- Der Winter zieht sich jetzt, die Tage sind kalt, kürzer und ungemütlich.
- Wie schaffen wir es, unsere seelischen Abwehrkräfte in der kalten Jahreszeit zu stärken?
- Hier bekommen Sie fünf Tipps für mehr Kreativität im Winteralltag.
1. Klassische Sprüche zur Motivation
Mir geht es so, dass ich auf inspirierende Sprüche und Aussagen von Menschen mit Freude reagiere. Stift und Papier habe ich immer bei der Hand, egal ob ich lese, mich angeregt mit jemandem unterhalte oder ein Hörbuch höre. Hier ein paar Kostproben dieser Woche. Als Erstes ein Satz, der mir in einem Buch von Stephen R. Covey auffiel, es war in "Die 12 Gründe des Gelingens":
- "Jemand wird immer ein schöneres Auto fahren als du. Entscheidend ist, wie man das Auto fährt, das man hat."
Das sagt der Verkäufer eines Fotoladens in L.A. und es ist ein schöner Satz, der nicht zwingend vom Verkäufer eines Geschäftes für Fotozubehör erwartet wird, vielmehr sollte es ein Vater sein, der so etwas sagt oder ein Lehrer. Auf jeden Fall sagt der Spruch viel darüber aus, dass dieser Verkäufer mit Liebe bei der Sache ist. Und darum geht es ja.
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- "Kreativität ist das Zufriedenstellen der Seele."
Diesen Satz hat Nick Cave wohl nicht selbst gesagt, aber genau darum geht es in der Kreativität. Um die offenherzige Neugier auf die Welt und um die Bereitschaft, die vielfältigen Aspekte des Lebens in sich aufzunehmen.
Rainer Maria Rilke dachte ebenfalls über die Natur der Kreativität nach und äußerte sich so:
- "Man muss viele Städte, Menschen und Dinge sehen. Man muss die Tiere kennen, man muss fühlen, wie die Vögel fliegen und die Geste kennen, mit der sich morgens die kleinen Blumen öffnen … Man braucht Erinnerungen an viele Liebesnächte … Aber man muss auch bei den Sterbenden gewesen sein, man muss neben den Toten im Zimmer gesessen haben bei offenem Fenster … ."
Das ist nicht leicht, weist uns aber darauf hin, die Schwierigkeiten des Lebens mit offenem Herzen anzunehmen.
Zum Schluss etwas weniger Dramatisches, das aber nicht minder anregt: In einem Interview mit dem Magazin "The Atlantic" spricht die Autorin Margaret Atwood über Neid und Freundschaft. Am Ende des Gesprächs versichert die Dame, die das Interview führt, der Autorin, dass dieses Gespräch für sie der Höhepunkt der Woche war. Ich mag die Antwort von Frau Atwood:
- "Ich hoffe nicht, Jennifer. Wissen Sie, was Miss Manners über Hochzeiten gesagt hat? 'Ich nehme an, Ihnen wurde gesagt, dass Ihr Hochzeitstag der glücklichste Tag Ihres Lebens sein wird.' Miss Manners hofft aufrichtig, dass dies nicht der Fall ist."
2. Ein Winterspaziergang
Ob im Büro oder Homeoffice – den ganzen Tag vor dem Bildschirm zu verbringen, ist sicher nicht der beste Weg, um kreativ zu werden. Stehen Sie stattdessen auf und bewegen Sie sich. Oder besser noch, nehmen Sie sich die Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang in die Natur.
Studien belegen, dass das Gehen die Inspiration fördert. So hat die Stanford-Doktorandin Marily Oppezzo herausgefunden, dass das Niveau der Kreativität sich deutlich erhöht, wenn Sie gehen. Dabei werden Nervenbahnen stimuliert und andere physiologische Prozesse angeregt, das kreative Denken gefördert. Probleme und Blockaden lassen sich leichter lösen.
Kreative aller Epochen wussten das auch ohne wissenschaftliche Studien. Steve Jobs, der verstorbene Mitbegründer von Apple, war bekannt dafür, Meetings im Laufen abzuhalten. Die britische Autorin Virginia Woolf ließ sich inspirieren, während sie durch die Londoner Parks wanderte.
Mein Tipp dabei: Verzichten Sie auf Kopfhörer und Musikbeschallung und lassen Sie sich von den Geräuschen um Sie herum umfangen, dann ist es am schönsten.
3. Machen Sie eine Liste Ihrer Vorbilder
Eine gute Methode, selber aktiv zu werden, ist, sich die richtige Inspiration zu holen. Das geht auch zu Hause. Jeder von uns ist ja in sozialen Netzwerken aktiv und folgt Freundinnen, Freunden und Bekannten. Haben Sie schon einmal daran gedacht, Ihren Lieblingsautorinnen und -autoren bei Twitter, Facebook und Co. zu folgen? Und haben Sie überlegt, wer Sie noch inspirieren könnte? Gibt es Serien, die Sie mögen? Wer sind die Macher? Gibt es Kunstwerke, die Sie gesehen haben, Ausstellungen oder Theaterstücke? Wer sind die kreativen Köpfe hinter der Bühne?
In meinem Fall kam da einiges zusammen. Zum Beispiel hat mir der amerikanische Autor Marvin Heiferman klargemacht, dass die Fotografie alles verändert hat, auch meine Arbeit. So war ich als studierter Fotodesigner schon in ganz unterschiedlichen Rollen unterwegs. Vom Architekturfotografen über den Reisejournalisten zum Autoren und Filmemacher. Marvin Heiferman erklärte mir in seinem Buch "Photography Changes Everything", wie nahezu alle Bereiche des Lebens von Fotografie durchdrungen sind.
Grundsätzlich liebe ich Bücher. Sachbücher ebenso wie Krimis oder Thriller. Ich sehe bei Netflix bestimmte Serien, die meinem Buchgeschmack ähneln. Längst bin ich auf den Trichter gekommen, dass bestimmte Autoren Bücher geschrieben haben, die aber auch als Serie verfilmt wurden. Eine durchaus kreative Anregung kann es sein, sich zuerst das Buch zu besorgen und danach den Film anzusehen, so wie ich es gerade mit Søren Sveistrups Roman "Der Kastanienmann" mache. Den gibt es als Serie, die ich mir für die Zeit nach dem Romangenuss aufsparen möchte. Den Autor mag ich, er hat die Serie "Kommissarin Lund" gemacht und die amerikanische Verfilmung davon mit dem Namen "The Killing". Für mich sind das absolute Highlight im Genre Krimi.
4. Probieren Sie neue Lese- und Schreibgewohnheiten
Lesen Sie jeden Tag. Schaffen Sie sich im Laufe des Tages dafür einen Zeitraum. Gut ist eine halbe Stunde, besser ist eine ganze Stunde. Ihr intellektuelles und persönliches Wachstum hängt davon ab. Lesen ist die beste Basis, Ihr Wissen und Ihren Erfahrungsschatz zu erweitern. Es spricht außerdem nichts dagegen, über die Grenzen Ihrer Komfortzone hinaus Bücher zu lesen. Warum nicht einmal etwas lesen, von dem Sie bislang keine Ahnung hatten? Es gibt die tollsten Genres, wie Science-Fiction oder Fantasy, den Reiseroman oder eine spannende Biografie. Probieren Sie öfter mal etwas Neues aus.
Wer viel liest, dem kommen früher oder später selbst Ideen. Haben Sie deswegen stets ein kleines Büchlein in der Nähe, sowie einen dünn schreibenden und nicht schmierenden Stift. So können Sie sich Gedanken und Anmerkungen in Ihr Buch notieren, wenn Sie das nicht in Ihrem ästhetischen Empfinden stört. Manche mögen Buchseiten ja bloß, wenn sie weiß sind. Ich hingegen notiere mir, was mir wichtig erscheint, an den Rand. Da ich festgestellt habe, dass der Umfang meiner Gedanken zu den Werken, mit denen ich beschäftigt bin, immer mehr wird, habe ich mir eine eigene Lösung dafür ausgedacht (und ich gebe zu, vollgeschmierte Bücher sind nicht ideal).
Während ein Freund von mir sich ein System mit Symbolen hat einfallen lassen, um wichtige von besonders wichtigen Sätzen unterscheiden zu können, habe ich mir Lesezeichen drucken lassen. Diese kann ich mir ins Buch hineinlegen und auf ihnen schreiben. Systematisch notiere ich mir Titel des Buches, Namen der Autorin oder des Autoren, die bemerkenswerten Zitate und die Seiten, wo ich sie wiederfinden kann. Ebenso notiere ich meine eigenen Überlegungen und Ideen dazu.
5. Gehen Sie auf die Suche nach neuen Erfahrungen
Füttern Sie Ihr Gehirn mit Input, indem Sie ihm Neues bieten und Altbekanntes vermeiden. Umgehen Sie Aktivitäten, die Sie nicht genügend herausfordern, wie die 150. Folge Ihrer Lieblingsserie, belanglose Sendungen oder sonstige Wiederholungen. Mit Sport verhält es sich genauso. Wenn Sie immer wieder gerne dieselben Spiele spielen, weil Sie stets gewinnen, dann suchen Sie sich lieber Herausforderungen, die Ihr Gehirn anregen und Ihnen helfen, als Person zu wachsen. Es gibt so viele Spiele und Sportarten.
Treffen Sie sich mit Menschen, die Sie inspirieren und mit denen Sie sich auf einer persönlichen Basis angeregt unterhalten können. Gehen Sie in ein Theater, eine Kunstgalerie, eine Kunstmesse oder auf ein Festival. Dort werden Sie Dinge sehen, mit denen Sie normalerweise nicht in Kontakt kommen und das wird Sie dazu bewegen, nachzudenken. Gehen Sie auf Konzerte, in die Oper, in ein Museum. Hören Sie bei Vorträgen aufmerksam zu und formulieren Sie am Ende Fragen, die Sie stellen können.
Neue Erfahrungen haben den Vorteil, dass Sie herausgefordert sind und somit zwangsläufig noch nicht alles rund läuft. Es wird passieren, dass Sie Fehler machen. Und das sollen sie. Scheitern ist ein notwendiger Teil der kreativen Lernerfahrung. Umarmen Sie Ihre Fehler und freuen sich an ihnen. Seien Sie nicht zu perfektionistisch. Lernen Sie aus Ihren Misserfolgen, nur so entwickeln Sie sich weiter. Kreativität ist schließlich ein wie ein Muskel, der geübt werden will.
© RiffReporter
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