Berlin (dpa) - Die Grippewelle in Deutschland hat einen neuen Höhepunkt erreicht. In der dritten Februarwoche registrierte das Robert Koch-Institut rund 24 000 Grippefälle.
Der Schwerpunkt liegt im Moment im Süden und Osten des Landes. In der Woche davor waren es bundesweit rund 18 700 Fälle. Insgesamt sind in dieser Grippesaison rund 82 000 Menschen nachweislich an Grippe erkrankt, teilte die Arbeitsgemeinschaft Influenza mit. Die Dunkelziffer liegt in der Regel deutlich höher, weil nicht von jedem Patient Erregerproben analysiert werden.
136 starben nachweislich nach einer Influenza-Infektion. Es waren vorwiegend Menschen im Seniorenalter, die oft Vorerkrankungen hatten. Die wirkliche Zahl der Todesfälle könne ebenfalls höher liegen, erläuterte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. Bei einer bakteriellen Lungenentzündung als Todesursache ließen sich Grippe-Erreger als Ursache zum Beispiel oft nicht mehr nachweisen.
Vorwiegend kursieren weiterhin Grippeviren des Typs B. Anfängliche Zweifel an der Wirksamkeit des Dreifach-Impfstoffs, den die Krankenkassen bezahlen, haben sich laut RKI nicht bestätigt. "Die Wirksamkeit des Impfstoffs liegt im Moment bei 46 Prozent", sagte Glasmacher. Das sei bei der üblichen Schwankungsbreite zwischen 20 und 60 Prozent Wirksamkeit bei Grippe gar nicht schlecht. Der Impfstoff kann nicht zu hundert Prozent treffen. Ein Grund dafür ist, dass er vor Beginn der Grippesaison auf der Basis von Wahrscheinlichkeiten zusammengestellt wird.
Wie stark die Grippewelle im Vergleich zu anderen Jahren ausfällt, kann das RKI in der laufenden Saison noch nicht bewerten. Die Zahl der Arztbesuche wegen akuter Atemwegserkrankungen liege im Moment deutlich höher, sagte Glasmacher. "Aber das allein ist noch nicht außergewöhnlich", ergänzte sie. Es sei immer noch sinnvoll, sich jetzt gegen Grippe impfen zu lassen. "Der Aufbau des Schutzes dauert zwei Wochen. Und dann ist die Grippewelle noch nicht vorbei."
Auf Grippe folgt häufig eine Nasennebenhöhlenentzündung
Da hat man die Grippe gerade überstanden - doch die Nase bleibt verstopft. Häufig steckt dann nicht mehr der Virusinfekt dahinter, sondern eine neue Infektion. Das Immunsystem ist nach einer Grippe deutlich geschwächt. "Zudem sind die Schleimhäute beschädigt", sagt der HNO-Arzt Jan Löhler aus Bad Bramstedt. Bakterien haben leichtes Spiel. Deswegen ziehen sich viele nach der Grippe auch noch eine Nasennebenhöhlenentzündung zu. Ist die Nase auch eine gute Woche nach Ausbruch der Grippe immer noch zu, lohnt sich Löhler zufolge ein Besuch beim Facharzt.
Ob die Symptome immer noch vom Virus oder von einer bakteriellen Infektion herrühren, lässt sich mittels eines Abstriches prüfen. "Ein erfahrener HNO-Arzt sieht das aber auch zum Beispiel am Sekret", sagt Löhler. Bei bakteriellen Infektionen ist es häufig eitrig und zäh. Stecken Bakterien hinter einer Nasennebenhöhlenentzündung, bekommt der Patient in der Regel ein Antibiotikum. Unterstützend kann er die Nase mit Salzwasser spülen und ab und an abschwellendes Nasenspray verwenden.
Sicher verhindern lässt sich eine bakterielle Infektion nach überstandener Grippe nicht, sagt Löhler. Eine optimale Handhygiene kann aber dazu beitragen, sich besser vor Keimen zu schützen - gerade, wenn das Immunsystem noch schwach ist. © dpa
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