Die Tage werden kürzer, das Wetter ist nass, kalt und ungemütlich. Wenn die Blätter von den Bäumen fallen, sinkt bei manchem Zeitgenossen die Stimmung. Lustlosigkeit und Müdigkeit haben scheinbar Hochkonjunktur. Diesem Herbstblues ist aber niemand schutzlos ausgeliefert: Psychotherapeutin Gerda Aldenhoff aus Berlin kennt nützliche Tipps.
"Nicht jede Verstimmung in Herbst und Winter ist gleich eine saisonal abhängige Depression", betont Aldenhoff. "Natürlich drückt das schlechte Wetter bei vielen Menschen die Stimmung, eine Depression geht aber mit klaren körperlichen Anzeichen einher, wie zum Beispiel morgens nicht mehr aus dem Bett zu kommen."
Die Psychotherapeutin weiß noch um andere Symptome: Depressive vernachlässigen ihre Körperpflege, vermeiden den sozialen Kontakt und leiden oft an den verschiedensten Ängsten. Menschen mit einer sogenannten Winterdepression können auch Krankheitszeichen wie Gewichtszunahme, die Verlängerung der Schlafdauer oder den verstärkten Appetit auf Süßigkeiten entwickeln.
"Bei vielen Patienten mit einer saisonal abhängigen Depression liegt schon eine gewisse Vulnerabilität vor, es gibt also meist schon eine Verwundbarkeit. Deswegen entwickeln diese Personen eher eine psychische Störung als andere", so Aldenhoff.
Sport und Bewegung helfen
Doch niemand ist hilflos diesen Symptomen ausgeliefert. Oft verbessern schon einfache Maßnahmen das eigene Wohlbefinden. "Gerade Sport und Bewegung helfen. Wenn Sie sich allein nicht mehr zum Sport motivieren können, dann verabreden Sie sich doch zum Beispiel mit einer Freundin zum Spaziergang. Das macht es Ihnen leichter", erklärt Aldenhoff. Sie empfiehlt insbesondere Bewegung im Freien und bei Tageslicht. Denn oft löst erst das fehlende Tageslicht die Erkrankung aus.
Tun Sie sich etwas Gutes
Gerade wer trüber Stimmung ist, sollte sich ganz bewusst etwas Gutes tun. Deshalb rät Aldenhoff: "Überlegen Sie einmal, was Ihnen bei früheren Tiefs schon geholfen hat und knüpfen Sie an diese Erfahrungen an." Wer sich zum Beispiel in der Badewanne gut erholen kann, sollte das tun. Wer gerne joggt, für den ist sicher diese Form der Bewegung hilfreich. Es ist also unbedingt ratsam, den eigenen Wünschen nachzugehen wie etwa abends ins Kino zu gehen oder ein Konzert zu besuchen.
Ein gut gemeinter Tipp funktioniert aber meistens nicht: Neue Verhaltensweisen einzuüben, egal ob es sich dabei um das Erlernen von Entspannungsmethoden oder um den Einstieg in eine neue Sportart handelt. Denn Aldenhoff ist sich sicher: Betroffenen fällt es leichter, an alte Gewohnheiten anzuknüpfen als neue zu etablieren.
"Menschen, die unter Depressionen leiden, können oft keinen Kontakt mehr zu ihren Gefühlen herstellen, sie sind oft nicht in der Lage, ihre Stimmung in Worte zu fassen. Umso wichtiger ist es, dass Familie und Freunde wahrnehmen, wenn sich jemand verändert und zurückzieht", berichtet Aldenhoff. Deutliche Symptome wie Kontaktscheue und nachlassende Körperpflege könne das Umfeld durchaus erkennen. "Meist merken die Betroffenen als Letzte, dass mit ihnen etwas nicht stimmt."
Angehörige sollte das Thema ansprechen
Der Impuls zur Krankheitserkenntnis kann also auch von anderen ausgehen. "Trauen Sie sich als Partner oder Familienangehöriger, das Thema anzusprechen", rät Aldenhoff. "Wendet sich der Angesprochene ab, seien Sie nicht frustriert, sondern versuchen Sie es wieder." Der Tipp der Psychotherapeutin an Freunde und Familie ist also klar: Dranbleiben! Den Betroffenen rät sie: "Wenn Sie merken, dass Sie im Alltag nicht mehr klarkommen, dann sollten Sie professionelle Hilfe suchen und sich um eine Therapie bemühen."
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