zum Beispiel in Krankenhäusern bei einer Vielzahl lebensbedrohlicher Keime unumgänglich ist, wird im heimischen Umfeld im Normalfall nicht gebraucht.

Das Bundesamt für Risikobewertung und das Umweltbundesamt betonen übereinstimmend, dass antibakterielle Haushaltschemie im Privathaushalt weitgehend verzichtbar ist.

Der verstärkte Einsatz antibakterieller Reinigungsmittel berge zudem die Gefahr, dass Bakterien Resistenzen gegen die eingesetzten Stoffe entwickelten - was eine nicht zu unterschätzende Gesundheitsgefahr bedeute.

Feuchtwarme Keimplätze

Wenn der Schmutz aus den letzten Winkeln vertrieben wird und man sich bemüht, keine Ecke zu vergessen, kommt nicht selten die Hygiene der Tücher, Lappen, Schwämme und Mopps zu kurz.

Gerade in dieser feuchtwarmen Atmosphäre können sich Keime bestens ausbreiten und festsetzen. Beim nächsten Wisch ist dann mitnichten alles weg, sondern die Krankheitserreger werden beim Saubermachen überall verteilt, weil sie vom Lappen auf die Putzflächen transportiert werden.

Achten Sie also immer darauf, die Putzutensilien regelmäßig auszutauschen. Nach einer 60-Grad-Wäsche in der Waschmaschine sind sie unbedenklich wieder einsetzbar. Wo das nicht möglich ist, wie bei Spülschwämmen, empfiehlt es sich, diese häufig zu ersetzen.

Mikrofasertücher sind übrigens Alleskönner, die (fast) ohne jeden Zusatz für eine streifenfreie Sauberkeit sorgen. Hier kann beim Putzen oftmals auf den zusätzlichen Einsatz von Chemie verzichtet werden.

Versteckte Schauplätze

Die krankmachenden Keime verstecken sich nicht nur dort, wo man sie zuerst vermutet - auf Arbeitsflächen, am Mülleimer, an Fliesen, im Kühlschrank und so weiter.

Es gibt versteckte Tummelplätze für Bakterien und Viren, der große Frühjahrsputz sollte daher nicht zu früh gestoppt werden: Zu wenig Beachtung wird zum Beispiel oft hölzernen Schneidbrettchen und Rührutensilien geschenkt, die von Zeit zu Zeit bei 60 Grad in die Spülmaschine sollten.

Auch die Abflüsse in Küche und Bad haben beim Frühjahrsputz eine gründlichere Reinigung verdient. Hier setzen sich nicht nur Essensreste und Haare, sondern ebenso Krankheitserreger fest.

Altbewährte Helfer

Im Grunde nutzen die zahllosen Spezialreiniger vor allem der Industrie und ihren Umsätzen.

Sie brauchen für die Rundum-Putzorgie zunächst einen möglichst PH-neutralen Allzweckreiniger, mit dem alle glatten Flächen zum Glänzen gebracht werden. Wenn nötig hilft Scheuermilch gegen Verkrustungen.

Beim Kampf gegen Kalk ist Essig der ideale Helfer. Zitronen- oder Essigsäure sind perfekte Fettlöser, ein Reiniger auf dieser Basis erleichtert die Arbeiten in der ganzen Wohnung. Und gegen vergraute Gardinen kann ein Tütchen Backpulver in der Waschmaschine Wunder wirken.

Grundsätzlich sollten Sie beim Einkauf Ihrer Haushaltschemie auf den "Blauen Engel" achten, der für die Umweltverträglichkeit des Produktes steht - und sparsam dosieren, rät auch das Bundesumweltamt.

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