Mein Haus, mein Auto und meine Weltreise: Diese Lottogewinner wollten mehr als das, haben sich komplett verzockt und endeten in völliger Armut.
Stellen Sie sich vor, Sie gewinnen im Lotto mehrere Millionen Euro und sind trotzdem nach kürzester Zeit ärmer als zuvor. Das kann tatsächlich passieren! Falsche Anlagen oder windige Finanzberater sind dabei wider Erwarten nur selten die Gründe für die herben Verluste, die Lottogewinner die komplette Existenz kosten kann.
Sehr oft liegen die Gründe im Hochmut vor dem Fall. Oder würden Ihnen 2.739 Euro pro Tag nicht auch ein wenig den Kopf verdrehen? Wir erzählen Ihnen die Geschichten von ehemaligen Lotto-Millionären, die schnell als Pleitegeier ihr Dasein fristeten.
Lotto-Lothar: Schlechtestes Beispiel für eine gute Gewinnanlage
Sie wollen Ihr Geld sinnvoll anlegen? Dann behalten Sie unbedingt das traurige Schicksal von Lotto-Lothar als Negativbeispiel im Hinterkopf. Im Jahre 1994 gewann der Deutsche auf einen Schlag 3,9 Millionen Mark, packte seine sieben Sachen und verflüssigte sein Geld überwiegend in Form von alkoholischen Getränken auf Mallorca. Er lud Freunde auf Partys ein, machte die Nacht zum Tag und verprasste sein Geld. Fünf Jahre später bekam er die Quittung für den Exzess: eine Leberzirrhose. Lotto-Lothar verstarb mit gerade einmal 53 Jahren, die Millionen waren bereits futsch.
Kein Einzelfall, wie Psychologen immer wieder erwähnen: Seinen Gewinn möglichst geheim zu halten und nicht an die große Glocke zu hängen, schaffen Lottogewinner nicht immer – wie auch der nächste Fall zeigt.
Bei David Lee Edwards wurde aus Demut Dummheit
Als sein Tippschein im Jahr 2001 plötzlich 41 Millionen US-Dollar wert war, ging David Lee Edwards damit sofort an die Öffentlichkeit. Allerdings mit dem guten Vorsatz, vernünftig zu bleiben: "Ich werde das Geld in Demut annehmen und empfinde es als ein Zeichen Gottes." Diese Einstellung hielt jedoch nicht lange an, denn bald kam der Werteverlust. Edwards leistete sich Einkäufe, die es in sich hatten: Mehrere Luxusschlitten, Megavillen, einen Privatjet für fast zwei Millionen Dollar, Flachbildfernseher im Kinoformat sowie zig Gold- und Diamantringe. Hinzu kamen die üblichen Steuerabgaben.
Irgendwann reichte ihm der Luxus nicht mehr. Edwards und seine Frau Shawna Maddux begannen, im Überfluss mit Drogen zu experimentieren und er infizierte sich an einer Nadel mit Hepatitis. Seine Frau zog die Reißleine und schickte Edwards die Scheidungspapiere direkt ans Sterbebett. Seiner einzigen Tochter hinterließ der Ex-Millionär nach seinem Tod keinen einzigen Cent. Er hatte ihr stets ein sorgenfreies Leben versprochen.
Michael Carroll: Vom Millionär-Dasein in die Keksfabrik
In Großbritannien gehört der Fall Michael Carroll zu den bekanntesten Pleitegeier-Geschichten ehemaliger Lottogewinner. Gerade volljährig, gewann Carroll 2002 in der "National Lottery" 9,7 Millionen Pfund und hatte offenbar keine guten Berater an der Seite. Jung und ungestüm warf er seinen Gewinn für Drogen, Glücksspiel und Frauen aus dem Fenster, landete zwischen 2004 und 2006 sogar einige Male hinter Gittern und bekam in der Heimat von der Presse den Namen "King of Chavs", grob übersetzt "Jogginghosen-König", verabreicht.
2012 war nach etlichen Verfehlungen das gesamte Geld weg und es folgte der Gang zum Arbeitsamt. Heute arbeitet Michael Carroll als Schichtarbeiter in einer Keksfabrik und verdient 204 Pfund die Woche. "Immerhin habe ich zehn Jahre wie ein Rockstar gelebt", blickt er auf die Zeit als Millionär zurück.
Wie Michael Broers seine 2,7 Millionen Mark verlor
Es sollte ein Neuanfang sein. 1994 investierte der Arbeitslose Michael Broers wie jede Woche 12 Euro in einen Tippschein und traute seinen Augen nicht: 3, 10, 13, 14, 23 und 28 lauteten die Zahlen für sechs Richtige. Und er hielt sie allesamt in seiner Hand. 2,7 Millionen Mark reicher wollte Broers es erst einmal ruhig angehen. In den ersten Wochen gab er "lediglich" 44.000 Mark für Luxusartikel aus, wie der "Spiegel" berichtet.
Die Selbstständigkeit war schon immer Broers Traum. Doch einen richtigen Businessplan für ein Autohaus und die elf neuen Mitarbeiter hatte er nicht. Es kam, wie es kommen musste: Die Personalkosten fraßen seine Rücklagen auf. In Flensburg sammelte Broers parallel wegen mehrerer Delikte Punkte. Als ihn Ende der Neunzigerjahre die Polizei anhielt und er für Verkehrsvergehen Strafe zahlen sollte, war sein Geld bereits restlos aufgebraucht.
Heute kann Broers darüber nur noch lachen. Inzwischen jobbt er als Mechaniker auf Montage zwischen Südfrankreich und Österreich. Von den Millionen sind ihm 70.000 Euro Schulden beim Finanzamt geblieben und die Einsicht, es beim nächsten Mal anders zu machen.
Wie gewonnen, so zerronnen. Nicht anders lassen sich diese Schicksale zusammenfassen. Aber glücklicherweise gibt es auch genügend Beispiele, die ganz andere Geschichten erzählen.
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