Karies kennt jeder. Doch sogennante Kreidezähne sind vielen noch unbekannt. Dabei ist die Krankheit, die Zähne porös, fleckig und sehr empfindlich macht, mittlerweile weiter verbereitet: Jeder dritte Zwölfjährige ist bereits betroffen. Was hat es mit der seltsamen Erkrankung auf sich?

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Lange Zeit galt Karies als das größte Problem in den Mündern von Kindern und Jugendlichen. Doch mittlerweile warnen Zahnärzte vor einer neuen Volkskrankheit: den sogenannten Kreidezähnen.

Bei dieser sich immer stärker ausbreitenden Erkrankung reagieren Backenzähne, aber auch Frontzähne, empfindlich auf Hitze, Kälte oder chemische Reize. Außerdem sehen sie ungepflegt aus: Sie haben teils tiefe Furchen und unschöne gelbliche oder bräunliche Verfärbungen und können mit der Zeit sogar zerbröseln.

"Kreidezähne" – Was steckt dahinter?

Kreidezähne, eigentlich Molare-Inzisive-Hypomineralisation (MIH) genannt, wurden erstmals 1987 beschrieben. Dabei handelt es sich um eine strukturelle Veränderung der Zähne, bei der sich der Zahnschmelz nicht richtig entwickelt.

Das große Problem dabei ist, dass Kreidezähne nicht aufgrund von schlechter Mundhygiene entstehen – bereits von Anfang an wachen die Zähne schadhaft. Ursache seien Störungen in der Mineralisation des Zahnschmelzes, erläuterte die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK).

Wie machen sich Kreidezähne bemerkbar?

Bei der Erkrankung reagieren Backenzähne, aber auch Frontzähne empfindlich auf Hitze, Kälte oder chemische Reize.

Die Zähne haben dabei eine raue Oberfläche und sind zerfurcht – was wiederum Karies fördert, berichteten Zahnmediziner in Berlin.

Außerdem hätten die Kinder Schmerzen beim Trinken, Essen und Zähneputzen. Dann sei ein rascher Zahnarztbesuch äußert wichtig, so die Experten.

Welche Altersgruppen sind betroffen?

Nach Angaben des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde, Norbert Krämer, leiden im Schnitt etwa 10 bis 15 Prozent der Kinder an Kreidezähnen.

Erste Zahnschäden wurden den Ärzteverbänden zufolge schon bei Ungeborenen im achten Schwangerschaftsmonat registriert.

Eine neue Studie habe sogar bei 30 Prozent der unter Zwölfjährigen Kreidezähne nachgewiesen. Kreidezähne müssten daher als neue Volkskrankheit bezeichnet werden, sagte Krämer.

Was sind die Ursachen von Kreidezähnen?

Derzeit werden verschiedene Ursachen diskutiert. Laut DGZMK scheinen jedoch Weichmacher aus Kunststoffen, die mit der Nahrung aufgenommen werden, eine wesentliche Rolle bei der Entstehung zu spielen. In Tierversuchen sei bereits ein Zusammenhang zwischen dem Weichmacher Bisphenol-A und Kreidezähnen nachgewiesen worden.

In Frage kämen allerdings auch Probleme während der Schwangerschaft, Infektionskrankheiten, Antibiotikagaben, Windpocken, Einflüsse durch Dioxine sowie Erkrankungen der oberen Luftwege.

Wie kann man Kreidezähne verhindern?

Leider gar nicht. Zum einen, weil die Krankheit noch nicht ausreichend erforscht ist, zum anderen, weil Kreidezähne bereits während der Entwicklung entstehen, also zwischen dem achten Schwangerschaftsmonat und dem vierten Lebensjahr.

Wie werden Kreidezähne behandelt?

Dem DGZMK zufolge sei die weiß-gelblich bis gelb-braune Oberfläche auf einzelnen Zahnhöckern oder auf der gesamten Oberfläche des Zahnes zu finden. Dadurch sind sie für Karies besonders anfällig. Eine besonders intensive Prophylaxe kann Kreidezähne wirksam schützen.

Regelmäßige Zahnarztbesuche, das Putzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta daheim, Flouridlack-Behandlungen beim Arzt und der Aufbau abgebrochener Zähne könnten helfen, die teils brechenden Zähne zu erhalten.

Gerade die Kontrollen beim Zahnarzt sind für Kinder mit MIH besonders wichtig, denn nur so können auch Kreidezähne bei guter Pflege ein Leben lang halten. (dpa/dag/kad)

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